Essen. Aufräumen am Ufer: Das einst lokale Event sprengt längst Ländergrenzen. Joachim Umbach über eine Aktion, die sich im Idealfall überflüssig macht.
Was den Essenern ihr „SauberZauber“, ist den Düsseldorfern ihr „Dreck weg-Tag“: Eine stadtweite Reinigungsaktion, die zwei Düsseldorfer Medienprofis und einen belgischen Unternehmen zu mehr inspirierte: Sie erfanden den „Rhine CleanUp“, der in diesem Jahr zum zweiten Mal einen Ruhr-Ableger erhält. NRZ-Redakteur Wolfgang Kintscher sprach mit einem der Organisatoren, Joachim Umbach.
Herr Umbach, das Flussufer einer Stadt vom Müll zu befreien – gute Idee. Aber wie, um Himmels willen, kommt man auf den Trichter, das von der Quelle bis zur Mündung zu organisieren?
Den Düsseldorfer „Dreck weg“-Tag gibt es immer im Frühjahr, er ist für sich schon erfolgreich, aber wir wollten mehr. Nichts gegen eine lokale Aktion, doch wer eine größere Wirkung erzielen will, davon waren wir überzeugt, muss das auch größer aufsetzen, also haben wir uns den kompletten Flusslauf vorgenommen. Wir dachten: Wenn wir im ersten Jahr 30 Gruppen zusammenbekommen, dann ist das schon toll. Am Ende waren es sogar 59 mit gut 10.000 Teilnehmern.
Dabei ist es nicht geblieben.
In der Tat, wir haben die Aktion deutlich ausgeweitet. Im vergangenen Jahr waren erstmals Ruhr und Mosel dabei, 2021 kommen Main, Nahe und weitere Nebenflüsse dazu. Zusammen sind in diesem Jahr über 450 Gruppen mit etwa 35.000 Teilnehmern aus sieben europäischen Staaten auf Achse: Wassersport-Vereine und Umweltgruppen, Unternehmen, einzelne Bürgerinnen und Bürger und ganze Kommunen.
Und die nehmen an einem Wochenende im Jahr den Müll in die Zange.
Manche Gruppen sind sogar das ganze Jahr aktiv, aber tatsächlich soll die Aktion einmal im Jahr auf ein Wochenende verdichtet werden. Uns geht es um einen richtigen „Wow“-Effekt, der sich mit kleineren Einsätzen eben nicht erzielen lässt.
Das hat die Aktion auch in die großen TV-Nachrichten getragen, aber das kann ja kein Selbstzweck sein.
Nein, und wir wollen auch nicht nur den Müll einsammeln, unsere Motivation geht auch da hin, mit dieser Form der Öffentlichkeitsarbeit ein Bewusstsein für die riesigen Müllmengen zu schaffen, die in den Weltmeeren landen, vor allem Plastikmüll – sicher nicht nur, aber auch aus dem Rhein, der Ruhr und anderen Flüssen. Und ich habe auch das Gefühl, dass wir das eine oder andere schon bewirkt haben. Manche Städte reagieren etwa, indem sie in der Sommersaison zusätzliche Müllbehälter aufstellen. So dass die Leute sagen: Na, komm, die 30 Meter kann ich auch noch laufen. Letztlich wollen wir uns selbst überflüssig machen.
Wer den Müll am Rhein- und Ruhrufer sieht, ahnt: Das könnte noch dauern.
Klar, das ist wohl eher so eine Idealvorstellung.