Essen.

Am 1. Oktober sollen die ersten Mieter ins Generationenkult-Haus einziehen. Bei dem Projekt von Unperfekthaus-Gründer Reinhard Wiesemann sollen verschiedene Generationen auf fünf Etagen miteinander leben und arbeiten.

Im Dachgeschoss, der fünften Etage des ehemaligen Pfandleihhauses an der Viehhofer Straße 31, wird Reinhard Wiesemanns Vision greifbar. Noch ist es nicht mehr als ein Stahlträgergerüst umgeben von einer Dachterrasse, die Ausblicke bis zur Schalker Arena, auf Zollverein und die Hochhaus-Skyline der Essener City gewährt. In wenigen Wochen sollen Glasscheiben installiert sein, eine Küche und ein Kühlschrank, der niemals leer wird, „wir kümmern uns ums Auffüllen und die Mieter zahlen für das, was sie verbrauchen. „Das Dachgeschoss“, sagt Wiesemann, der mit dem Unperfekthaus Erfolg hat und mit dem Generationenkult-Haus eine weitere kreative Idee verwirklicht, „wird die Etage, in der man zusammen kommt, kocht, redet, die Etage, die Begegnung ermöglicht.“

Man braucht ein wenig Fantasie, um Wiesemanns Vision von Arbeiten und Leben verschiedener Generationen auf fünf Etagen zu folgen. Fertig ist bislang einzig das Erdgeschoss, das die „Ladengemeinschaft“ beherbergt, eine Art überdachten Marktplatz mit zahlreichen Klein-Geschäften. Darüber ist und entsteht noch Wohnraum.

Alle Gemeinschaftseinrichtungen dürfen genutzt werden

Die Liste der Mietinteressenten ist lang. In der ersten Etage vermietet Wiesemann WG-Zimmer mit einer Größe bis 20 Quadratmeter. Rund 350 Euro Monatsmiete werden für das modern möblierte Zimmer fällig. „Das ist nicht günstig. Aber dafür dürfen alle Gemeinschaftseinrichtungen genutzt werden.“ Einen Multimedia-Raum mit Beamer und großer Leinwand gibt es, Wiesemann stellt Waschmaschinen und Trockner zur Verfügung, ebenso moderne japanische Dusch-WCs und Duschbäder. Genutzt werden kann zudem der Keller, der über Billardtisch und Tischtennisplatte verfügt, in dem es Bastelräume und eine Werkstatt gibt sowie einen Badebereich.

Es sind dies Einrichtungen, die auch den Mietern der beiden Geschosse über der Wohngemeinschafts-Etage zur Verfügung stehen. Dort nämlich finden sich Apartments und Wohnungen mit Größen von 33 bis 70 Quadratmetern. Gedacht sind sie für ältere Menschen, entsprechend seniorengerecht ausgestattet hat Wiesemann die Bäder – doch auch die Wohnungen verfügen nicht über Küchen. Zudem: „Alle Wohnungsmieter haben Zugang zu den umlaufenden Balkonen.“ Große Balkonkästen sollen zusätzlich für Farbtupfer vor den Fenstern sorgen.

Über den Mietern und unter der Küchenetage schließlich hat Wiesemann den Arbeitsbereich angesiedelt. Eine moderne Büroeinrichtung wird er den „Co-Workern“, die auf Wunsch an einem oder an fünf Tagen in der Woche Schreibtische mieten können, zur Verfügung stellen. Gewächshäuser werden als Besprechungsräume dienen, wer mit dem Handy telefonieren möchte, findet einen ruhigen Rückzugsort auf der Dachterrasse – in einem ausgedienten englischen Telefonhäuschen. Eine Teeküche allerdings sucht man auch in der Büroetage vergeblich. Wer Hunger oder Durst verspürt muss eine Etage höher wandern in den Küchenbereich, wo er Gelegenheit hat, auf WG-Bewohner, Ladengemeinschafts-Pächter und Wohnungsmieter zu treffen. Ganz im Sinne von Wiesemanns Begegnungs-Idee.