Essen. Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen ist 60 Jahre alt. Sie zählt zu den kleinen im Lande und ist stolz auf ihre Dynamik.
Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen zählt im nationalen Vergleich zu den eher jungen im Land. „Wir sind klein, aber dynamisch“, sagte Dekan Jan Buer selbstbewusst anlässlich des runden Geburtstages: Die Fakultät ist vor genau 60 Jahren gegründet worden. Schauplatz der unterhaltsamen und eher nach vorne schauenden Geburtstagsparty mit 200 Gästen war das Audimax am Campus Essen.
Aktuell zählt die Fakultät 130 Professorinnen und Professoren, 2000 Studierende und 1500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Sportler, Mediziner und Politiker wie der Oberbürgermeister zählten zu den Gratulanten. In seinem „60 Jahre – 60 Sekunden“-Statement sprach Thomas Kufen von einer Erfolgsgeschichte. „Wir sind heute Medizinstandort Nummer eins in der Region“, sagte er, und fügte ein kontrastreiches Stereotyp aus den Pioniertagen der Fakultät hinzu: „Als der Himmel über Essen noch rußgeschwärzt war, zogen sich junge Menschen den weißen Kittel an.“ Trainer-Legende Otto Rehhagel, ein treuer Unterstützer der Universitätsmedizin, verband persönliche Erinnerungen mit dem Jahr 1963, denn man schrieb zugleich das Gründungsjahr der Bundesliga. „Ich spielte gegen Weltmeister Max Morlock von Nürnberg, einen Helden meiner Jugend.“
Künstliche Intelligenz kann den Arbeitsalltag im Krankenhaus revolutionieren
Sabine Heinrich, die bekannte WDR-Hörfunkmoderatorin, führte durch den kurzweiligen Abend aus Talkrunden und Kurz-Interviews, den die „Joker Beats“, ein Quartett aus Geigen, Cello und Drums, mit Ohrwürmern der jüngeren Pop-Geschichte aufpeppte. Das Resümee der Journalistin, sie werde nun schlauer nach Hause fahren, als sie gekommen sei, dürfte auch auf viele andere im Publikum zugetroffen haben. Denn im Audimax wurde eine wirksame Dosis Wissensvermittlung verabreicht mit einem durchweg optimistischen Blick in die nahe Zukunft: Stichwort: KI – künstliche Intelligenz.
Die Professorinnen Hannah Bast (Freiburg) und Jutta Richter (Düsseldorf) sprachen zum Thema „KI - Zwischen Revolution und Rohrkrepierern“. Erstere vermutet, dass es in Zukunft ein intensiveres Miteinander zwischen Mensch und KI geben werde. „Denn was in den letzten Jahren passiert ist, ist unglaublich.“ Jutta Richter wiederum berichtete, dass sie die KI in ihrem Arbeitsalltag gerne bei Therapieentscheidungen zurate ziehe. Ihre Prophezeiung: „Sie übernehmen morgen nicht unsere Jobs, aber sie werden mächtige Agenten.“
Ein anschauliches Beispiel für Chancen und Nutzen von KI – etwa in der Notaufnahme eines Krankenhauses – lieferten die Forscherinnen Giulia Baldini und Katarzyna Borys vom Institut für Künstliche Intelligenz anhand einer neuen Technologie-App namens WhisperMed. Sie erlaubt es, medizinische Texte in beliebige Sprachen zu übersetzen. Die Live-Vorführung vor Publikum klappte tadellos: Eingesprochene Texte in den Sprachen Urdu, Portugiesisch und Spanisch wurden in Sekundenschnelle und in korrekter Übersetzung in Schriftform gebracht.
„Hohes Maß an Solidarität“: Veteran erinnert an die Anfangstage
Die Medizinische Fakultät steht seit der Gründung im Spannungsfeld aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Das „Skills Lab“ zeigte im Audimax, wie Medizinstudentinnen und -studenten an einem Simulationspatienten nach einem gestellten Sturz von der Trittleiter den Ernstfall üben, bevor sie auf echte Patienten treffen. „Lieber ein Mal live dabei, als Tausend Mal gehört“, sagte Cynthia Szalai, die Leiterin des Skills Lab.
Die angehende Ärztin Pia Tüller berichtete, dass sie sich durch ihr Studium sehr gut auf ihr Praktisches Jahr vorbereitet fühle. Sie wünsche sich, dass das Bedside-Teaching am Krankenbett, also das Lernen an Patienten, noch intensiver durch erfahrene Mediziner betreut werde.
Zu den anrührenden Momenten des Geburtstags-Events zählte der charmante Rückblick eines Veterans der Fakultät. Prof. Dr. Dr. Christian Streffer (88), ehemaliger Leiter des Instituts für Strahlenbiologie, erinnerte an die Anfangstage, als ein „hohes Maß an Solidarität“ und ein „familiäres Miteinander“ die Fakultät beherrschten. Die Kehrseite: In den 1960er Jahren hätten Frauen an der Fakultät ein Schattendasein geführt. Umso lobenswerter sei der hohe Frauenanteil heutzutage.
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