Michaela Borkowski packt da an, wo sie gebraucht wird. Besonders notleidende Kinder in Togo liegen ihr am Herzen.

Essen. „Ich finde, meine Oma hat verdient, mal erwähnt zu werden, da sie immer erst an andere denkt, bevor sie an sich denkt. Und nebenbei ist sie noch die beste Oma der Welt.“ Dies ist ein Auszug aus der E-Mail von Jermaine, mit der er seine Oma Michaela Borkowski als „Alltagsheldin“ vorgeschlagen hat. Als Heldin empfindet sich die 59-Jährige nicht, soziales Engagement – so viel muss sie zugeben – zieht sich allerdings wie ein roter Faden durch ihr Leben. „Zu meinen Tätigkeiten kam ich aber immer wie die Jungfrau zum Kinde. Ich habe die Aufgaben nie gesucht, sie haben mich gefunden“, sagt sie. Dabei standen und stehen Kinder stets im Mittelpunkt. „Als meine Tochter damals im Kirchenchor gesungen hat, habe ich zum Beispiel Charity-Konzerte für das Altenessener ,Spatzennest’ organisiert, eine Aufnahmeeinrichtung des Kinderschutzbundes für Mädchen und Jungen, die Opfer von Vernachlässigung, Missbrauch oder häuslicher Gewalt geworden sind“, erinnert sich Michaela Borkowski.

„Menschen wie Frau Borkowski sind das Salz unserer Gesellschaft.“

Frank Skrube 
Marketingleiter Wohnbau e
G

Später dann, als ihr Enkel Jermaine begann, im Verein Fußball zu spielen, war die Oma immer mit von der Partie. Als der Junge schließlich bei der SG Schönebeck spielte, betreute Michaela Borkowski die kleinen Kicker bald bei Auswärtsspielen, kümmerte sich um Trikots, Ordnung in der Kabine, wurde quasi zur Mutter der Kompanie. Und dann hörte der Trainer auf. „Ich hatte nebenher bereits viele Fortbildungen für die Jugendarbeit gemacht, und Fußball war sowieso immer mein Ding. Da stand ich dann plötzlich nicht mehr nur neben dem Spielfeld, sondern auf dem Platz.“ Zwölf Jahre lang – von der F- bis zur B-Jugend – trainierte sie fortan die Mannschaften ihres Vereins. Im Januar dieses Jahres hörte Michaela Borkowski auf, um den Jüngeren das Feld zu überlassen – und um noch mehr Zeit für ihre zweite Herzensangelegenheit zu haben: die Afrikahilfe.

Michaela Borkowski mit Yao Dodji Bruce
Michaela Borkowski mit Yao Dodji Bruce © Privat | Unbekannt

Waisenhaus in Togo

„Afrika hat mich schon lange interessiert, weil mein Enkel einen togoischen Vater hat.“ Und manchmal verbindet sich im Leben alles. Michaela Borkowski blickt zurück: „Eines Tages sah ich im Verein einen Aushang von Bruce & Charity Brothers am schwarzen Brett, auf dem um Sach- und Geldspenden für das Kinderheim von Mother Charity in Togo gebeten wurde. Da habe ich sofort Kontakt zu Yao Dodji Bruce aufgenommen und meine Unterstützung angeboten.“ Seither ist sie unermüdlich für das größte Waisenhaus Togos im Einsatz. Rund 80 Kinder vom Kleinkindalter bis 18 Jahren leben dort, die ernährt, gekleidet, unterrichtet und medizinisch versorgt werden wollen. Der Kreativität und Einsatzbereitschaft von Michaela Borkowski sind keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Akquirierung von Sachmitteln und Geld für ihre kleinen Schützlinge geht: „Waffelbacken, Torwandschießen, Charity-Veranstaltungen, Sponsorensuche – alles für den guten Zweck“, sagt sie.

Klassenraum in Togo namens Schönebeck

Dank ihres Einsatzes und Ideenreichtums sind bereits unzählige Geld- und Sachspenden dort angekommen, wo sie dringend benötigt werden. Darunter auch wichtiges Baumaterial für Klassenzimmer. „Ein Unterrichtsraum in Togo trägt den Namen SG Schönebeck 1968, weil er komplett durch unsere Spenden realisiert werden konnte“, so Michaela Borkowski. Was sie besonders freut: „Es ist uns gelungen, die Operation eines kleinen Jungen zu finanzieren, der mit völlig verdrehten Beinen zur Welt gekommen war und nicht laufen konnte. Heute ist er wieder quicklebendig.“

Wie viele Stunden am Tag sie ehrenamtlich im Einsatz ist, vermag sie nicht zu sagen. „Ich rechne das nicht auf. Ich kümmere mich so lange, bis alles läuft“, so die pragmatische Essenerin. Allergisch reagiert sie darauf, wenn sie gefragt wird, warum sie sich so sehr für Afrika engagiere, wo es doch auch hier genug Probleme gebe. Denn die Frage nach dem Warum habe sich ihr noch nie gestellt. Ihre lakonische Gegenfrage laute dann schlicht: „Warum denn nicht?“ Bald möchte Michaela Borkowski sich endlich einen langgehegten Traum erfüllen: „Dann werde ich gemeinsam mit meinem Enkel nach Togo reisen, um das Land seiner Wurzeln persönlich kennenzulernen.“

Ein Leben ohne soziales Engagement – für Michaela Borkowski undenkbar. „Ich werde mich für benachteiligte Kinder einsetzen, solange ich atme.“

Auch Fußballschuhe und -trikots wurden bereits nach Togo geschickt.
Auch Fußballschuhe und -trikots wurden bereits nach Togo geschickt. © Privat | Unbekannt

Jeder Beitrag zählt:
Wohnbau eG und FUNKE stellen Alltagshelden vor

Die Geschichte von Michaela Borkowski ist eine von vielen unserer Alltagshelden-Serie. „Das ist noch einmal ein Paradebeispiel für Alltagshelden, die denjenigen helfen, die es am nötigsten haben“, zollt Frank Skrube, Marketingleiter der Wohnbau eG Respekt. „Ein nachahmungswürdiges Projekt.“ Die Wohnungsgenossenschaft hatte sich zusammen mit FUNKE auf die Suche nach Menschen gemacht, die im Ehrenamt Außergewöhnliches leisten – eben Alltagshelden. Viele Leute sind sozial engagiert, ohne groß darüber zu sprechen“, so Frank Skrube. „Einige wollten wir stellvertretend einmal ins Rampenlicht stellen.“ Um so vielleicht auch Anregungen zu geben für alle, die sich ebenfalls engagieren möchten, aber noch nicht wissen, in welchem Bereich – und wie ein erster Schritt aussehen könnte. Fest steht: Gesellschaftliches Zusammenleben funktioniert nur wirklich gut mit sozialem Engagement, mit Wort und vor allem Tat. Mit Menschen für Menschen. Gerade auch in schwierigen Zeiten. Hoffnung hat Frank Skrube: „Lange Zeit haben wir alle eher an uns selbst gedacht. Die gegenwärtigen Krisen, allen voran der Krieg in der Ukraine, haben aber zu einem Wertewandel geführt, wieder mehr füreinander da sein zu wollen. Wir interessieren uns wieder mehr für unsere Mitmenschen. So nehme ich das jedenfalls wahr. Und jeder Beitrag ist wichtig.“

Infos zum Ehrenamt gibt es bei der
Ehrenamt Agentur EssenWeb: www.ehrenamtessen.deTelefon: 8 39 14 90Mail: info@ehrenamtessen.de