Essen. So oft musste sich Doris Ellerbrock schon anhören, dass eine Großfamilie asozial sei. Doch die Sprüche perlen an der 39-Jährigen, die vor wenigen Tagen ihr zwölftes Kind zur Welt brachte, ab. Sie und ihr Mann Thomas wollten schon immer eine große Familie: eine logistische Meisterleistung.

Die Ellerbrocks haben elf Kinder. Viele finden das asozial. „Was glauben Sie, was man sich auf der Straße alles anhören muss“, sagt Doris Ellerbrock (39). „Aber das prallt längst ab. Ich hör’ gar nicht  hin.“ Ehemann Thomas (47) sagt: „Der älteste Vorwurf ist, dass man scharf ist aufs Kindergeld.“  Er winkt ab: „Als ob man davon leben könnte!“

Vor wenigen Tagen kam Sohn Moritz zur Welt. Es ist das insgesamt zwölfte Kind. Eines kam tot zur Welt, im Juni 2005, ein Mädchen. „Das zählen wir aber meistens mit“, sagt der Vater. Sie wohnen in einem Reihenhaus in Altenessen-Nord, zwischen offener Küche und Wohnzimmer stehen zwei Esstische, zusammengeschoben, dazu lange Bänke. Die Familientafel. Ein großer, grüner Adventkranz mit roten Kerzen steht bereit. Auch die Fenster sind adventlich dekoriert.

Sie wollten immer viele Kinder. „Ich wollte sechs, und mein Mann wollte auch sechs“, sagt die Mutter. Sabrina (17), die Älteste, kam 1991, da war Doris Ellerbrock 21. Bis dahin hatte sie als kaufmännische Angestellte gearbeitet. In der Firma hatte sie Thomas, ihren späteren Mann, kennengelernt. „Ich selbst bin Einzelkind“, erzählt sie. Ich erinnere mich daran, dass mir oft langweilig war.“

Schulbrote für acht Kinder schmieren

Der Tag beginnt um 5.45 Uhr. Dann stehen die Eheleute auf und fangen an, für acht Kinder Schulbrote zu schmieren. Anschließend stehen die Kinder auf. „Waschen, Zähneputzen, das muss alles hoppladihopp gehen“, sagt die Mutter. Zum Glück gibt es zwei Badezimmer im Haus. „Sonst würd’s gar nicht gehen.“ Später bringt der Vater die kleineren Kinder in ihre Schulen. Ganztagsbetrieb bis 16 Uhr empfinden die Eltern als Segen.

Eingekauft wird einmal pro Woche bei Lidl, Aldi und Penny, dann wird das Auto bis unters Dach vollgepackt. „Bei Rewe kaufen wir nur, wenn’s was im Angebot gibt.“ 30 Liter Milch gehen in der Woche weg, und 35 Anderthalbliter-Flaschen Sprudel. Täglich werden etwa drei Brote gebraucht, der Vater backt es selbst. Im Keller läuft die Waschmaschine rund um die Uhr. „Wir hätten gern eine zweite, aber dafür ist gerade kein Geld da.“

Fasfood-Fest für die Familie

Demnächst sind wieder Winterschuhe für einige Kinder fällig - die Ellerbrocks müssen 350 Euro einkalkulieren. „Von Deichmann“, betonen sie. Andere Läden wären zu teuer. Sie schaffen es, regelmäßig noch ein bisschen Geld zurückzulegen - damit der Vater alle drei Monate mal zu McDonald’s fahren und mit dicken Tüten zurückkommen kann, Fastfood-Fest für die Familie. „70 bis 80 Euro kostet das“, sagt Ellerbrock. „Für die Kinder aber ein absolutes Highlight.“

Als „anstrengend“ empfinden die Ellerbrocks das Familienleben nicht. „Die großen Kinder erziehen die kleinen mit, der Zusammenhalt ist riesig groß. Wir wollten das so, und wir haben die Entscheidung, viele Kinder zu bekommen, nie bereut.“

"Die Kinder geben einem ganz viel Kraft"

Sie haben sich auch daran gewöhnt, jeden Cent zweimal umzudrehen. „Wir essen gerne Butter“, erzählt der Vater. Als der Preis für ein halbes Pfund bei 63 Cent lag, griff er beim Einkauf gerne zu. Jetzt liegt der Preis wieder höher: „Da muss man sofort umdenken.“ Mit einem Zeitungsbotenjob bessert er die Haushaltskasse auf. Er wäre gern wieder Fach-Lagerist, so wie früher, zehn Jahre war er festangestellt, dann kam die Kündigung, seitdem sucht er wieder. „Die Kinder“, sagt die Mutter, „geben einem ganz viel Kraft.“