Essen.. Deutschlandweit werden immer weniger Kinder geboren. Doch in Essen ist die Geburtenrate deutlich gestiegen: Etwa 5,15 Prozent mehr Kinder sind 2012 geboren worden als im Vorjahr. „Die Zahl der Geburten nimmt seit Jahren zu“, sagt die Oberärztin für Geburtshilfe Dr. Angela Köninger.

Erst in der vergangenen Woche gab das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung alarmierende Zahlen heraus: Erneut ist die Geburtenrate in Deutschland - das im europäischen Vergleich auf einem hinteren Platz rangiert - gesunken. Blickt man jedoch nach Essen, zeigt sich, die Geburtenrate entwickelt sich gegen den Trend - und zwar positiv.

Am gestrigen Morgen kam im Elisabeth-Krankenhaus das 2000. Kind zur Welt, „wenn wir die Anmeldungen werdender Mütter betrachten, ist damit zu rechnen, dass in diesem Jahr noch 20 weitere Kinder bei uns geboren werden“, sagt Klinik-Sprecher Thomas Kalhöfer. Macht in Summe (im Vergleich zum Vorjahr) ein Plus von 76 Geburten. Mit einer Rekordzahl wartet auch die Uniklinik auf: 1205 Geburten bis zum gestrigen Tage; im Vorjahr kamen dort 1093 Kinder zur Welt (plus 112). Ein Trend, der an der Uniklinik nicht neu ist: „Die Zahl der Geburten nimmt seit Jahren zu“, sagt die leitende Oberärztin der Klinik für Geburtshilfe Dr. Angela Köninger.

Die Geburtenrate steigt

Was Eltern dazu bewegt, eines der beiden geburtenstärksten Krankenhäuser Essens zu wählen? Die Mutter der gestern per Kaiserschnitt geborenen Mia fand wichtig, „dass es hier im Elisabeth-Krankenhaus eine Intensivstation gibt. Mein Sohn Luca wurde hier vor sechs Jahren geboren und kam drei Wochen zu früh zur Welt“, sagt Jeanette Müller. „Damals haben wir uns die Geburtshilfestationen genau angeschaut, bevor wir uns entschieden haben.“ Die gute Betreuung und medizinische Versorgung hätten überzeugt: „Da war bei der zweiten Schwangerschaft sofort klar, dass wir wieder hierher kommen.“

Mit Stolz blickt auch das Marienhospital auf die steigende Geburtenrate. Wurden 2011 exakt 577 Kinder in dem Altenessener Krankenhaus geboren, so waren es in diesem Jahr bereits 595 Kinder und das Team hofft, in den letzten Tagen des Jahres noch die Zahl von 600 Geburten zu erreichen.

Unter dem Strich sind damit zum Stichtag 28. Dezember bereits 186 (oder 5,15 Prozent) mehr Kinder in Essen geboren worden als im Vorjahr. Was den demografischen Wandel nicht umkehren wird. Aber angesichts von Statistiken, die immer stärker rückläufige Geburtenzahlen in weiten Teilen des Landes ausweisen, ist bereits dieser leichte Anstieg positiv zu werten.

Doch selbst wenn Familien sich für Kinder entscheiden, mehr als zwei Babys bekommen Frauen selten. Für Patrick und Jeanette Müller sei zwar auch das zweite Kind ein Wunschkind gewesen, doch damit hat die junge Familie auch schon mit ihrer Familienplanung abgeschlossen.

Zur Absicherung gegen Altersarmut brauchen Eltern im Sozialstaat schließlich auch kaum Kinder. Im Gegenteil machen sich Eltern, die Kind und Karriere vereinen wollen, sich eher Gedanken, wie sie die Kinderbetreuung organisieren können. Davon, den Regelanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz erfüllen zu können, ist auch die Stadt Essen noch weit entfernt.

Deutschland rangiert auf der Tabelle weit hinten

Bei 1,39 Kindern pro Frau lag der statistische Durchschnitt in Deutschland im Jahr 2010. Damit liegt Deutschland in Europa auf Rang elf. Die Liste wird von Island (2,2 Kinder/Frau) angeführt. Die Liste der dauerhaft kinderlosen Frauen führt Deutschland sogar weltweit an.

Als Gründe gegen ein Kind werden die niedrige gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter und die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Hinzu kommt die leichtere Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln.