Essen-Kray. Ruine und Randale: Für das frühere Bad im Südpark in Essen-Kray ist ein Investor in Sicht. Wohnungsunternehmen Allbau erklärt mögliche Pläne.

Der jahrelange Vandalismus und Verfall könnte ein Ende haben: Es gibt neue Pläne für das ehemalige Bad am Südpark in Kray, das seit Jahren verrottet. Die Stadt verhandelt mit einem Investor. Läuft alles nach Plan, könnte der Allbau das Grundstück als neuer Eigentümer gestalten. Was dann auf die Bauruine folgen soll.

Dem einst so lebendigen Ort, an dem Kinder schwimmen lernten, Besucher und Besucherinnen sich zu Schwimmkursen oder zum Plaudern trafen, folgten erst ungebetene Gäste, wuchernde Natur und dann ein wachsender Unmut der Nachbarn wie Politiker. Sie sehen seit Jahren zu, wie das ehemalige, 1967 eröffnete Bad am Südpark verrottet, wie Bauzäune und Sicherheitsdienst vergeblich versuchen, Eindringlinge fernzuhalten.

Jugendliche verschafften sich immer wieder Zugang zu dem geschlossenen Bad in Essen

Zuvor waren es bis zu 75.000 Badegäste im Jahr in den besten Zeiten. Bevor das Bad schließlich 2014 für immer geschlossen wurde, machte es dann jedoch nicht nur enorme Verluste, auch der Sanierungsstau war enorm gewachsen. Aus einem Masterplan Sport wurde seinerzeit nichts. Wachstum gab es dann lediglich noch bei den Büschen und Bäumen, die das Gelände eroberten und es dabei bis aufs Dach schafften.

Die Natur hat sich das Grundstück in Essen-Kray inzwischen erobert.
Die Natur hat sich das Grundstück in Essen-Kray inzwischen erobert. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zu lesen ist vor dem Gebäude noch „Bad am Südpark“ und „Gesundheitszentrum“ auf dem Schild am Bürgersteig. Erinnerungen an bessere Tage, die Immobilie selbst ist vor lauter Grün im Sommer auf den ersten Blick kaum noch sichtbar. Eintritt haben sich Jugendliche offenbar immer wieder verschafft, dazu den Bauzaun, der als Absperrung diente, zu Boden geworfen. Es sollen Videos im leerstehenden Bad gedreht worden und im Internet gelandet sein, dort gilt der Ort längst als Lost Place. Es sollen Drogen im Spiel gewesen sein, von Konsum und Handel wurde berichtet, von Randale und Polizeieinsätzen. Da fühlte sich dann längst nicht mehr jeder Anwohner sicher.

Die Politik hakte auch mit Blick auf diese Missstände jahrelang immer wieder bei der Stadt nach. Zuletzt sprach die Verwaltung bereits von einem Kitabau, der geprüft werden solle. Gleichzeitig ging es noch um planungsrechtliche Fragen und den Bebauungsplan, den es anzupassen galt, sowie um „besondere Herausforderungen für das künftige Baukonzept“, erklärte die Stadt und meinte Probleme und Risiken. Dabei ging es etwa um Bodenbeschaffenheit, Abbruch des Altgebäudes, Herrichtung und Kalkulation einer Erschließung sowie Wegerechte für Nachbareigentümer. Die könnten immerhin den Kauf weiterer benötigter Grundstücke erschweren, fürchteten einige Bezirksvertreter.

