Des einen Leid ist des andern Freud: Während mancher Autofahrer über das aktuelle Wetter stöhnt, haben andere ihren Spaß: Endlich kann der angestaubte Schlitten aus dem Keller geholt und genutzt werden. Gerüstet mit Schneeanzug, Boots und Mütze zieht es am Mittwoch unter anderem die 27 Kinder der Klasse 6a der Gesamtschule Süd zu einem der stadtbekannten rodel-tauglichen Hügel. Klassenlehrerin Carolin Droste lässt Deutsch und Religion ausfallen, stattdessen steht „Schlittenfahren an der Heimlichen Liebe“ auf dem Stundenplan.
Laut und lebhaft geht es hier zu. Kenan Alemic stiefelt den kleinen Berg soeben wieder nach oben. „Das einzig blöde ist das Hochlaufen“, so der Elfjährige. Der Wunsch nach einem Lift bleibt ihm wohl verwehrt. Aber egal: Die Mühe des Berg-Erklimmens lohne sich für die paar Sekunden Runterfahren allemal. Oben angekommen schwingt sich der Junge sofort wieder auf und rast hinab. So geht das Spielchen für Kenan und seine Klassenkameraden rund zwei Stunden lang weiter. Runter, rauf, runter, rauf ... Von Müdigkeit keine Spur. Die Temperaturen um minus drei Grad lassen die Kinder sprichwörtlich kalt, was man den roten Wangen und den lachenden Gesichtern deutlich entnehmen kann. „Am coolsten sind die Huckel. Das macht voll Spaß“, schallt es aus dem Hintergrund.
Opa Heribert zieht den Schlitten
Etwas abseits, wenige Meter von der energiegeladenen Horde entfernt, versucht sich der dreijährige Erik zum ersten Mal in seinem Leben an seinen Rodelkünsten. Oma Renate Assenmacher hält ihn und den Schlitten fest, Opa Heribert zieht derweil langsam an der Kordel. Ganz geheuer scheint Erik das nicht zu sein; aller Anfang ist eben schwer. „Vor rund 33 Jahren haben wir hier schon viele, schöne Rodelstunden mit unserem Sohn verbracht“,sagt Renate Assenmacher.
Zwar ohne Enkel, aber ebenfalls mit Schlitten, hat es am Nachmittag auch Roswitha Tanschek zur „Heimlichen Liebe“ gezogen. „Ich fahre liebend gerne Schlitten. Spazieren gehen ist mir ein bisschen zu langweilig“, sagt die 62-jährige. Den Satz hat sie kaum ausgesprochen, schon ist sie unten.
Auch Jana Wiethoff und Sebastian Göcke von der Margarethenhöhe machen sich fertig zur Abfahrt. „Dieser Hügel ist super. Schon fast vergleichbar mit dem Sauerland. Da waren wir in den Weihnachtsferien, aber hatten leider keinen Schnee“, erzählt Sebastian Göcke. Für den 30-Jährigen steht neben dem „Spaß an der Geschwindigkeit“ noch ein weiterer Aspekt im Vordergrund: „Als Pärchen auf einem Holzschlitten zu rodeln kann sehr romantisch sein“, findet er. So schön ist also der Winter in Essen...
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