Essen.
Einen Rückgang der Bereitschaft zur Organspende verzeichnete die Deutsche Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr. Die Zahl der Personen, die nach ihrem Tode Organe spendeten, sank um 7,4 Prozent.
So sind auch im Essener Uniklinikum die Wartelisten länger geworden. Konnten im Jahr 2010 noch 158 Lebern transplantiert werden, standen im Jahr 2011 gerade einmal 143 Spenderorgane zur Verfügung – dabei ist das Essener Krankenhaus in diesem Bereich bundesweit führend.
Bedauerlich sei, so der ärztliche Direktor des Uniklinikums Professor Eckhard Nagel, dass trotz verstärkter Öffentlichkeitsarbeit die Bereitschaft zur Organspende weiter abnehme. „Das macht deutlich, dass wir an den strukturellen Grundlagen etwas ändern müssen“, so Nagel. Derzeit arbeiteten die zuständigen Institutionen daran, Lösungen für strukturelle Änderungen zu finden. „Ich glaube aber nicht, dass wir darauf warten sollten, sondern dass jeder in eigener Verantwortung daran arbeiten muss, die Situation der Organspende zu verbessern.“
Gesellschaftliche Verantwortung
Aber können gesetzliche Regelungen dazu beitragen? „Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass ein Rückgang der Organspende bedeutet, dass gleichzeitig weniger Menschen durch eine Transplantation geholfen werden kann. Das heißt auch, dass mehr Menschen, die auf den Wartelisten stehen, sterben.“
Das Thema Organspende falle in die gesellschaftliche Verantwortung. „Wir als Gesellschaft müssen die Möglichkeit haben, uns zu diesem Thema zu verhalten. Das ist das Entscheidende. Es geht nicht um die Zustimmung, sondern darum, sich selbst Gedanken zu machen und persönlich für sich zu entscheiden: Was bedeutet es eigentlich, Organspender zu werden?“
Entscheidung zu Lebzeiten
Wichtig sei, die Entscheidung zu Lebzeiten zu fällen. Hinterbliebene würden in einer Extremsituation befragt, die überlegtes und reflektiertes Nachdenken nicht zulasse. „Diese Menschen befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Ich glaube, dass in dieser Situation keine belastbare Entscheidung getroffen werden kann. Schon deshalb ist es notwendig, dass wir uns vorher dafür oder dagegen entscheiden.“