Essen. Der Fall des 14 Jahre alten Oleg, der auf Kosten des Essener Jugendamtes rund um die Uhr von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht wird, hat heftige Reaktionen ausgelöst. Die Stadt betont, dass die Bewachung nie als Dauerlösung gedacht war. Vielmehr suche man eine neue Unterbringung für Oleg.
Heftige Emotionen hat die Geschichte des jungen Intensivtäters Oleg ausgelöst, der seit vier Wochen rund um die Uhr von zwei muskulösen Mitarbeitern von Issa Security begleitet und chauffiert wird. Die einen haben Mitleid mit dem 14-Jährigen aus dem Bergmannsfeld und wünschen ihm die Zuwendung einer Pflegefamilie. Die größere Zahl der Beobachter äußert Unmut über die hohen Kosten von 1500 Euro, die das Essener Jugendamt trägt – und mancher fordert im Stammtischton, den Russlanddeutschen auszuweisen: „Briefmarke auf den A.... und weg.“
Die Verfasser solcher Online-Kommentare denken wohl an den Serientäter Muhlis, der Ende der 1990er Jahre von den Münchner Behörden in die Türkei abgeschoben wurde. Da war er gerade 14 und damit strafmündig geworden und musste ohne seine Eltern in sein ihm fremdes Heimatland reisen. Als „Fall Mehmet“ sorgte die Geschichte für lebhafte Debatten.
"Der Junge ist deutscher Staatsbürger"
Die erlebt man nun auch im Rathaus, wo Anrufer wissen wollen, warum die klamme Kommune so viel Geld für einen gewaltbereiten Teenager ausgibt. Stadtsprecherin Nicole Mause aber hält nichts davon, Kinder ohne ihre Eltern abzuschieben. Und: „Der Junge ist deutscher Staatsbürger.“ Auch Hochrechnungen, welche Unsummen die Wachleute bis zu Olegs Volljährigkeit kosten werde, weist sie zurück. „Es stand immer fest, dass die Begleitung keine Dauerlösung ist. Sie wird ständig überprüft.“
Oleg werde mehrere Stunden pro Woche von pädagogischen Fachkräften betreut, „um seine Bereitschaft für eine Anschlussmaßnahme zu erhöhen“. Außerdem suche man eine neue Unterbringungsmöglichkeit. Was nicht leicht ist bei einem Jungen, der aus offenen Heimen ausbüxte, in der geschlossenen Einrichtung Jugendliche und Personal einschüchterte und auch vom erzieherischen Auslandsaufenthalt nach einem Monat nicht geläutert zurückkehrte.
Oleg hat eine schlimme Vorgeschichte
Schon als Oleg mit zehn Jahren nach Deutschland kam, hatte er ja eine schlimme Vorgeschichte im Gepäck. „Eine Pflegefamilie wäre mit dem pädagogischen Bedarf, den er hat, völlig überfordert.“
Die jetzige Maßnahme der Stadt kritisiert die Lehrerin einer Förderschule wiederum als „pädagogisch extrem abwegig“. Oleg lasse sich im Jeep der Security-Leute zu ihrer Schule bringen, wo er die Bewunderung der Schüler einheimse, die sich fragen: „Warum darf der in einem so tollen Auto fahren, warum hat er Bodyguards?“ Sie ärgere das, zumal sie ihren Schülern andere Werte vermitteln wolle.
Dass Oleg gefahren werde, habe Sicherheitsgründe, sagt Mause dazu. Und belohnt werde er für kriminelles Verhalten auf keinen Fall: Nun, da er strafmündig ist, könnte er schon bald nicht mehr im tollen Auto sitzen – sondern in Haft.