Essen-Freisenbruch. Die letzten Bewohner sind aus dem DRK-Heim in Essen-Freisenbruch ausgezogen. Das ist fast zwei Jahre her. Was mit dem Hochhaus passieren soll.
Die Menschen sind aus dem ehemaligen DRK-Heim längst ausgezogen, das Hochhaus in Freisenbruch steht seitdem leer. Viele Nachbarn fragen sich daher weiterhin, was eigentlich mit der Immobilie an der Minnesängerstraße passiert. Eigentümerin Vonovia vertröstet sie, während manche sich immer mehr Sorgen um Verfall und Vandalismus machen. Sie berichten von Licht, das sie nachts gesehen hätten.
Nach wie vor beabsichtige das Wohnungsunternehmen Vonovia als Eigentümerin, die Immobilie zu verkaufen, bestätigt Sprecherin Bettina Benner. „Unser Vertrieb befindet sich dazu mit mehreren Kaufinteressenten in Gesprächen, eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen“, sagt sie zum aktuellen Stand.
Schließung des DRK-Heims in Essen-Freisenbruch betraf Ende 2021 noch 90 Bewohner
Die Geschichte des Seniorenheims ist lang: Einst lebten bis zu 245 Senioren und Seniorinnen in dem Heim, das vom DRK betrieben wurde und das im Wohnviertel zwischen dem Bergmannsfeld und der Bochumer Landstraße liegt. Das zehn Etagen hohe Gebäude wurde vor knapp 50 Jahren erbaut, es soll lange Zeit das größte in Essen und auch im Umfeld gewesen sein. Bevor die letzten Bewohner dann ausziehen mussten, waren jedoch ohnehin nicht mehr alle Etagen belegt, vier wurden lediglich noch genutzt. Die Schließung betraf Ende 2021 noch 90 Senioren und Seniorinnen.
Da hatten sich die Anforderungen an ein Heim längst geändert, galt das Haus laut Vonovia als technisch veraltet. Pläne, das Haus umzugestalten, gab es bereits fünf Jahre zuvor. Eine Idee lautete: Kindertagesstätte, Pflege und betreutes Wohnen unter einem Dach zu schaffen. Umgesetzt wurde das nicht. Stattdessen kündigte das DRK den Mietvertrag zum 15. Mai 2020. Damals blieb die Herausforderung, Übergangslösungen für die Bewohner zu finden. Die tat sich mit dem Marienhospital auf, das leer stand.
Essener zogen zunächst in das leerstehende Marienhospital
Das DRK reagierte, die Menschen kamen nach Altenessen. Da dieser Umzug innerhalb weniger Wochen erfolgen sollte, gab es von Angehörigen allerdings auch harsche Kritik am Umgang mit den alten Menschen. Zumal diese bis zu 18 Monate im Marienhospital bleiben sollten, um nochmals umzuziehen – dann in verschiedene Pflegeeinrichtungen im Stadtgebiet.
Das DRK wies die Vorwürfe als Mieter zurück, verwies auf Vonovia. Eine Sanierung im laufenden Betrieb sei technisch nicht möglich und eine Schließung infolgedessen unumgänglich, erklärte wiederum seinerzeit Sprecherin Bettina Benner und schätzte die Gesamtsumme der Sanierungskosten auf einen siebenstelligen Betrag. Da war noch die Rede von Entkernung oder Abriss, damit neuer Wohnraum entstehen könne.
Bau aus den 1970ern in Essen-Freisenbruch ist zu groß für zeitgemäße Pflegeeinrichtung
Was auch immer an der Minnesängerstraße 76 passieren wird, Vonovia wird die Pläne wohl nicht mehr selbst umsetzen – stattdessen soll ein Käufer gefunden werden. Vor einem Verkauf gilt es nun, einige Hürden zu nehmen. „Aufgrund der heutigen, gesetzlichen Begrenzung der zulässigen Bettplätze in Pflegeeinrichtungen ist der vorhandene Baukörper aus den 1970er Jahren viel zu groß für eine zeitgemäße Pflegeeinrichtung“, sagt Bettina Benner. Somit werde zumindest eine teilweise Umnutzung des Gebäudes erforderlich.
„Der Bebauungsplan der Stadt Essen sieht an dieser Stelle jedoch eine reine Pflegenutzung vor“, ergänzt sie zur Komplexität. Diese ziehe jetzt einen erheblichen Abstimmungsbedarf zwischen Käufer, Verkäufer und der Stadtverwaltung Essen nach sich. Insofern werde der Verkaufsprozess noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Vonovia setzte Sicherheitsdienst von Anfang an in Essen-Freisenbruch ein
Mit Blick auf die Befürchtungen, das leerstehende Gebäude könne bis zum endgültigen Verkauf Randalierer anziehen und für Unruhe in der Nachbarschaft sorgen, erklärte Bettina Benner: „Bis dahin gibt es nun einen Wachdienst. „Diesen haben wir mit der turnusmäßigen Sicherheitskontrolle der Liegenschaft beauftragt, deshalb wurde wohl in der Nacht das Licht von Anwohnern bemerkt.“
Der Sicherheitsdienst sei von Beginn an eingesetzt, nicht weil es Vandalismus gegeben habe, sondern um diesem vorzubeugen, sagt sie und schränkt ein: „Natürlich kann dies bei leerstehenden Gebäuden trotz allem keine 100-prozentige Sicherheit bieten.“