Essen.. Örtliche Wirtschaft in Essen lobt die Organisation der A40-Sperrung: „Keine Beeinträchtigungen“, heißt es von Unternehmerverband und IHK. Doch der wahre Stresstest für die Umleitungen kommt erst noch.
Eines steht mal fest: Die A 40-Sperrung ist derzeit eine denkbar schlechte Entschuldigung, um zu spät ins Büro zu kommen. So wenig Reibungsverluste bringt der vermeintliche Ausnahmezustand mit sich, dass es einem fast unheimlich werden kann. Selbst Wirtschaftsvertreter, die zuvor noch sorgenvoll die Augenbrauen nach oben zogen, sind voll des Lobes. „Nach drei Wochen können wir eine nicht erwartete entspannte Zwischenbilanz ziehen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbands, Ulrich Kanders.
Verspätete Mitarbeiter, herumirrende Kunden von auswärts – das war das Szenario, auf das der Verband seine Mitglieder vorbereitet hatte. Allein: „Bisher sind uns keine Klagen über Beeinträchtigungen zu Ohren gekommen. Mitarbeiter sind pünktlich, Termine können eingehalten werden.“ Diesen Eindruck teilt man bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer. „Bislang läuft es perfekt“, sagt IHK-Verkehrsexperte Gerd Hammer.
LKW nur noch auf den Ausweichrouten?
Und auch diejenigen, bei denen am zügigen Fortkommen nicht nur der Geschäftstermin hängt, sondern für die das Geschäft selbst auf der Straße liegt, zeigen sich unbeeindruckt. „Uns geht durch die Sperrung nichts verloren – alles einwandfrei“, heißt es bei der Essener Groß-Spedition van Eupen – die freilich den Vorteil hat, dass ihre Niederlassung an der Bamlerstraße und damit ohnehin nahe der Ausweichroute A 42 liegt.
Manchem in der Stadt wäre es lieb, wenn jene A 42 für die Lastwagen dauerhaft zur bevorzugten Route würde. Der kontrovers diskutierte Vorschlag des Duisburger Verkehrswissenschaftlers Michael Schreckenberg jedenfalls findet in der Essener Wirtschaft Freunde. Eine Brummi-freie A40 klinge „verlockend“, so Unternehmerverbandschef Kanders.
„Wir sind fast geneigt zu fordern, auch nach Auflösung der Vollsperrung den LKW-Durchgangsverkehr über die A 42 oder A 52 um das Stadtgebiet herumzuführen.“ Selbst wenn die Umsetzung schwierig sei, möge man den Vorstoß nicht gleich verwerfen. „Zumindest sollte man die Idee prüfen.“
Kinderkrankheiten werden behoben
Bei allen Lobgesängen auf die störungsfreie Sperrungszeit: Ein paar Kinderkrankheiten mussten die Verantwortlichen dann doch ausmerzen. Dazu zählt die Tatsache, dass mancher Fahrer seinem Navigationsgerät wohl mehr vertraut als den Umleitungen der Verkehrsbehörden. Schon in den ersten Tagen der Sperrung hatte das zu Engpässen an der Freiheit vor dem Hauptbahnhof geführt, weil viele derjenigen, die an der Ausfahrt Zentrum abgeleitet wurden, geradeaus fuhren und nicht – wie ausgeschildert – nach rechts auf die Bismarckstraße.
Die Stadt versuchte auf kreative Weise Abhilfe zu schaffen. „NAVI aus“ steht auf den Warntafeln, die Dieter Schmitz vom Amt für Straßen und Verkehr aus dem Hut zauberte und von denen man jüngst noch ein paar mehr montierte. In der Straßenverkehrsordnung sei das Schild zwar nicht vorgesehen, „aber es hilft“.
Der Appell, den analogen Wegweisern dem Vorzug vor der Stimme aus dem Navi zu geben, könnte mit dem Ende der Schulferien zusätzliche Bedeutung bekommen. Dann dürften die Umleitungen ihren wahren Stresstest erleben.
Anspannung nach dem Ferienende
Das allseitige Lob über den bislang weitgehend stressfreien Verlauf der A40-Sperrung „höre ich gerne“, sagt Dieter Schmitz vom städtischen Amt für Straßen und Verkehr. Schmitz bremst zugleich Erwartungen, es könne bis zum Ende der Arbeiten so ruhig weitergehen. „Ich glaube, dass mit dem Beginn der Schulzeit eine ganz andere Situation zu erwarten ist. Es wird deutlich schwieriger werden.“
Die Erfahrungen der vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass vor allem eines entscheidend sei, um Chaos zu vermeiden: Information. Der lange Vorlauf mit den wiederholten Hinweisen auf die Sperrung sowie alternative Strecken und Verkehrsmittel sei der wichtigste Grund für die gute Zwischenbilanz. Vor Ende der Ferien in drei Wochen werde man deshalb noch einmal verstärkt an die Öffentlichkeit gehen.
Erster Schultag in Nordrhein-Westfalen nach der Sommerpause ist der 22. August. Von Seiten der Verantwortlichen werde man „die Situation beobachten und zusehen, dass wir den Verkehr gegebenenfalls durch nachgeordnete Straßen ablaufen lassen können“. Ein auf Dauer begrüßenswerter Zustand ist das freilich nicht – weshalb Schmitz dem Vorschlag der LKW-freien A40 auch mit großer Skepsis gegenübersteht.
Er fürchte eine Verdrängung des Verkehrs auf eben jene nachgeordneten Straßen. Ganz abgesehen davon hält er den Plan für schwer umsetzbar. „Bestimmte Fahrzeugarten generell auszuschließen, ist rechtlich überhaupt nicht möglich.“
Das wäre ohnehin Zukunftsmusik. Derzeit richten sich alle Augen auf die Vollsperrung und das Ziel, diese Ende September aufzuheben. Dabei bleibe es, so Schmitz, trotz des schlechten Wetters im Juli, das die Bauarbeiten beeinträchtigte. „Wir liegen im Zeitplan.“