Essen. Essens Kämmerer Lars-Martin Klieve fordert weitere Sparanstrengungen von der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV), einer städtischen Holding, zu der auch die Evag gehört. Deren Geschäftsführung hält dagegen: Noch mehr Sparen sei nicht möglich. „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“
Beim Geld hört die Freundschaft auf, sagt der Volksmund. Da mag es nicht weiter überraschen, dass es um das Verhältnis zwischen Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve und der Geschäftsführung der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) derzeit nicht zum Besten steht. Hatte Klieve die unter dem Dach der städtischen Holding vereinigten Tochtergesellschaften doch wiederholt aufgefordert, ihre Sparanstrengungen zu erhöhen - so zuletzt unter dem Eindruck dramatisch sinkender Erträge aus den RWE-Aktien. „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, kommentierte jetzt Allbau-Chef Dirk Miklikowski in seiner Funktion als Sprecher der EVV-Geschäftsführung.
Gleichwohl verhallte die Aufforderung des Kämmerers bei der EVV nicht ungehört. So hat etwa die Essener Verkehrs-AG (Evag) noch einmal jeden Euro in den Büchern umgedreht. Ausweislich des Wirtschaftsplanes für das Jahr 2014, den Geschäftsführer Michael Feller dem Aufsichtsrat in Kürze vorlegen will, wird das Nahverkehrsunternehmen sein wirtschaftliches Ergebnis um drei Millionen Euro verbessern. Wie das?
Instandsetzungsarbeiten bei der Evag werden verschoben
Entgegen der ursprünglichen Kalkulation erwartet die Evag 1,7 Millionen Euro zusätzlich an Fördergeldern aus der Landeskasse, die Ausgleichszahlungen an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für Fahrkarten, die in Essen gekauft, aber andernorts im VRR-Gebiet genutzt werden, dürften um 300.000 Euro geringer ausfallen. Eine weitere Million will die Evag einsparen, in dem sie geplante Ausgaben für Instandsetzungsarbeiten um ein Jahr verschiebt. Im Klartext: Die Evag fährt auf Verschleiß.
Im übertragenen Sinne könnte es so der gesamten EVV ergehen, sollte die Politik sie zwingen, den Aufforderungen des Stadtkämmerers zu folgen, warnt Miklikowski. Die Stadt müsse aufpassen, „dass ihre Tochtergesellschaften lebensfähig bleiben“. Dies gelte insbesondere für jene, die im Markt im Wettbewerb stehen.
EVV muss fehlende RWE-Dividende kompensieren
Miklikowski weist daraufhin, dass die EVV-Gesellschaften ihr Ergebnis, über die kommenden vier Jahre betrachtet, um 17,2 Millionen Euro gegenüber dem ursprünglichen Ansatz verbessern werden. Für den Kämmerer schön zu hören, doch wird dies nicht ausreichen, um jene rund 19 Millionen Euro zu kompensieren, die der EVV durch die zu erwartende Halbierung der RWE-Dividende fehlen wird - und zwar pro Jahr.
Er habe leider den Eindruck, dass nicht bei allen Beteiligungsgesellschaften „die gleiche Elle Sparsamkeit“ angelegt werde wie in der Stadtverwaltung, formuliert Klieve und erneuert damit abermals seine Kritik an den Stadttöchtern. Fakt ist aber auch: Die Stadt hat Kostenträger wie den Nahverkehr oder Grün & Gruga ausgelagert. Und dies nicht ohne Grund.