Essen-Überruhr. Anwohner, Pendler, Touristen, Geschäftskunden: Sie teilen sich in Essens Stadtteilen den knappen Parkraum. Es gibt Ideen, um Abhilfe zu schaffen.
Der hohe Parkdruck in den Stadtteilen beschäftigt in Überruhr derzeit Anwohner wie Politiker. Neben der Idee, Grundstücke anzukaufen, gibt es eine Forderung von Nachbarn: Sie bitten die Stadt, Stellflächen für Touristen und Pendler zu sperren und Anwohnerparken zu ermöglichen. Denn Dauerparker blockierten regelmäßig die wenigen Plätze.
„Der Parkdruck in Überruhr-Hinsel ist seit Jahrzehnten groß“, bringt es SPD-Politiker Christian Sieg auf den Punkt. Die aktuellen Diskussionen um ein Verkehrskonzept, die geplante Umgestaltung des Marktplatzes und der Vorstoß der Sozialdemokraten zum ordnungswidrigen Parken im Lehmanns Brink würden letztendlich auch dazu führen, dass weiterer Parkraum verschwindet und ordnungswidriges Parken verhindert werde.
Stadt Essen könnte das Kirchengrundstück pachten oder kaufen
Nun stünden also politische Entscheidungen an, die zudem Änderungen für den Parkraum bedeuten können. Daher sollten Spielräume her, blickt die SPD auf die ehemalige Kirche St. Mariä Heimsuchung. Dort gebe es einen bestehenden Parkplatz auf dem Gelände. Deshalb soll die Stadt mit dem Kirchenvorstand der katholischen Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel Kontakt aufnehmen. Das Ergebnis könnte die Pacht oder der Kauf des entsprechenden Grundstückes sein.
Bislang nutzen Besucher und Besucherinnen der Pfarrei die Fläche. Da jedoch der Gemeindebetrieb im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses eingestellt worden ist, bleibt der Privatparkplatz mit seinen 13 Plätzen derzeit fast vollständig ungenutzt. Dabei sei bekannt, dass die Pfarrei das Gesamtgrundstück durchaus verpachten würde, diese suche bereits einen Pächter. „Der Parkplatz könnte sofort ohne Baumaßnahmen öffentlich zur Verfügung gestellt werden und würde mit seiner zentralen Lage eine geeignete Parkraumkompensation für etwaige Verluste im Bereich des Einkaufszentrums sowie des Lehmanns Brinks darstellen“, erklärt Sieg die Folgen.
Blockierte Parkplätze in Essen-Überruhr durch Pendler und Touristen
Das Problem am Lehmanns Brink sei, dass vor allem zu den Stoßzeiten vormittags das beidseitige Parken im Einquerungsbereich des Lehmanns Brinks vom Nockwinkel aus die Fahrbahn derart verenge, dass die Durchfahrt für motorisierte Fahrzeuge erheblich erschwert sei. Zugleich stünden Fahrzeuge beidseitig ordnungswidrig auf den Fußgängerwegen, so dass Fußgänger und Fußgängerinnen mit Kinderwagen oder Rollatoren und Rollstuhlfahrer erheblich behindert würden. Mit Blick auf die Personalknappheit bei den Ordnungsbehörden und die daher nicht zu erwartende Ahndung der Parkverstöße, gibt es nun einen anderen Vorschlag: Poller sollen das Bürgersteigparken verhindern.
Im Bereich des Nockwinkels wiederum, der nahe des S-Bahnhofs liegt, klagen Anwohner über zunehmend blockierte Parkplätze durch Pendler. Manche Fahrzeuge würden gar für Tage oder Wochen abgestellt. Einen Verdacht äußert ein Anwohner zudem: Es scheint im Internet auf den Seiten für Fahrradtouristen auch einen Hotspot Nockwinkel zu geben.“ Es kämen jedenfalls immer mehr Touristen mit Fahrrädern, um von dort ihre Tour zu starten. Das führe dann dazu, dass Parkraum für Anwohner fehle. Parke man weiter weg im unbeleuchteten Teil des Nockwinkels Richtung Langenberger Straße, laufe man Gefahr, dass das Auto aufgebrochen oder Scheiben eingeschlagen würden. Das sei bereits geschehen. Daher lautet die Forderung, Anwohnerparkplätze zu schaffen.
Die Stadt bestätigt in ihrer Antwort den Parkdruck im Stadtgebiet: „Die Anzahl der angemeldeten Kraftfahrzeuge steigt auch in Essen stetig an. Der öffentliche Straßenraum ist in vielen Fällen für die heutige Vielzahl an parkenden Kraftfahrzeugen nicht ausgelegt.“ Die Folge: In den Wohnvierteln, in denen es nicht ausreichend Stellplätze auf privaten Grundstücken oder in Tiefgaragen gebe, würden Parkplätze im öffentlichen Straßenraum von den Bürgern intensiv genutzt.
2021 hat die Stadt Essen 4000 Anwohnerparkplätze ausgewiesen
Mit Berufspendlern und- pendlerinnen oder der Kundschaft des Einzelhandels kämen weitere Konkurrenten bei der Suche nach einem Parkplatz hinzu. Dabei gelte: Öffentliche Straßen dienen dem Gemeingebrauch, alle sollen gleichberechtigten Zugang haben. Die Folge seien auch strenge Auflagen mit Blick aufs Bewohnerparken. Derzeit gibt es laut Stadt neun Bereiche mit Anwohnerparkplätzen (Kosten: jährlich 30 Euro), 4000 Plätze waren es 2021. Neue seien wegen Sparmaßnahmen und mangels Personal seit zehn Jahren nicht hinzugekommen.
Denn die Anforderung an die Stadt seien zuvor großflächige Untersuchungen, die stets auf eine Parkregelung für ein Wohnquartier abzielten. Für diese Viertel müsste die regelmäßige Überlastung aller Stellplätze nachgewiesen werden, nennt die Stadt ein Kriterium und eine Einschränkung: „Die Ausweisung von Bewohnerparkplätzen nur in einzelnen Straßen oder gar vor einzelnen Häusern ist nicht vorgesehen“, heißt es. Demnach werden die Anwohner am Nockwinkel auch weiterhin nach anderen Parklösungen suchen müssen.