Hausfotograf der Emschergenossenschaft geht in Rente
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Essen.. Dreckig, häßlich, künstlich begradigt: Noch immer denken viele Bürger bei der Emscher zuerst an die alte Abwasservene des Ruhrgebiets. Jochen Durchleuchter nicht: Der Hausfotograf der Emschergenossenschaft kennt den Fluss wie kein anderer und weiß, wie schön die Emscher sein kann.
20 Jahre lang hat er sie begleitet; er kennt sie bei Wind und Wetter, weiß, wie hässlich sie in ihren dunkelsten Ecken und wie schön sie in ihrer neuen Umgebung sein kann: Jochen Durchleuchter und die Emscher, das ist eine ganz besondere Beziehung. Zwei erlebnisreiche Jahrzehnte verbrachten die beiden gemeinsam; mit der Kamera hielt Durchleuchter jede Veränderung der einstigen Industriekloake auf dem Weg zur grünen Flusslandschaft fest. Jetzt trennen sich ihre Wege: Ende des Monats geht der Hausfotograf der Emschergenossenschaft in Rente.
Emscher-Blicke
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„Ja, sie wird mir fehlen“, sagt Jochen Durchleuchter mit Blick auf die vor ihm liegende Zeit, „so ganz kann mich die Emscher nicht loslassen, das geht nach einer so langen Zeit einfach nicht“. Als er im Herbst 1992 seine Stelle als Fotograf bei der Emschergenossenschaft antrat, begann dort gerade das Groß-Projekt „Emscher Umbau“. Der zentrale Fluss des Ruhrgebiets, der jahrzehntelang als offener Schmutzwasserablauf verwendet wurde, sollte wieder naturnaher werden, die starren Betonbecken natürlichen Uferböschungen weichen.
Mit Beginn der ersten Bauprojekte startete auch Jochen Durchleuchters Arbeit als Emscher-Fotograf. „Das musste ja dokumentiert werden, wie der Fluss aussieht, damit man dort mit dem Umbau beginnen konnte“, erinnert sich der 65-Jährige. Abwasserkanäle und von Schmutzwasser überflutete Uferböschungen bekam er in den ersten Jahren fast täglich vor die Kamera. Nicht unbedingt die bevorzugten Motive eines Fotografen, sollte man meinen. „Ach, so habe ich das gar nicht gesehen“, lächelt Jochen Durchleuchter, „ich fand den Kontrast spannend, ich war ja immer hautnah dabei, wenn sich die Emscher geändert hat.“
Fotografierte er einen der alten offenen Kanäle, hielt er das Bild nicht nur mit seiner Kamera fest, auch für sich selbst behielt er die Eindrücke im Kopf. „Ich wusste ja, ich komme innerhalb der nächsten fünf Jahre wieder hier her und kann dann den neuen Zustand fotografieren“, erzählt Durchleuchter, „da habe ich mich schon damals drauf gefreut, diesen Wandel sehen und begleiten zu dürfen.“ Ungewöhnliche Fotografien waren für den Essener schon damals kein Neuland. Im Vergleich zu den Fotos seiner bisherigen Karriere waren die Abwasserkanäle der Emscher sogar fast harmlos. Nach Abschluss seiner Fotografen-Lehre hatte Durchleuchter einige Zeit im Essener Klinikum gearbeitet und Operationen bei Orthopädie-Patienten fotografiert. „Das waren schon ganz andere Bilder, wenn man so nah an einer OP dran war“, erinnert sich der Fotograf.
Kreativer fand er die Arbeit bei der Emschergenossenschaft. „Ich bin gerne draußen unterwegs und durch die Arbeit war ich ständig auf irgendwelchen Baustellen oder Bachläufen an der Emscher.“ Mit dem fortschreitenden Emscher-Umbau änderten sich auch die Motive von Jochen Durchleuchter. Grüne Uferböschungen traten an die Stelle von grauen Betonsohlschalen, ein munter sprudelnder Bachlauf ersetzte die begradigten Flussläufe. „Ich habe viele schöne Motive vor die Linse bekommen, es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich eine Landschaft wandeln kann“, sagt JDurchleuchter.
Der Weg der Emscher zu einem sauberen, naturnahen Fluss dauert noch an - 2020 soll das Projekt fertig sein. Jochen Durchleuchter wird es weiter verfolgen, die Emscher ist längst Teil seines ganz persönlichen Lebensweges geworden. Und die Kamera? „Die werde ich bestimmt das ein oder andere Mal dabei haben, wenn ich mal schaue, wie es der Emscher so geht“, schmunzelt Durchleuchter.
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