Nach dem Ende der Zusammenarbeit der Bischofskonferenz mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen, das die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufarbeiten sollte, sprach Generalvikar Klaus Pfeffer mit Dominika Sagan über die Sicht des Bistums Essen.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle in der Kirche?
Klaus Pfeffer: Anders als in diesen Tagen behauptet, wird die Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche weiterhin offensiv fortgesetzt. Das Bistum Essen ist allen Hinweisen auf einen möglichen sexuellen Missbrauch nachgegangen und hat alle Schritte gemäß der geltenden Verfahrensordnung eingeleitet und umgesetzt. Nur ein ehrlicher Umgang mit dem Leid der Opfer bietet der Kirche die Chance, Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen. Darüber hinaus muss alles getan werden, damit sich solche schrecklichen Taten nicht wiederholen können.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer, der die Studie bis jetzt betreut hat, wird mitunter kritisch beurteilt. Wie sehen Sie die Arbeit seines Instituts?
Es gab gute Gründe mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen e.V. (KFN) zusammenzuarbeiten. Die Entscheidung für Professor Dr. Pfeiffer war von der Überzeugung geleitet, dass eine wissenschaftlich-systematische Durchdringung des Themas dringend gefordert ist. Der gestern angekündigte Wechsel des Projektpartners ist allein die Folge eines persönlichen Zerwürfnisses mit dem Projektleiter.
Auch in unserer Stadt gibt es Betroffene. Welche Hilfe besteht für sie?
Die Aufkündigung dieses wissenschaftlichen Forschungsprojektes beeinträchtigt in keinster Weise die schon geleistete und noch zu leistende Hilfe für Opfer und Angehörige. Das Bistum Essen sichert allen Opfern menschliche, therapeutische, seelsorgerische und materielle Hilfe zu, wie es in unserer Verfahrensordnung festgeschrieben ist. Es geht mit Blick auf die Opfer vor allem um eine Anerkennung all der Not, der Schmerzen und des zugefügten Leides. Darüber hinaus muss alles getan werden, damit sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch, verhindert werden. Deswegen hat unser Bistum, wie auch andere Diözesen, sich zu einem umfassenden Präventionsprogramm verpflichtet. Es gibt eine Präventionsbeauftragte, eine Vielzahl von Schulungen für Mitarbeiter auf allen Ebenen, die außerdem alle verpflichtet wurden, erweitere Führungszeugnisse vorzulegen. Selbst im ehrenamtlichen Bereich werden Selbstverpflichtungserklärungen erwartet. Das unterstreicht, wie ernsthaft wir mit dem Thema umgehen.