Politik lobte sogar Wettbewerb für das ehemalige Essener Bad aus

Einst beliebtes Schwimmbad, steht die Immobilie in Essen-Kray inzwischen seit Jahren leer. (Archivbild)
Einst beliebtes Schwimmbad, steht die Immobilie in Essen-Kray inzwischen seit Jahren leer. (Archivbild) © WAZ FotoPool | Sebastian Konopka

Andere blieben mit Blick auf die vielen Jahre Leerstand skeptisch, ob sich jetzt tatsächlich etwas bewege, preschten schließlich mit der Idee vor, einen Wettbewerb für Studierende auszuloben. Als Preisgeld stellte die Bezirksvertretung immerhin 1000 Euro für diejenigen zur Verfügung, denen ein Plan für eine konkrete Folgenutzung des früheren Bades am Südpark gelingen sollte. Damit hätten sie durchaus provozieren wollen, gesteht Stefanie Kuhs (CDU). Nun sei der Wettbewerb ohnehin vom Tisch, da sich offenbar ein Investor gefunden habe, hofft sie.

Allbau baut Kitaplätze aus

Der Allbau möchte nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren, wenn es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen, weitere Kitas mit rund 400 Plätzen schaffen und damit auch seinen Kunden diesen Familienservice durch qualifizierte Kinderbetreuung in Wohnungsnähe anbieten.Aktuell hat Allbau 22 Kitas mit über 1300 Plätzen, davon ein Drittel für Kinder unter drei Jahren. Seit 2013 sind elf neue Kitas entstanden. Sie seien häufig Eckpfeiler in Stadtteilentwicklungsprojekten. An der Dilldorfer Allee in Kupferdreh baut die Allbau-Gruppe derzeit auf einem rund 4000 qm großen Grundstück am Eingang der Dilldorfer Höhe eine vierzügige Kita mit 16 darüber liegenden öffentlich geförderten Mietwohnungen und einem Kiosk. Die Übergabe der Kita für rund 80 Kinder an den Betreiber KinderHut gGmbH findet voraussichtlich im Oktober 2023 statt.Gegenüber einem neuen Mehrfamilienhaus mit 15 öffentlich geförderten Mietwohnungen entsteht wiederum im Westen an der Altendorfer Markscheide eine Kita für 90 Kinder. Betreiber der vierzügigen Kita werde der Verein für Kinder und Jugendarbeit e.V. (VKJ).

„Die Stadt Essen und die Allbau GmbH sind sich dem Grunde nach über den Erwerb des ehemaligen Bades am Südpark einig“, sagt Allbau-Sprecher Dieter Remy. Zurzeit werde der Kaufvertrag über das rund 5200 Quadratmeter große Grundstück abgestimmt. Nach dem Abriss des ehemaligen Bades seien die Errichtung einer sechs-gruppigen Kindertagesstätte und bis zu fünf Einfamilienhäuser geplant, sagt er und ergänzt gleich: „Sowohl die Realisierung einer Kita und damit auch der Grundstückserwerb ist in Abhängigkeit zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Projektes zu sehen.“

Verhandlungen und Gespräche mit der Stadt Essen laufen

Im Winter lässt sich ohne Laub und Grün der Verfall des Gebäudes in Essen-Kray besser erkennen, Scheiben sind eingeschlagen oder mit Stahlblechen verschlossen.
Im Winter lässt sich ohne Laub und Grün der Verfall des Gebäudes in Essen-Kray besser erkennen, Scheiben sind eingeschlagen oder mit Stahlblechen verschlossen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Denn die allgemeine Baukosten- und Zinsentwicklungen ließen eine auskömmliche Umsetzung des Vorhabens aktuell nicht zu, da die Kita-Finanzierung des Landes NRW die allgemeine, preistreibende Marktentwicklung bislang nicht aufgegriffen habe. „Wir sind parallel mit dem zuständigen Geschäftsbereich der Stadt Essen in Gesprächen, um diesen Zielkonflikt aufzulösen“, sagt Remy.

„Sollten diese Gespräche tatsächlich erfolgreich abgeschlossen werden, wäre dieser Kita-Neubau ein weiterer Mosaikstein im Rahmen unseres flächendeckenden Ausbaus von Kindertagesstätten in Essen“, hofft er aus sicht des städtischen Wohnungsbauunternehmens. Für Anwohner und Anwohnerinnen würden damit nicht nur Kita und Wohnraum geschaffen, vor allem wäre ein Schandfleck samt der Unruhen verschwunden.