Essen-Steele.. Klaus Henscheid verleiht in Essen-Steele Wintersportzubehör, handelt gleichzeitig mit Antiquitäten und Tieren. Letzteres trug ihm harte Kritik ein. Zu Unrecht, wie er sagt.
Schnell hat Klaus Henscheid seinen Kunden, der gerade nach Skischuhen gefragt hat, eingeschätzt: „Größe 46“, sagt er mit kurzem Blick auf die Füße, „aber Sie treten nach innen. Lassen Sie sich besser welche anfertigen: Dafür gehen Sie am besten zu meinem Mitbewerber.“ Diese direkte, ehrliche Art schätzen die Steelenser an „ihrem Klaus“, dessen Geschäft im Zentrum Steeles ein echtes Unikum ist: Mit dem Bandwurmwort „Fischskihasenantikbuchpapageienkruzifixsämereienhandlung“ fasst er selbst sein denkbar breit gefächertes Sortiment zusammen, das die Kombination aus Skiverleih, Antiquitätenhandel und Zoogeschäft ausmacht.
1500 Paar Skier plus passende Stöcke, Schuhe und Helme
So skurril wie dieser Begriff mutet auch die Innenausstattung des Ladens an: Gehört der Eingangsbereich noch den Wellensittichen, Meerschweinchen und Häschen, so grüßt ein paar Schritte weiter ein 110 Jahre altes Karussellpferd – und weiter oben springen die Kuckucke aus den Uhren. Darüber hinaus gibt es Plüschtiere, Schallplatten, Cocktailsessel, kleine Elektrogeräte und vieles mehr. Sportlich wird’s im hinteren Bereich: Im Sommer spielen hier Drahtesel die Hauptrolle, die Henscheids Mitarbeiter warten und pflegen.
Bundesweit bekannt gemacht haben Henscheids Reich allerdings 1500 Paar Skier plus passende Stöcke, Schuhe und Helme, die hier zur Ausleihe bereit stehen. Und Verleihen, so der 69-Jährige, sei Vertrauenssache: „Die Leute wollen nicht nur Skier haben, sondern auch die Sicherheit, dass Ihnen darauf nichts passiert.“ Also müsse man manchmal den Kunden auch zu etwas raten, was man selbst nicht leisten kann – zum Beispiel eben Skischuhe anfertigen lassen. „Aber der merkt sich jetzt, dass ich ihm nichts aufschwatzen will, und erzählt das weiter“, so Henscheid, für den Mundpropaganda das wichtigste ist. Aber er weiß auch: „So schnell, wie man sich einen guten Namen gemacht hat, so schnell kann der wieder weg sein.“
„Die Tiere brauchen die Zuwendung, das sind sie gewohnt“
Daher ärgert ihn besonders, wenn sein Laden schlecht gemacht wird, zum Beispiel in sozialen Medien: Zuletzt sind in Facebook Vorwürfe aufgekommen, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten würden. Besonders erbost ihn daran, dass diejenigen, die solcherlei Vorwürfe erheben, nicht mit ihm persönlich sprechen. „Dann könnte ich sie davon überzeugen, dass mir und meinen mit der Tierpflege betrauten Mitarbeitern das Wohl der Tiere sehr am Herzen liegt.“
Skiverleih, Antiquitäten, Zoogeschäft
Dass viele seiner Tierliebe vertrauen, zeigt auch, dass er in den Ferien immer wieder Vögel, Kaninchen oder Meerschweinchen zur Pflege aufnimmt. „Die Tiere brauchen die Zuwendung, das sind sie gewohnt“, ist er überzeugt. Und nicht zuletzt stehe das Geschäft unter ständiger Kontrolle des Veterinäramts. „Und das seit 60 Jahren.“
1956 war es nämlich, als seine Mutter in Steele ein Zoogeschäft eröffnet hatte. „Und drei Jahre später habe ich ein Sportgeschäft aufgemacht, weil meine Mutter meinte, dass es so etwas in Steele noch nicht gebe.“ Als 1978 sein Vater sich zur Ruhe gesetzt hatte, führte Klaus Henscheid Zoo- und Sportgeschäft zusammen. „Und als sich 1986 auch Mama zurückgezogen hat, habe ich den Teil ebenfalls übernommen.“
So sei vor allem Traditionsbewusstsein der Grund, dass er bis heute drei Sparten vereint. „Richtig Geld verdiene ich nur mit dem Skiverleih.“ Doch einen der anderen Bereiche aufzugeben, komme genauso wenig in Frage, wie sein Steele zu verlassen: „Man könnte mir eine Villa in Schönebeck oder Bredeney anbieten, aber wenn ich die Krayer Straße herunterfahre, weiß ich: Ich bin zu Hause.“ Ein Steeler Original eben: streitbar, aber stets mit Herz bei der Sache.