Essen. Ausgestopfte Affen, Krokodilschädel und Vogelskelette: Das ist der aktuelle Fall beim Essener Zollfahndungsamt, um den sich Eva Leinkenjost kümmert – hartnäckig wie ein Terrier. Vor fünf Jahren hat sich die 36-Jährige auf den Artenschutz spezialisiert.
Hell, sauber, aufgeräumt, das war der erste Eindruck, den Eva Leinkenjost beim Betreten der Düsseldorfer Wohnung hatte. Doch dann starrten die Ermittlerin des Essener Zollfahndungsamtes unzählige tierische Augen aus den Vitrinen an: Ausgestopfte Affen, Turmfalken, Raben, auch Skelette von Krokodilen oder Pinguinen fand sie in privaten Räumen und in der Firma eines 51-Jährigen. „Es glich einem privaten Museum“, sagt sie, und gleichzeitig einem Gruselkabinett.
Das ist der aktuelle Fall, ausgelöst durch den Fund eines Affenarmes in einem Paket, bei dem die Zollfahnderin wegen Verstoßes gegen internationale Artenschutzvorschriften ermittelt – vielleicht wird es ihr erster Einsatz, bei dem ein Beschuldigter in Haft landet.
Ermittlungen gegen rund 600 Frauenärzte
Dabei berühren die Ermittlerin die Anblicke der toten Tiere durchaus. Immerhin hat sie selbst einen halben Zoo mit Hund, Fischen und Vögeln. Noch schlimmer empfindet sie das Elend daher, wenn sie lebende Tiere findet. Die 36-Jährige erinnert sich an Schlangen in einem Hotel. Asiaten hatten sie für eine Reptilienmesse mitgebracht, viele Tiere starben. „Sie lagen tagelang erbärmlich in Tüten, nur um verschachert zu werden“, sagt Eva Leinkenjost, die sich vor fünf Jahren bei der Zollfahndung auf Artenschutz spezialisierte. Gefragt ist sie bei mittlerer und schwerer Kriminalität: „Da reicht es nicht, einen Seestern aus dem Urlaub mitzubringen.“
Grusel-Funde des Zolls
Bei ihrer Arbeit sind tierische Fälle auch nicht alltäglich. Zu ihrem Sachgebiet gehören ohnehin sämtliche Verbote und Beschränkungen wie bei Arzneimitteln, Waffen oder Dopingsubstanzen. So ist Eva Leinkenjost an Ermittlungen gegen rund 600 Frauenärzte beteiligt. Es geht um nicht zugelassene Medikamente. Stubenarrest nennt sie diese Schreibtischarbeit scherzend. Sie ist aber auch auf Schuhmessen, um Markenrechte zu kontrollieren.
Drohungen, aber keine Gefahr
Ob Artenschutz oder gefälschte Handtaschen: Wichtig sei es, sachlich zu bleiben. Hartnäckigkeit und Spürsinn sind wichtige Eigenschaften für den Job, sagt sie und vergleicht sich mit einem Terrier: „Wenn ich zugebissen habe, dann können mich nur mein Chef oder der Staatsanwalt bremsen“, sagt sie. Ihre Tätigkeiten vergleicht sie mit denen der Kriminalpolizei. Das war ihr Berufswunsch nach dem Abitur. Früh stand fest, es soll unbedingt „etwas Ermittlungstechnisches“ sein. Schließlich schloss sie die Ausbildung zum gehobenen Dienst nach dem Studium samt Praktikum als Diplom-Finanzwirtin ab, kümmerte sich bei der Finanzkontrolle um Schwarzarbeit.
Ihre heutige Aufgabe bei der Zollfahndung ist für sie beruflich ein großes Glück. Dabei geht es fast ausschließlich um Straftaten, sie geht Hinweisen nach, durchsucht Gebäude, observiert Personen und vernimmt Beschuldigte: immer in Zivil, immer bewaffnet. In Gesprächen muss sie mitunter aufgebrachte Schmuggler beruhigen, gleichzeitig angekündigte Maßnahmen durchziehen. Sich durchzusetzen – kein Problem: „Ich habe zwei ältere Brüder“. Privat beschreibt sie sich aber als ruhig und fröhlich, mehr sagt sie zum Familienleben nicht – aus Eigenschutz, denn diejenigen, gegen die ermittelt, sind ihr nicht immer wohlgesonnen. Drohungen gab es mal, sagt sie, wirkliche Gefahr nicht.