Essen.. Wegen der hohen Gewinnausschüttung reduziert das städtische Unternehmen seine Wohnungsbau-Aktivitäten. Zu spüren bekommen das auch die Mieter.
Obwohl günstige Wohnungen in Essen knapp werden, wird der städtische Allbau seine Neubau-Aktivitäten deutlich zurückfahren. Dies kündigte Allbau-Vorstand Dirk Miklikowski auf der Hauptversammlung der kommunalen Wohnungsgesellschaft an. Große Wohnungsbauprojekte wie aktuell in der nördlichen Innenstadt oder auf dem Gelände des ehemaligen Berufskollegs in Holsterhausen wird es in Zukunft nicht mehr geben, sagte Miklikowski im Gespräch mit der Redaktion.
Der Allbau-Chef spricht von einem Strategiewechsel und begründet dies mit der hohen finanziellen Ausschüttung, den die städtische Tochtergesellschaft an die Stadt Essen leisten muss. 16 Millionen Euro fließen diesmal ins Stadtsäckel; das sind 90 Prozent des Gewinns, den der Allbau im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat.
Allbau geht die Luft aus
Das hat Folgen: Die Eigenkapitaldecke sei zu kurz für weitere große Investitionen, sagt Miklikowski. Mit anderen Worten: Dem Allbau geht die Luft aus. Für Miklikowski ist dies der Anlass einen eindringlichen Appell an die Entscheidungsträger im Rat der Stadt zu richten: „So kann es nicht weitergehen.“
Der Allbau-Vorstand wirbt für eine „maßvolle Rückführung“ der Ausschüttung und führt zum Vergleich Wohnungsgesellschaften an, die sich am Kapitalmarkt orientieren; deren Ausschüttung liege durchschnittlich bei 60 Prozent.
Aus Sicht der finanziell gebeutelten Stadt bleibt der Allbau jedoch eine der wenigen gesunden Kühe im Stall, die sich prima melken lässt. Die Rendite liegt bei 6,5 Prozent, rechnet Miklikowski vor.
Beschlossene Sache ist bereits, dass die Wohnungsgesellschaft ihre Ausschüttung nicht senkt, sondern erhöht, und zwar um 24 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre. Der Allbau wird dafür „stille Reserven“ heben und seine Mittel für Instandsetzungen um drei Millionen Euro pro Jahr kürzen. Rund 17 Millionen gab das Unternehmen dafür im vergangenen Jahr aus.
"Mieter werden das nicht spüren“
So viel gibt der Topf künftig nicht mehr her. „Unsere Mieter werden das nicht spüren“, betont Miklikowski. „Das ist ein Versprechen.“
Ein bisschen spüren werden die Mieter es dann doch, räumt Miklikowski auf Nachfrage ein. Es könne sein, dass das ein oder andere Treppenhaus ein Jahr später gestrichen wird als ursprünglich geplant.
Investieren will das kommunale Wohnungsunternehmen in den sozialen Wohnungsbau, dies aber maßvoll. Der Bedarf ist inzwischen unbestritten. Laut Prognose des Landesbauministeriums benötigt Essen bis zum Jahr 2020 zwischen 11 000 und 17 000 neue Wohnungen. Jedes Jahr müssten zwischen 1400 und 2600 öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden, was auch davon abhängt, wie viele Flüchtlinge bleiben oder sich in Essen niederlassen.
Der Wohnungsbau blieb zuletzt deutlich hinter diesen Zahlen zurück. 811 Wohnungen wurden im Vorjahr fertiggestellt. Miklikowski nennt dies „völlig unzureichend“ und tritt selbst auf die Bremse. Im laufenden und im kommenden Jahr wird der Allbau insgesamt 133 Wohnungen bauen. Allein 2015 waren es noch 109.