Essen. Die große Ausstellung „Krupp - Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ beginnt am 18. Juni in der Villa Hügel und zeigt Ansichten der Industriebetriebe aber auch Familienbilder von Deuitschlands wohl bekanntester Industriellenfamilie.

Wenn am 18. Juni der alte Familiensitz der Krupp-Dynastie auf dem Hügel seine Pforten für die große Ausstellung „Krupp - Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ öffnet, wird man nicht nur auf etwa 350 Ansichten von Industrieanlagen oder Privatbilder der wohl bekanntesten deutschen Industriellenfamilie stoßen.

Jenseits der regional- und lokalgeschichtlichen Bezüge zeigt die Schau in 15 Sälen der Villa Hügel zugleich eine Geschichte des Mediums Fotografie, die den fotobegeisterten Alfred Krupp seit 1849 in ihren Bann gezogen hatte. Eine Neigung, die er mit dem letzten persönlichen Inhaber der Firma, dem 1967 verstorbenen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, teilte. Denn auch Alfried habe die Fotografie nicht nur im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentation und Produktentwicklung genutzt, so der Historiker Ralf Stremmel. Sein Porträt überreichte er den Jubilaren unter den „Kruppianern“ beim legendären Kaffeetrinken mit dem Chef und habe so bis zuletzt die Identifikation des Arbeiters mit „seinem“ Unternehmen und dessen Inhaber-Familie stärken wollen. Seine private Begeisterung für Farb-Dias seit deren Aufkommen in den späten 1930er Jahren, die im Familienkreis gezeigt wurden, werde auch Thema der Ausstellung sein, so der Historiker.

Ihm obliegen Auswahl und Sichtung des wohl größten und ältesten Fotoarchivs eines Industrie-Unternehmens überhaupt. Etwa zwei Millionen Bilder ruhen in den Katakomben, nicht nur auf dem Hügel. „Was davon in die Ausstellung kommt, entspricht etwa 0,02 Prozent des Gesamtbestandes“, sagt Stremmel.

Da auch in einem im Vergleich gut gepflegten und ausgestatteten Archiv der gefürchtete Zahn der Zeit nagt, manches erst aus Kellern oder Dachböden herangeschafft wurde, wo sachgemäße Lagerung nicht immer Priorität hatte, zog man fachliche Hilfe zu. Fotoingenieur und Restaurator Klaus Pollmeier nimmt sich vor allem die ganz alten Schätzchen zur Brust. Dazu zählen auch zwei Daguerreotypien von Alfred Krupp aus dem Jahr 1849. Die mussten gereinigt und konserviert werden, ein Deckglas wurde ebenfalls repariert, so Pollmeier, der bis Anfang der 90er Jahre die Fotowerkstatt der Essener Museen leitete. Krupp ließ sich in Köln und Düsseldorf ablichten, unter anderem von Wilhelm Severin, der um 1850 auch Clara und Robert Schumann daguerrotypierte.

Alfred Krupp forcierte auch die frühe Einrichtung der Fotoabteilung der Firma. Den ersten Firmenfotografen Hugo van Werden, ursprünglich ein technischer Zeichner bei Krupp, schickte der Chef nach Hannover zur fotografischen Ausbildung. Von ihm stammt wohl auch die älteste Fotografie des Städtchens Werden, gesehen 1864 vom damals noch kahlen Hügel.

Diese Kostbarkeiten aus der Frühzeit der Fotografie, darunter auch die Glasplattennegative der spektakulären Panoramaansicht der Gussstahlfabrik von 1866, lagern mit etwa 200 000 anderen empfindlichen Stücken im Herzstück des Fotoarchivs, einem klimatisierten Magazinraum, der vor drei Jahren eingerichtet wurde. Manche Fotodokumente, erscheinen nach der reinigenden und schützenden Behandlung von Klaus Pollmeier „gleich eine Blende heller“. Für den Fachmann in Sachen Fotografie ist einerseits die Zusammenarbeit mit dem Historiker Stremmel spannend. Vor allem fasziniert ihn aber die Reichhaltigkeit dieses auch international einmaligen Archivs, das von angewandter Gebrauchsfotografie bis zu Fotos, die in ein Kunstmuseum gehörten, die gesamte Palette des Genres bereit hält.