Als Grüne Dame widmet Leila Gudusch (80) ihre Freizeit den Patienten der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte.
In einem Alter, in dem andere bereits selbst auf fremde Hilfe angewiesen sind, stellt Leila Gudusch sich nach wie vor in den Dienst der guten Sache. Seit 13 Jahren kümmert sich die mittlerweile 80-Jährige als Grüne Dame in den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte um die Patienten, schenkt ihnen ein Ohr, erledigt kleine Besorgungen oder liest ihnen vor. Der Besuchs- und Begleitdienst ist vor allem für jene wichtig, die kaum oder gar keinen Besuch von Familie und Freunden bekommen. „Besonders vor einer Operation sind die Menschen oft sehr nervös und freuen sich über ein wenig Ablenkung“, berichtet die gebürtige Finnin, die es 1964 der Liebe wegen nach Essen zog.
„Bis ins hohe Alter immer im Dienst des Gemeinwohls – großartig.“
Frank Skrube,
Marketingleiter Wohnbau eG
Unbekanntes Terrain hat sie mit der Übernahme ihres Ehrenamtes indes nicht betreten. Denn bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 2006 hatte sie Jahrzehntelang im Krankenhauslabor gearbeitet. 2009 sprach eine Bekannte sie an, die bereits als Grüne Dame tätig war. „Mach doch mit“, schlug sie Leila Gudusch vor. Die war schnell überzeugt und nahm am Vorbereitungskurs teil: „Da lernt man Dinge wie Gesprächsführung und aktives Zuhören. Man lernt, wie man Menschen positiv bestärkt, was besonders bei Kranken sehr wichtig ist. Zu verankern, dass die Krankheit vorbeigeht und man sich auf ein Leben in Gesundheit freuen kann.“
Wenn Ungewissheit Angst macht
Ein bis zweimal pro Woche streift sie seither den namensgebenden grünen Kittel über, an dem die Grünen Damen und Herren zu erkennen sind und kümmert sich je drei Stunden um die Belange der Patienten. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal, das am besten weiß, wer gerade besonders viel Zuspruch benötigt.
Und dann macht Leila Gudusch ihre Runde: „Ich komme auf die Station, begrüße die Menschen, stelle mich vor und biete Unterstützung an. Die meisten sind sehr offen und erzählen recht gern von sich, ihrem Leben und ihrer Krankengeschichte. Dann gibt es die, die sich Sorgen um die Zukunft machen, die nicht genau wissen, wie sich ihr Leben nach dem Krankenhausaufenthalt gestalten wird. Die nicht wissen, an wen sie sich wenden können, wenn Hilfe und Pflege organisiert werden müssen. So etwas ist besonders für ältere Menschen sehr belastend. Eine Fachberatung kann ich natürlich nicht vornehmen, wohl aber an die zuständigen Abteilungen verweisen.“
Das positive Feedback gibt viel Kraft
Als lästige Verpflichtung empfindet Leila Gudusch diese Tätigkeit nie – im Gegenteil: „Ich freue mich auf jeden meiner Einsätze, weil ich den Kontakt zu den Menschen liebe und mich in diesem Krankenhaus geradezu heimisch fühle. Das positive Feedback meiner Gesprächspartner gibt mir viel Kraft – ein Ehrenamt ist ein Geben und Nehmen.“
Ans Aufhören denkt Leila Gudusch noch nicht, auch wenn sie, wie sie sagt, bereits ein wenig nachlasse. „Augen, Gelenke und Gehör – das war alles schon mal besser, aber noch geht es. Außerdem kann ich noch gar nicht aufhören, denn wir Grünen Damen und Herren sterben aus. Als ich anfing, waren wir zehn, nun sind wir drei, alle über 70 Jahre alt – und niemand rückt nach.“
Nachwuchs ist dringend vonnöten
Es würde sie freuen, wenn sich mehr Menschen für dieses wichtige Ehrenamt begeistern könnten. „Verschwiegenheit, Kontaktfreude, Empathie, Aufgeschlossenheit und ein paar Stunden Zeit pro Woche – mehr braucht es nicht, um bei uns mitzumachen“, sagt sie und strahlt.
Dass das Engagement von Leila Gudusch keinesfalls alltäglich ist, belegen die zahlreichen Auszeichnungen und Würdigungen, die sie bereits für ihr ehrenamtliches Wirken erhalten hat. Da allerdings winkt sie energisch ab:
Es tut gut, sich zu engagieren
„Das derart hervorzuheben, ist mir eher unangenehm. Was ich tue, ist aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich sollte jeder, der gesund und fit ist und außerdem ausreichend Zeit hat, sich fürs Gemeinwohl engagieren. Caritas und Diakonie zum Beispiel suchen händeringend nach Helfern.“
Wer noch zweifele, dem könne sie versichern: „Nahezu jedem würde es guttun, ein Ehrenamt zu übernehmen, weil es auch dem eigenen Leben einen besonderen Sinn gibt.“
Jeder Beitrag zählt:
Wohnbau eG und FUNKE stellen Alltagshelden vor
Die Geschichte von Leila Gudusch ist eine von vielen unserer Alltagshelden-Serie. „Das ist noch einmal ein Paradebeispiel für Alltagshelden, die denjenigen helfen, die es am nötigsten haben“, zollt Frank Skrube, Marketingleiter der Wohnbau eG Respekt. „Ein nachahmungswürdiges Projekt.“ Die Wohnungsgenossenschaft hatte sich zusammen mit FUNKE auf die Suche nach Menschen gemacht, die im Ehrenamt Außergewöhnliches leisten – eben Alltagshelden. Viele Leute sind sozial engagiert, ohne groß darüber zu sprechen“, so Frank Skrube. „Einige wollten wir stellvertretend einmal ins Rampenlicht stellen.“ Um so vielleicht auch Anregungen zu geben für alle, die sich ebenfalls engagieren möchten, aber noch nicht wissen, in welchem Bereich – und wie ein erster Schritt aussehen könnte. Fest steht: Gesellschaftliches Zusammenleben funktioniert nur wirklich gut mit sozialem Engagement, mit Wort und vor allem Tat. Mit Menschen für Menschen. Gerade auch in schwierigen Zeiten. Hoffnung hat Frank Skrube: „Lange Zeit haben wir alle eher an uns selbst gedacht. Die gegenwärtigen Krisen, allen voran der Krieg in der Ukraine, haben aber zu einem Wertewandel geführt, wieder mehr füreinander da sein zu wollen. Wir interessieren uns wieder mehr für unsere Mitmenschen. So nehme ich das jedenfalls wahr. Und jeder Beitrag ist wichtig.“
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