Essen.. Eine Essener Schule wollte ihren alten Namen wieder haben: Franziskusschule. Stadtteil-Politiker verhinderten das, nun tobt eine Debatte.
Was sie unter bürgernaher Politik verstehen, haben dieser Tage Vertreter von SPD, Grünen und Schöner Links gezeigt: Mit ihrer Mehrheit in der Bezirksvertretung bremsten sie eine Grundschule in Bedingrade aus, die wieder ihren alten Namen annehmen wollte: Franziskusschule. Zu katholisch, befanden die Stadtteilpolitiker. Mit Eltern, Kollegium und Schulleitung, hatten sie erst gar nicht gesprochen. Nun tobt vor Ort eine Debatte über Arroganz, Anmaßung und Machtgehabe.
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„Mit ihrem Nein tritt die Bezirksvertretung den einvernehmlichen Willen einer Schulgemeinde mit Füßen“, sagt etwa Franz Josef Gründges vom Borbecker Bürger- und Verkehrsverein. Denn die Schulkonferenz hatte die Rückkehr zum alten Namen Franziskusschule im Herbst 2015 einstimmig entschieden. So hieß die Schule an der Bergheimer Straße schon früher, als sie noch katholisch war; und der Volksmund hatte den Namen beibehalten, als sie vor Jahren zur Gemeinschaftsgrundschule umgewidmet wurde.
Die Grundschule will gar nicht wieder katholisch werden
Der Name Franziskusschule sei „historisch gewachsen und im Stadtteil seit vielen Jahren verankert“, bestätigt auch Thorsten Drewes, der für die Grünen in der Bezirksvertretung sitzt. Doch der Name sei gleichsam belastet, weil er für die frühere katholische Schule stehe, „die sich ihre Schüler nach Religionszugehörigkeit aussuchen konnte“. Ob die Franziskusschule in der Vergangenheit tatsächlich nicht-katholische Schüler rundweg abgelehnt habe, wisse er nicht. Es sei aber bekannt, dass alle Bekenntnisschulen regelmäßig muslimische, evangelische oder konfessionslose Schüler abweisen würden, wenn es zu viele Anmeldungen gebe.
Und darum, so Drewes’ Logik, dürfe die jetzige Gemeinschaftsgrundschule nicht den alten Namen tragen. Dabei hat der Grüne keine prinzipiellen Einwände gegen Franz von Assisi, der bekanntlich in freiwilliger Armut lebte und mit den Vögeln sprach. Drewes beklagt aber, dass bei den früheren Schulzusammenlegungen im Bezirk auch der Name Anne-Frank-Schule verloren gegangen sei. Darauf gehe in der jetzigen Debatte leider niemand ein.
Das mag allerdings auch daran liegen, dass sich Drewes und seine Mitstreiter von SPD und Schöner Links in der Sitzung der Bezirksvertretung selbst nicht übermäßig um Argumente mühten, sondern ihre Mehrheit gegenüber CDU und Essener Bürgerbündnis ausspielten. Untereinander hätten sie bis zuletzt über die Angelegenheit diskutiert, erklärt Drewes. So sei am Ende leider keine Zeit mehr geblieben, mit der Schule Kontakt aufzunehmen, deren Antrag man dann ablehnte.
Politik hat "verbindlich und abschließend" entschieden
Schulleiterin Dorothee Auge, die an der Sitzung des Stadtteilparlaments nicht teilnahm, kann darüber nur den Kopf schütteln: „Man hätte wenigstens mal bei uns nachfragen können. Wir wollen ja gar nicht, dass die Schule wieder katholisch wird.“ Vielmehr gehe es darum, einen vertrauten Namen wieder zu verankern. Natürlich sei es bedauerlich, dass es die Anne-Frank-Schule nicht mehr gebe, doch die habe an der Lohstraße gelegen, an der Bergheimer Straße sei Franziskus zu Haus. „Und er kann auch für Nicht-Katholiken ein Vorbild sein“, findet die Rektorin. Im übrigen, auch das rückt sie zurecht, „hatten wir auch muslimische Schüler, als wir noch eine Bekenntnisschule waren“.
Dorothee Auge will den Umbenennungs-Plan noch nicht begraben, auch wenn daran rein rechtlich nicht so leicht zu rütteln ist: Die Stadtteil-Politiker hätten „verbindlich und abschließend“ entschieden, so Schuldezernent Peter Renzel, der zu dem Votum selbst nichts sagt. Renzels Parteifreund Thomas Mehlkopf-Cao, Chef der CDU-Fraktion im Bezirksparlament, ist weniger zurückhaltend: Es sei empörend, den Eltern mit „solcher Kälte zu begegnen“, sie der Ideologie zuliebe von oben herab zu behandeln.
Thorsten Drewes ficht das nicht an. Die Schule könne sich ja einen ganz neuen Namen geben, Helmut-Rahn-Schule etwa. Da müsse man nur die Angehörigen des Weltmeistertorschützen von 1954 fragen, „ob sie auch einverstanden sind“.