Essen.. „Hässliches“ Gemüse ist häufig ein Ladenhüter und landet im Müll der Supermärkte. Essener Foodsharing-Gruppe kocht am Samstag ein verganes Drei-Gänge-Menü.

313 Kilogramm. So viele Lebensmittel landen laut WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“ durchschnittlich in Deutschland pro Sekunde im Müll. Das sind insgesamt 18,38 Millionen Tonnen im Jahr. Davon gehen allein 40 Prozent auf das Konto der Endverbraucher. Denn wenn der erst gestern gekaufte Salat heute die Blätter hängen lässt, wandert er häufig in den Abfall. Die schrumpelige Möhre wird vielleicht erst gar nicht gekauft und endet – obwohl immer noch essbar – im Müll der Lebensmittelhändler. Gegen diese Verschwendung kochen in Essen am kommenden Wochenende Stefan Zippel und Lukas Laudage im Café Machwatt im Beginenhof an – mit sogenannten „culinary misfits“: Gemüse, das nicht dem üblichen ästhetischen Standard der Lebensmittelhändler und Konsumenten entspricht.

GreenApes und Supermarkt Veganz kooperieren

„Angefangen hat das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung bei mir mit dem Studium“, erklärt Lukas Laudage. „Ich hatte wenig Geld zur Verfügung und bin dann mit Freunden containern gegangen.“ Bei diesen nächtlichen „Raubzügen“ werden noch essbare Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten geborgen. Der 24-Jährige Laudage verbrachte viel Zeit in Italien, ist dort auf das junge Unternehmen „greenApes“ gestoßen, das hier in Essen in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro „Grüne Hauptstadt 2017“ ein Netzwerk zur Förderung von nachhaltigem Konsum eingerichtet hat.

Aus diesem grünen Umfeld stammt auch die Idee zum Workshop mit dem ungeliebten Gemüse. „Essen ist etwas Politisches“, betont greenApes-Communitymanagerin Julia Wegenast, „jeden Tag treffe ich mindestens drei mal die Entscheidung: Was esse ich? Das beeinflusst auch meinen CO2-Abdruck, meinen Wasserverbrauch und auch die Landwirtschaft.“ Gleichzeitig wolle das Netzwerk durch solche Aktionen auch Treffen zwischen den Mitgliedern ermöglichen.

Dreigängiges verganes Menü mit gerettetem Gemüse

Einer der Kooperationspartner der greenApes-Community ist der Supermarkt Veganz in der Friedrich-Ebert-Straße. Dort kreuzten sich auch die Wege von Lukas Laudage und Stefan Zippel. „Lukas hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei einem Kochworkshop mit gerettetem Gemüse mitzumachen“, erzählt Stefan, der privat gerne an Rezepten tüftelt. Das dreigängige geplante Menü werde rein vegan zubereitet, so der 29-Jährige. Sonst steht fest, dass noch nichts fest steht. „Wir wissen erst am Donnerstagabend, was für Gemüse wir für den Samstag zur Verfügung haben werden“, berichtet Lukas.

Denn das Gemüse für den Workshop stammt aus den Lebensmittelbeständen, die von der „Foodsharing-Gruppe Essen“ Donnerstag und Freitag eingesammelt werden. „Wir retten jeden Tag bei mittlerweile 17 Betrieben in Essen Lebensmittel vor dem Mülleimer: Obst, Gemüse, Molkereiprodukte, Backwaren“, erzählt Anna Schulze, „Foodsharing“-Botschafterin in Essen. Die Menge variiere immer; im Extremfall könnten es aber auch mal 30 Kilo Tomaten an einem einzigen Tag sein.

Betriebe sparen Entsorgungskosten

Im Gegensatz zu der Tafel verwertet die Essener „Foodsharing“-Gruppe auch Kleinstmengen sowie zubereitete Lebensmittel aus Restaurants, konstatiert die 30-Jährige. Davon profitieren auch die Betriebe, die so Entsorgungskosten einsparen. Für Anna Schulze zählt vor allem eins: „Hauptsache es landet nicht in der Tonne.“

Für den vierstündigen veganen Koch-Workshop am Samstag, 19. März, im Café Machwatt im Beginenhof, Goethestraße 63-65, sind noch Plätze frei. Beginn ist um 15 Uhr. Interessenten können die Karten für den Workshop über die greenapes-App erwerben oder direkt hier. Mehr Informationen auf www.facebook.com/GreenApesJungle/