Essen-Holsterhausen.. Gabriele Ritter verkauft seit 42 Jahren Wohnaccessoires an der Gemarkenstraße. Im Mai zieht sie mit ihrem Laden um.
Gabriele Ritter ist von Kindesbeinen an den Kontakt zu Kunden gewohnt: Ihre Eltern betreiben den Eisenwarenladen Bense – ihr Mädchenname – in Katernberg. Schon damals hilft sie mit, teilt die Leidenschaft ihrer Mutter für Wohnaccessoires. „Eigentlich wollte ich Medizin studieren. Dann hat mich der Traum von einem eigenen Laden aber nicht mehr losgelassen“, erzählt Gabriele Ritter heute – 42 Jahre, nachdem sie sich auf der Gemarkenstraße mit „Glas – Porzellan Gabriele Bense“ selbstständig gemacht hat. Damit gehört sie zu den alt eingesessenen Geschäften in Holsterhausen, hat viele Läden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kommen und gehen sehen.
Ans Aufhören denkt die mittlerweile 70-Jährige aber nicht. Stattdessen kehrt sie am 7. Mai zurück zu ihren Wurzeln – in jene Geschäftsräume, in denen bis vor Kurzem noch Doris Siemensmeyer Damenmode verkauft hat. „In diesem Lokal an der Gemarkenstraße 60 fing kurioserweise alles an, dort habe ich mich selbstständig gemacht, ehe ich in das größere Ladenlokal mit der Hausnummer 69 zog“, erinnert sich Ritter.
Dort läuft nun zum einen der Mietvertrag aus, zum anderen möchte sich die Einzelhändlerin etwas verkleinern. „Das Geschäft ist schwer geworden“, sagt sie. Auch, wenn sie sich einer treuen Stammkundschaft in mittlerweile dritter Generation sicher sein kann, so machen sich sowohl der wachsende Internethandel als auch gesellschaftliche Veränderungen bemerkbar. War es etwa damals bei Hochzeiten üblich, „Aussteuer“ zu verschenken – etwa in Form von edlem Porzellan, Tischtüchern oder Besteck – sind der Begriff und auch der Brauch im Aussterben begriffen. „Früher gab es eine ganz andere Tischkultur – mit gestärkten Decken und Servietten und viel opulenterer Deko. Heute gilt eher das Motto ,weniger ist mehr’“, hat Gabriele Ritter beobachtet.
Dabei ist es ihre oberste Maxime, mit der Zeit zu gehen. So holt sie sich regelmäßig Anregungen auf Messen, etwa in Frankfurt oder Paris. „Ich bin immer auf der Suche nach dem goldenen Ei“, sagt sie und lacht. Zwar sei das neue Ladenlokal nur halb so groß; an ihrem Konzept aus Wohnaccessoires, Tüchern und Taschen möchte sie aber auch mit weniger Platz festhalten – ebenso wie an den Mitarbeiterinnen, die sie zum Teil schon seit 30 Jahren begleiten. Ob sie nicht ihren Ruhestand planen wolle? Ritter: „Ich mache hier so lange weiter, wie ich kann. Schon allein wegen meiner Kunden. Schließlich sind wir hier auch ein bisschen Kaffeebude, kommen viele gerne nicht nur zum Einkaufen sondern auch auf ein Schwätzchen vorbei. Das macht mir immer noch große Freude.“