Essen. Per Livestream verfolgten jetzt 600 Zuhörer ein Wunschkonzert der Essener Philharmoniker. Die spielten im Alfried-Krupp-Saal Stücke der Romantik.
Schon im vergangenen Sommer durfte das Publikum über das Programm eines geplanten Wunschkonzertes abstimmen, jetzt war es endlich soweit: Die Essener Philharmoniker meldeten sich per Livestream aus dem Alfried-Krupp-Saal mit beliebten Stücken der Romantik. Sehr zur Freude der rund 600 teils aus Übersee zugeschalteten Hörer: „Endlich was Schönes! Ein wunderbarer Lichtstrahl im Corona-Tunnel“.
Trotz aktueller Hygienevorschriften konnte das Orchester in respektabel großer Besetzung auftreten, wie die Werke von Wagner oder Tschaikowsky es erfordern. Festlich erklang so wie 1988 bei der Eröffnung des Aalto-Theaters die „Meistersinger“-Ouvertüre, wobei Robert Jindra am Pult eher gemächlich als geschmei-dig-schlank zur Sache ging. Der Erste Kapellmeister liebt offenbar das ausbremsende Ritardando und die blechgestählte pathetische Verbreiterung auf Kosten der gespannten Linie – in Liszts „Les Préludes“ noch deutlicher zu bemerken als bei Wagner. Prachtvoll und durchsichtig freilich entfaltete sich der Tuttisound der Philharmoniker samt feinen Holzbläserdetails und samtweichen Hörnern.
Nur „Die Beine von Dolores“ passten nicht ins Programm
Märchenhaften Elfenzauber legte Jindra über die Konzertouvertüre von Mendelssohns „Sommernachtstraum“: ziseliert das subtile Streicherschwirren, liebevoll die melodische Schubertwärme. Und setzte in der Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ den Tschaikowsky gerechten Kontrast zwischen hauchzarten, entrückten Lyrismen und dramatisch ausgespielter Wucht. Götz Alsmann war wieder der bewährte Moderator des Abends. Aber warum nur musste er als Schnulzen-Zugabe „Die Beine von Dolores“ besingen? Da hätte es doch wohl Passenderes gegeben.