Essen..

Die Zahl der bestraften Schulschwänzer wird sich nach einer Prognose des Schulamtes in diesem Jahr mehr als verdoppeln. Das liegt vor allem daran, dass die Stadt faule Schüler deutlich strenger als früher verfolgt.

Das Schulamt erklärt sich den Trend nicht damit, dass nun plötzlich mehr Schüler die Schulpflicht ignorieren, sondern mit der neuen Intensität ihrer Ermittlungen: Früher kümmerte sich nur eine Kraft um säumige Schüler in ganz Essen, jetzt sind es vier Vollzeit-Mitarbeiter. „Die Schulleiter melden uns diese Fälle häufiger als früher, weil sie wissen, dass das jetzt von uns konsequent verfolgt wird“, sagt die städtische Fachfrau Annette Görgens-Pfeiffer. „Die Lehrer finden das gut, weil dies erzieherische Wirkung entfaltet und sie Regeln besser durchsetzen können“, meint ihre Kollegin Petra Welzenberg.

50 Euro pro versäumten Schultag

Wer drei Tage unentschuldigt fehlt, muss sich schriftlich äußern - Eltern und Kinder. Ohne haltbare Begründung, bestraft die Stadt die Eltern mit 50 Euro pro versäumten Schultag. Zudem müssen 14- bis 18-jährige Schüler 25 Euro pro Tag selbst zahlen - oder werden zu Gemeinwohl-Arbeiten verdonnert.

Klaus Prepens, Leiter der Gesamtschule Borbeck, hat über die Bezirksregierung schon Bußgeld-Bescheide von über 300 Euro verschicken lassen. „Das kann bis zu 1000 Euro kosten. Das baut Druck auf, das wirkt.“ Vermehrte Schulschwänzerei hat Prepens bei Acht- und Neuntklässlern festgestellt. „Da zieht die Freundin die Freundin mit, das kriegt man aber mit der Androhung von Tadel oder Bußgeld in Griff.“ Bei schweren Fällen, in denen der Schüler aus psychischen Gründen oder privaten Schwierigkeiten mit der Schule abgeschlossen habe, helfe allerdings keine Geldstrafe. „Da muss man das Problem des Schülers lösen.“

Bei notorischen „Schulvermeidern“ sieht Klaus Peter Kleinsimon, Leiter der psychologischen Schulberatungsstelle, oft tiefe Ängste als Ursache. „Da gibt es Ängste, in die Schule zu gehen, weil man Stress mit dem Lehrer hat, der Leistungsdruck hoch ist oder Mitschüler mobben.“ Andere hätten Angst, die Wohnung zu verlassen, etwa wenn die Mutter krank sei. „Man muss jeden Fall nachgehen“, meint Kleinsimon. „Einige brauchen nur Hilfe und keine Strafe. Andere benötigen nur Strafe, weil sie Grenzen ausloten wollen.“