Essen.. Bei eisigen Temperaturen kommen weniger Narren als im vergangenen Jahr zum Zug. Das Festkomitee Essener Karneval zeigt sich trotzdem zufrieden. Polizei erlebt einen ruhigen Umzug und meldet keine besonderen Vorkommnisse

Schon Stunden vor dem offiziellen Start des Rosenmontagszuges geht es auf dem Parkplatz an der Gruga drunter und drüber. Keineswegs chaotisch, sondern durchaus amüsant und heiter. Und laut. Sehr laut. Wer den aktuellen Chart-Hit ‚Gangnam-Style’ bislang noch nicht kannte, hat ihn spätestens jetzt im Ohr. Offensichtlich hat sich der südkoreanische Rapper ‚Psy’ in die Herzen der Essener Narren gesungen. Natürlich kommen aber auch Klassiker wie ‚Das rote Pferd’ und ‚Dat Trömmelche’ nicht zu kurz. Und den Dom lassen auch die Essener in Kölle; klare Sache.

Bei Minus zwei Grad hilft nur Warmschunkeln und Tanzen

Auf dem Truck der Allbau AG ist Björn Schüngel für die musikalische Unterhaltung verantwortlich und der Radio-Essen-Moderator weiß anscheinend bestens, was den Allbau-Mitarbeitern - verkleidet in bunten Hühner-Kostümen - und den Handball-Profis vom Bundesligisten Tusem sowie Beachvolleyballerinnen vom VC Allbau gefällt.

„Wir sind kein Papst mehr“, gibt Schüngel zwischendurch durch das Mikrofon bekannt. Für Aufsehen sorgt die Meldung irgendwie nicht; jetzt ist sowieso erstmal Karneval. Die Narren singen, schunkeln und tanzen, was das Zeug hält - bei Temperaturen um die Minus zwei Grad erweist sich das auch als eine überaus sinnvolle Angelegenheit.

Pünktlich gegen 13 Uhr setzen sich die ersten Wagen langsam in Bewegung. Der Startschuss für den Höhepunkt des Essener Karnevals unter dem Motto „Dat is Kokolores“ fällt.

1111 Meter

Langsam und im Schritttempo rollen nach und nach etwa 45 Gesellschafts- und Motivwagen um den Grugaplatz und werden direkt nach den ersten Metern von einer feiernden Meute empfangen. Helau, Helau! Schon jetzt ist klar: Die folgenden 1111 Meter bis zur Freiheit in der Innenstadt werden bunt und jeck. Kinder reißen die Arme in die Luft; Kamelle fliegen hoch, weit und manchmal sogar wieder zurück auf den Wagen.

Schon am Anfang der Strecke tummeln sich unzählige Besucher; die meisten verkleidet – vorzugsweise dem Wetter entsprechend. Kleine dick-vermummte Bienen, Tiger und Bären sitzen auf den Schultern ihrer Eltern, schauen zu den Wagen hinauf und versuchen, das Wurfmaterial zu fangen. Unzählige, lachende Gesichter und strahlende Kinderaugen soweit das Auge reicht.

Die Rüttenscheider entpuppt sich – mal wieder – als eine große Partymeile; vor allem an der Girardetbrücke, an der Martinstraße und am Rüttenscheider Stern geht die Post ab; in Höhe der Friederikenstraße lichtet sich die Menschenmasse ein wenig; der Stimmung schadet das aber nicht. Die ist weiterhin gut und vor allem äußerst friedlich, wie die Polizei berichtet. „Keine besonderen Vorkommnisse“, vermeldet Polizeisprecher Peter Elke. Die Arbeit der Polizisten beschränkt sich im Großen und Ganzen auf das Absperren der Straßen.

Was will man mehr? Kein Regen, kein Stress und viele glückliche Besucher - wenn auch weniger als im vergangenen Jahr. „Es dürften so um die 180 000 gewesen sein“, schätzt Oliver Weiß, Sprecher des Festkomitees Essener Karneval (FEK) und erinnert sich: „2012 nahmen rund 200 000 Narren am Umzug teil.“

Alles in allem ein gelungener Rosenmontagszug und der Beweis, dass sich die Arbeit des Festkomitees und der teilnehmenden Karnevalsvereine durchaus gelohnt hat.

Von Kokolores kann da doch eigentlich keine Rede sein?