Essen-Steele. Die erste Bahnstation, eine Drehscheibe und die Weiterfahrt mit der Postkutsche: Essener nimmt mit auf die Reise – Tour zur Eisenbahngeschichte.

Wo sich heute das Lokal La Cave befindet, war einst die Gaststätte Felsenkeller: Genau dort zweigte auch die Bahnstrecke nach Altendorf/Ruhr von der Strecke Steele-Überruhr-Wuppertal ab. Es ist nur eine Stelle, an die Harald Vogelsang vom Steeler Archiv bei seinem eisenbahn-historischen Spaziergang am Samstag, 25. März, führen wird. Dabei erfahren Teilnehmer vieles aus der Geschichte der Eisenbahn, an manches werden sie sich vielleicht noch erinnern.

Vor dem La Cave etwa war eine Kreuzung mit der Straßenbahnlinie Nierenhof-Steele notwendig. So hatten Straßenbahn und Straße eigene Schranken. „Heute verläuft die Straße wie die Gleise der Straßenbahn, während die frühere Straße von Bussen genutzt wird“, berichtet Harald Vogelsang und zeigt eine Aufnahme von 1954, die sich wie zahlreiche andere in der Sammlung des Steeler Archivs befindet.

Essener schrieb Buch zur Eisenbahn in Steele

260 Bildern der Bilder hat Harald Vogelsang bereits samt Texten zu einem Buch über die Eisenbahnhistorie verfasst („Die Eisenbahn in Steele in historischen Ansichten“), nun möchte er Interessierten vor Ort über die Entwicklung und frühere Gegebenheiten erzählen. Als er selbst 1975 nach Steele zog, da gab es abgesehen von der Großsanierung des Stadtteils, die zu der Zeit lief, bereits seine große Faszination für Eisenbahnen.

Mit einem seiner Modelle: Harald Vogelsang vom Steeler Archiv beschäftigt sich mit Eisen- und Straßenbahnen – in jedem Format.
Mit einem seiner Modelle: Harald Vogelsang vom Steeler Archiv beschäftigt sich mit Eisen- und Straßenbahnen – in jedem Format. © Unbekannt | Henning Hagemann

Diese Begeisterung führte unter anderem dazu, dass der frühere Lokführer das Eisenbahn-Museum in Bochum-Dahlhausen, das zum Teil auch auf Horster Gebiet liegt, mit aufgebaut hat. Auch einen Waggon hat er einst gekauft, hat von der Bahn ein Grundstück gemietet. Als Heizer und Lokomotivführer bot er Dampflokomotivfahrten an. Im kleineren Format beschäftigt er sich daheim mit seinem Hobby und baut Modelle der Bahnhöfe wie das von Steele-Ost.

Die Anfänge der Eisenbahn in Essen liegen in Überruhr

Historische Führungen rund um Eisen- und Straßenbahnen in alle Himmelsrichtungen hat der 83-Jährige bereits angeboten („ich kann ja nichts anderes“), bei der aktuellen Runde liegen ihm nun die Anfänge der Eisenbahn in Essen am Herzen. Die Stationen beim historischen Spaziergang befinden sich daher auf beiden Seiten der Ruhr. Denn die Anfänge liegen in Überruhr, so wird er die Teilnehmer dorthin führen, wo es den ersten Bahnhof der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn bereits 1847 gab.

Die Einmündung der Umgehungsbahn am Bahnübergang Dahlhauser Straße (Sonderzug mit Dampflok 44 481): Beim historischen Rundgang werden die Teilnehmer auch viele dieser historischen Bilder sehen.
Die Einmündung der Umgehungsbahn am Bahnübergang Dahlhauser Straße (Sonderzug mit Dampflok 44 481): Beim historischen Rundgang werden die Teilnehmer auch viele dieser historischen Bilder sehen. © Steeler Archiv | Bild

Harald Vogelsang möchte etwa die Eisenbahnbrücken, den ehemaligen Bahnhof „Steele gegenüber“, den Endpunkt der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, die Zechenbahn der Zechen Gewalt und Theodor zur Bahnlinie Überruhr–Altendorf/R. (Burgaltendorf) sowie den Nachkriegsbahnhof „Posten 1“ und den Endpunkt der Mariannenbahn ansteuern.

Früher musste man mit der Fähre nach Essen-Steele übersetzen

Für den Ausflug packt er Bilder und Lagepläne ein, um zu zeigen, wie es einst an den Stationen ausgesehen hat. Dazu gibt es zahlreiche Informationen, wie die zum Bahnhof „Steele gegenüber“, der trotz dieser Bezeichnung in Überruhr lag. Dieser lag nahe des La Caves. „Da es damals die Ruhrbrücke noch nicht gab, musste man von dort mit der Fähre nach Steele übersetzen“, berichtet Harald Vogelsang. Mangels Eisenbahn ging es damals dann weiter mit der Postkutsche nach Essen.

Der historische Rundgang

Der historische Rundgang mit Harald Vogelsang vom Steeler Archiv beginnt am Samstag, 25. März, 14.30 Uhr. Treffpunkt ist das Steeler Archiv, Hünninghausenweg 96. Die Führung dauert etwa zwei Stunden, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnehme ist kostenlos.Der Rundgang endet am der S-Bahnhof Essen-Horst. Von dort ist die Rückfahrt (eigenes Ticket) oder der Rückweg zu Fuß nach Steele möglich.

Was ebenfalls in Nähe des Lokals existierte, war eine Drehscheibe. „Hier wurden die Loks für die Rückfahrt gedreht“, sagt der Eisenbahnexperte. Was an dieser Stelle geblieben sei, das sei die Straße mit dem Namen „Drehscheibe“, fügt Harald Vogelsang hinzu.

Wer sich mit ihm auf die Tour begibt, erfährt noch so einiges über den Schienenverkehr in und rund um Steele. Nun hofft der 83-Jährige vor allem auf gutes Wetter, damit sie sich die Fotos in Ruhe werden anschauen können. Ansonsten gibt es einen anderen Fahrplan, um die Bilder im Trockenen zu gucken: „Wenn die Teilnehmer nach dem Rundgang noch lustig sind, kehren wir anschließend gern bei Großjung ein.“