Essen-Haarzopf. Die Tanzprofis Sascha Wakup und Ann-Katrin Bechtold vom Haarzopfer Verein Casino Blau-Gelb Essen gehören weltweit zur Spitze der Standardtänzer.


Kaum erklingen die ersten Walzertöne von Band, stellen sich Sascha Wakup und Ann-Kathrin Bechtold in Position. Das Kinn leicht gehoben, die Arme angewinkelt gleiten sie mit schlaggenauen Schritten und einer unglaublichen Eleganz über den Parkettboden des Vereins Casino Blau-Gelb Essen. Jede Bewegung sitzt, jede Drehung ist perfekt. Kein Wunder: Das schlanke Paar gehört in der Kategorie Standard nicht nur zu den besten Profitänzern in Deutschland, sondern zu den sechs besten der Welt.

Wer so hoch oben tanzt und dort bleiben will, muss natürlich viel Zeit investieren. Drei bis vier Mal die Woche jeweils zwei bis drei Stunden trainieren Sascha Wakup und Ann-Kathrin Bechtold in Haarzopf, dazu kommen noch diverse Privatstunden. Jeden zweiten Monat reisen die beiden zum Leistungsstützpunkt nach Italien, um sich von den Profis Benedetto Ferruggia und Claudia Köhler coachen zu lassen. „Ich arbeite und tanze, dazwischen bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagt Ann-Kathrin Bechtold und lacht. 35 Jahre alt ist die studierte und promovierte Steuerfachfrau, die seit ihrem sechsten Lebensjahr dem Tanz verfallen ist. Genauso lange tanzt ihr gleichaltriger Partner Sascha Wakup. Der Essener hat zwar Wirtschaftsinformatik studiert, sich aber dann für den Beruf des Profi-Tanzsportlehrers entschieden. „Bei mir dreht sich tatsächlich alles ums Tanzen.“

Seit 2007 tanzen die beiden Profis gemeinsam

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Seit 2007 tun sie das gemeinsam; damals haben ihre Trainer sie einander vorgestellt. Schon nach ein paar Übungseinheiten war klar, dass die beiden Profis wunderbar miteinander harmonieren. „Das finde ich eigentlich auch das Tolle am Tanzsport: Dass man komplett seine Bewegungen aufeinander abstimmt und total synchron, ja fast symbiotisch übers Parkett schwebt“, erklärt Sascha Wakup: „Wir agieren miteinander, ohne sprechen zu müssen, können die Körpersprache des anderen genau lesen“, ergänzt Ann-Kathrin Bechtold.

Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Tango, Slow-Foxtrott und Quickstepp sind die Standards, die das Paar intensiv trainiert. Die Choreographie und die einzelnen Figuren entwickeln sie gemeinsam mit ihren Trainern; Vorgaben vom Verband gibt es keine. Wichtig sei nur, dass die Choreographie in sich schlüssig und tanzbar sei. So mühelos und elegant auch der Paartanz für den Laien aussieht, der Tanzsport ist Hochleistungssport.

Ein Tanz so anstrengend wie ein 800-Meter-Lauf

Anmut und Haltung:
Anmut und Haltung: © Unbekannt | Unbekannt







Bei Turnieren treten meist gruppenweise jeweils fünf Paare aufs Parkett, die alle fünf Tänze zeigen. „Jeder Tanz dauert zwei Minuten und ist von der Belastung her mit einem 800- Meter-Lauf zu vergleichen“, sagt Ann-Kathrin Bechtold. Da ist der Puls schon mal auf 180. Und wer in die nächste Runde kommt, muss nochmals die einstudierte Choreographie zeigen und wieder fünf mal 800 Meter laufen. „Deswegen trainieren wir zusätzlich Kraft und Ausdauer.“ Und beide Profitänzer lassen sich immer wieder von einem Sportpsychologen coachen, um auf die psychischen Belastungen, die eine Meisterschaft mit sich bringt, vorbereitet zu sein.

Neben den sportlichen und psychischen Herausforderungen, müssen Tanzprofis in Deutschland für ihren Sport auch tief in die eigene Tasche greifen: Anders als bei den Profi-Fußballern finanzieren sie fast alles selbst: die Reisen zu den Turnieren, die Privatstunden, die Flüge ins Leistungszentrum und die Turnierkleidung. Um die 1000 Euro kostet der Smoking, mehr als 2000 Euro ein Kleid, das man meist nur eine „Saison“ trägt. Dazu noch die Kosten für die Schuhe und den Friseur. „Da habe ich Glück: Ich kann mir meine Frisuren selbst machen“, sagt Ann-Kathrin Bechtold und verrät ihre Tricks für den perfekten Halt und Schimmer: Uhu und Schuhcreme.