Essen-Steele. Mit einer großen Zirkusshow feierte das Kinder-Palliativ-Netzwerk Essen sein zehnjähriges Bestehen. 154 Sonnenblumen für 154 gestorbene Kinder.
Das große Zirkuszelt im Garten der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung wackelte und bebte. So viel Applaus, so viel Rührung in den Augen, so viel Begeisterung für die kleinen und großen Artisten, die die Geburtstagsshow zum zehnjährigen Bestehen des Kinder-Palliativ-Netzwerks Essen in Essen-Steele aufgeführt hatten.
Und es waren auch die 154 vom Netzwerk betreuten Kinder da, die gestorben sind. Mit 154 Sonnenblumen. Mit 154 Namen. Und in den Gedanken der Erinnerung bei den Artisten und dem Publikum.
"Ein paar Tage Leichtigkeit"
„Es sind die Schicksale und die gleichen Erlebnisse, die uns alle hier verbinden. Deshalb spüren wir ein tiefes Verständnis für den jeweils anderen“, erklärt Jennifer Murugathasan. Sie wurde vom Kinder-Palliativ-Netzwerk betreut, als ihr Kind gestorben ist. Sie gehört zu den 40 Erwachsenen, die mit 60 Kindern das zweistündige Programm „Ozis Zauberzirkus“ mit dem „Circusprojekt Sperlich“ und der Freien Pädagogischen Initiative Unna eingeübt haben. Es sind die Eltern und Geschwister der „lebensverkürzt erkrankten Kinder“, die in der Manege Jonglage, Artistik, Situationskomik und Zauberkunststücke präsentieren. Und es sind bei der besonderen Show auch die todkranken und behinderten Kinder mittendrin, von denen nicht alle ihren nächsten Geburtstag erleben werden.
„Wir wollten alle, die zu uns gehören und ein Teil von uns sind, zusammenbringen und ihnen ein paar Tage Leichtigkeit und ein besonderes Erlebnis ermöglichen“, sagt Maria Bünk vom Kinder-Palliativ-Netzwerk Essen. „Das ist gelungen. Zu weit mehr als 100 Prozent. Es war eine tolle Woche“, sagt Vater Matthias Kaebel, dessen Familie ebenfalls vom Essener Netzwerk unterstützt wurde.
Schweren Alltag ein wenig hinter sich gelassen
Zwei Tage lang wurden Zirkus-Programmelemente von den Eltern und den Kindern intensiv und mit viel Engagement und Enthusiasmus eingeübt. „Das Miteinander ist einfach beeindruckend. Jeder hat jeden verstanden. Jeder hat jedem geholfen“, sagt Jutta Krieger, die sich im ambulanten Kinderhospizdienst engagiert.
Der Generalprobe folgte die Premiere vor großem Publikum. Dort sah man nach dem Finale viele lächelnde Menschen. Sie hatten den schweren Alltag, wie die Kinder und Eltern in der Manege, ein wenig hinter sich gelassen. Wenn der Applaus das Brot des Künstlers ist, gingen die kleinen und großen Artisten satt nach Hause. Im Publikum saß auch, begeisternd klatschend, Niresh Murugathasan. Der Ehemann von Jennifer Murugathasan trug das zweite Kind des jungen Paares auf dem Arm.
- Das Kinder-Palliativ-Netzwerk Essen nahm seine Arbeit am 1. September 2006 auf. Träger ist der Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte.
- Es unterstützt, berät und begleitet Familien mit „lebensverkürzt erkrankten Kindern“.
- Das Netzwerk ist in einem Umkreis von etwa 90 Kilometern um Essen herum aktiv, im gesamten Ruhrgebiet, bis zum Niederrhein.
- Info/Kontakt auf: www.kpn.itham.de