Essen-Kettwig. Die eigene Wahrnehmung hinterfragen, dazu will Claudia Lüke anregen. Wie der Künstlerin das in der Schau „Blaupause“ in Essen-Kettwig gelingt.

Im „Kunstraum Xilin“, dem neuen, ungewöhnlichen Gastroangebot in Essen-Kettwig, das Café, Bar und eine Kunstwerkstatt in einem ist, zeigt die Künstlerin Claudia Lüke jetzt ihre aktuellen Arbeiten. „Blaupause“ heißt der Titel der Ausstellung, die am 3. Juni eröffnet wurde, und der ist durchaus doppeldeutig zu verstehen.

Verfahren stammt von 1842

Vorlage, Vorbild, Entwurf, Konzept – all das ist mit dem Begriff Blaupause heute gemeint. Ursprünglich geht er aber auf eines der ersten Lichtpausverfahren, die Cyanotypie, aus dem Jahr 1842 zurück: Weiße Linien zeichnen sich auf einem bläulich gefärbten Papier durch das Nachzeichnen ab. „So haben die Leute einfache Kopien hergestellt“, erklärt Claudia Lüke, die dieses Verfahren für sich nutzt.

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Die Künstlerin verwendet für ihre Metallobjekte ausgediente Offsetplatten, bearbeitet das dort abgebildete Bildmotiv mit verschiedenen Werkzeugen und teils auch Chemikalien, bei dem durch das Auflösen von Strukturen neue geschaffen, Inhalte anders angeordnet oder überlagert werden. So werden beispielsweise Fotos der New Yorker Skyline arrangiert mit Bildern aus anderen Metropolen der Welt. Ein weiteres großes Thema ist für sie der Strukturwandel im Ruhrgebiet, den sie in den Metallobjekten abbildet.

Vermüllung der Meere ist Thema

Mit dem Kunstwerk „Pandora’s Cube“ machte die Gelsenkirchener Künstlerin Claudia Lüke Ende 2021 am Berliner Ostbahnhof auf die Vermüllung der Meere aufmerksam.
Mit dem Kunstwerk „Pandora’s Cube“ machte die Gelsenkirchener Künstlerin Claudia Lüke Ende 2021 am Berliner Ostbahnhof auf die Vermüllung der Meere aufmerksam. © Unbekannt | Uwe Jesiorkowski

Ebenfalls mit Hilfe der Blaupause entstehen die Arbeiten auf Papier und Leinwand, die sich in jüngster Zeit vor allem der Zerstörung der Umwelt durch Müll widmen. Gegensätze werden verdeutlicht: „Das Meer als intakte Einheit und andererseits Plastikfetzen, die Tieren und Pflanzen den Lebensraum nehmen“, beschreibt Claudia Lüke das Konzept.

Die blau-gelben Collagen wecken zudem Assoziationen zur Ukraine und dem dortigen Kriegsgeschehen. Zeigen die Bilder Menschen in den bombardierten Städten oder Müllsammler in Afrika? Überlegungen, die die aus Gelsenkirchen stammende Künstlerin bewusst provoziert. „Man soll sich schon Zeit nehmen bei der Betrachtung“, sagt sie und lädt ein, die eigene Wahrnehmung immer wieder zu hinterfragen und Neues zu entdecken.

Der „Kunstraum Xilin“, Landsberger Straße 2b, ist mittwochs bis sonntags ab 10 Uhr geöffnet. Die Arbeiten von Claudia Lüke sind dort für bis Ende August zu sehen. Infos zum Kunstraum-Konzept und der dortigen Kunstschule gibt es auf www.xilin-art.com