Essen-Freisenbruch. Der Zustand der maroden Brücke in Eiberg könnte sich verschlechtern, die Vollsperrung würde drohen. Nun gibt es neue Pläne. Und einen Shuttlebus.
Der Hartnäckigkeit von Bürgern und Politikern ist es wohl zu verdanken, dass es einen Mini-Shuttelbus zwischen Freisenbruch und Horst geben wird: Der startet am Donnerstag, 10. März – und damit auch deutlich früher als angenommen. Vorausgegangen war die Sperrung der maroden Brücke am S-Bahn-Halt Eiberg für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen und ein riesiger Protest. Nun wird der Rat zudem über den Bau einer Behelfsbrücke entscheiden.
Die Pendelbus-Linie E 84 heißt für die Fahrgäste, dass ein Kleinbus die Lücke im öffentlichen Nahverkehr zwischen Hörsterfeld, Eiberg und dem Bergmannsfeld schließen wird. Damit reagiert die Ruhrbahn auf die Brückensanierung am Sachsenring: „Das Angebot der Pendelbus-Linie gilt bis auf Weiteres“, kündigt sie an. Vorausgegangen war massive Kritik der Betroffenen sowie der Politiker, da beispielsweise Schüler auf dem Weg zum Gymnasium sowie Senioren zum Einkaufen oder zum Arztbesuch erhebliche Umwege in Kauf nehmen müssen.
Kleinbus soll im 20-Minuten-Takt verkehren
Für den Schulweg wird der eingesetzte Kleinbus zwar keine Entlastung bedeuten, da dieser an drei Tagen für einen begrenzten Zeitraum im 20-Minuten-Takt jeweils vor- und nachmittags unterwegs sein wird. Daher nennen Politiker wie SPD-Ratsfrau Michaela Heuser und CDU-Ratsherr Luca Ducree den Einsatz zwar eine Notlösung, sind aber gleichwohl froh, dass es diese geben wird und dass sie nicht, wie zunächst erwartet, erst im Sommer startet.
Keine Lösung ist jedoch für die Mitnahme von Gepäck, Einkaufstrolleys oder Rollatoren in Sicht, denn diese werden die Fahrgäste nicht im Kleinbus mitnehmen können. Darin werden höchstens acht Fahrgäste Platz finden. Wer auf einen Rollator als Gehhilfe angewiesen ist, bleibt vorerst ausgeschlossen. Dieser Zustand wird nun wohl so lange bleiben, bis eine Behelfsbrücke gebaut sein wird. Über den Bau wird der Rat am 30. März entscheiden.
Kritisierte Michaela Heuser zuletzt, dass die Behelfsbrücke offenbar kein Thema mehr sei, könnte der Bau dieser nun bereits in diesem Jahr erfolgen. Denn eine Schadensanalyse von Dezember 2021 hat laut Stadt ergeben, dass der Schaden an der ohnehin maroden Brücke sich schnell vergrößern könnte. „Vor diesem Hintergrund wurde der Rückbau des Bauwerks binnen Jahresfrist empfohlen“, heißt es jetzt dazu. Eine Aufrechterhaltung des Bauwerks bis zur Fertigstellung der endgültigen Ersatzbrücke berge, auch ohne Verkehrslasten, ein zu großes Risiko.
Abriss und Neubau der Behelfsbrücke könnten zwischen Herbst- und Weihnachtsferien erfolgen
Würde sich der Zustand der Brücke weiter verschlechtern, wäre die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben, drohen würden die Vollsperrungen der Straße Sachsenring und der darunterliegenden Bahnstrecke. Daher soll das alte Bauwerk zügig abgerissen werden, um dann die Behelfsbrücke zu montieren. Damit ist der ursprüngliche Plan, die Behelfsbrücke über die bestehende Brücke zu legen, kein Thema mehr.
Zum Zeitplan: In Absprache mit der Deutschen Bahn AG können für Abriss und Neubau der Behelfsbrücke die bereits geplanten Sperrzeiten der Strecke im vierten Quartal des Jahres genutzt werden. Dann würde mit Beginn der Herbstferien zudem eine Vollsperrung der Straße eingerichtet werden, um die Arbeiten auszuführen.
Zuvor wird zu klären sein, ob die Behelfsbrücke gekauft oder gemietet wird. Die Kosten für beide Optionen sind in etwa gleich. Die Stadt beziffert diese für beide Möglichkeiten mit rund drei Millionen Euro. Hintergrund der Frage ist laut Stadt vielmehr, dass wegen der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 und den coronabedingten Fertigungsschwierigkeiten die Lieferzeiten von Behelfsbrücken aktuell ungewöhnlich lang sind.
Politiker sehen der Lösung optimistisch entgegen
Um einen möglichst großen Handlungsspielraum zu erhalten, sollen nun Angebote für beide Varianten eingeholt werden. Läuft dann alles nach Plan, soll der Verkehr auf dem Sachsenring Anfang der Weihnachtsferien über die provisorische Brücke rollen.
Während der Rat über all das Ende März abstimmen wird, sind Michaela Heuser und Luca Ducree positiv überrascht, dass nun endlich Bewegung in das Anliegen kommt, das so viele in den Stadtteilen Horst und Freisenbruch betrifft, ist der Sachsenring doch eine wichtige Verbindungsstrecke.
„Wenn es bei den aktuellen Planungen bleibt, dass in den Herbstferien mit dem Bau der Behelfsbrücke angefangen wird und bis zum Ende 2022 die Behelfsbrücke fertiggestellt ist, kann der normale Bus endlich wieder seine Fahrt zwischen Horst/Eiberg und Freisenbruch aufnehmen“, sagt die SPD-Ratsfrau zu der Lösung. Diese Zeit müsse nun zwar in Kauf genommen werden, aber immerhin werde sie ja mit dem Shuttlebus überbrückt.
Sperrung der Brücke und Fahrzeiten des Busses
Die Straßenüberführung Sachsenring über Gleisanlagen der Deutschen Bahn wurde laut Stadt um 1926 errichtet und stellt eine Wegeverbindung mit hoher verkehrlicher Bedeutung zwischen den Stadtteilen Horst und Freisenbruch dar. Bereits Ende 2020 wurde bei der turnusmäßig durchgeführten Hauptprüfung der sehr schlechte Bauwerkzustand festgestellt.
Daraufhin wurde Fahrzeugen mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht die Nutzung der Strecke untersagt. Das brachet dann auch Einschränkungen im Verkehrsbetrieb wie bei der Ruhrbahn. Dann stellte die Stadt fest: Berücksichtigt man die vorhandenen Schäden und das Alter des Bauwerks ist eine wirtschaftliche Sanierung nicht möglich.
Die Zeit bis zur Fertigstellung der Behelfsbrücke wird nun im öffentlichen Nahverkehr die Pendelbus-Linie E84 übernehmen. Diese verkehrt im 20-Minuten-Takt montags, dienstags und donnerstags zwischen 8.45 und 11.45 Uhr; donnerstags zusätzlich zwischen 15.05 und 18.05 Uhr.
Die Kleinbusse sind für maximal acht Fahrgäste ausgelegt. „Die Mitnahme von Gepäck, Einkaufstrolleys oder Rollatoren ist leider nicht gestattet“, teilt die Ruhrbahn mit. Und weist darauf hin, dass es im Bus selbst auch keine Tickets zu kaufen gibt. Fahrgäste können ihre Tickets über die App Zäpp kaufen. Es gilt der VRR-Tarif.