Essen-Katernberg. Mit Kindern und Jugendlichen macht Susanne Nocke ihr Umfeld bunter. Wo die Spuren der Künstlerin im Essener Norden zu finden sind.

Man sieht sie überall am Straßenrand: graue Kunststoffkästen. Darin bringt die Telekom ihre Technik unter. Praktisch zum Schutz der Kabel und Stecker, aber optisch kein Hingucker. Vielerorts entstand deshalb der Wunsch, die Verteilerschränke äußerlich aufzupeppen, und die Telekom schuf dafür ein eigenes Projekt. Ergebnisse dieser Aktion „Aus Grau wird Bunt“ sind jetzt in Katernberg und Schonnebeck zu sehen.

Kreativ unterwegs ist Susanne Nocke seit der Kindheit. Seit vielen Jahren gibt die gebürtige Bottroperin Malkurse und Kunst-Workshops an Schulen, Kitas und in ihrem Atelier. In den Ferien sorgt sie nun mit interessierten Mädchen und Jungen für Verschönerungen im Bezirk VI. Farben, Pinsel und Nockes Einsatz werden aus einem Programm der Stiftung Zollverein finanziert. Die realisiert unter dem Titel „Projekt Zollverein“ kostenfreie Kreativ-Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Welterbe-Quartier.

Kinder und Künstlerin verschönern Verteilerkästen im Essener Norden

Bereits in den Osterferien entstanden die ersten Streetart-Schränke unter Nockes Anleitung in einer Ferienspatz-Aktion mit Kindern verschiedener Nationen. „Multikulti, wie das hier so ist. Aber Malen funktioniert ohne viele Worte“, erläutert sie. Weitere Kästen wurden im Juli bemalt, wie der vor dem Mehrfamilienhaus Alte Kirchstraße 14 in Katernberg, wo Katzen das Design bestimmen. Damit knüpfte die 48-Jährige an die Namensdeutung von Kurt Schweder an. Der Essener Wappen-Experte hatte Ende der 1980er Jahre ein Samtpfoten-Emblem für den Stadtteil entworfen: ein schwarzer Kater auf einem Berg.

Malia, Alina und Alex bei der Arbeit: Sie verschönern den Telekom-Kasten an der Alte Kirchstraße 1. 
Malia, Alina und Alex bei der Arbeit: Sie verschönern den Telekom-Kasten an der Alte Kirchstraße 1.  © Unbekannt | Susanne Nocke

Von einem Telekom-Schrank grüßen deshalb nun seit Mitte Juli ein schwarzer und ein grauer Kater. Die beiden Tiere thronen – wie beim Original-Bronze-Katzenbrunnen um die Ecke – auf der Spitze des Wasserspeiers. Im Hintergrund lugt der Bergmannsdom hervor: Essens größte evangelische Kirche, erbaut 1901. Grüne Bäume und ein strahlend blauer Himmel runden das Straßenkunstwerk ab. Im Weserbruch 54 stromert ein Kater durch den Zollvereinpark. Hohe Backsteinschornsteine zieren die ansonsten grüne Kulisse. „Die Kids waren mit viel Spaß bei der Sache und verdienten sich allgemeine Bewunderung“, lobt Nocke.

Aktion im Essener Norden soll im Herbst weitergehen

Wer ebenfalls eine der unzähligen hellgrauen Verteilerboxen bunt bemalen will, benötigt die offizielle Erlaubnis des Telekommunikationsunternehmens: „Bewerber müssen vorher sehr genau mit einer Skizze darlegen, welche Motive dargestellt werden.“ Die Kunstwerke sollten zudem ethisch, politisch und religiös neutral sein, und kommerzielle Werbung sei nicht erlaubt. Um eine erhöhte Wärmeentwicklung im Inneren zu vermeiden, dürfen die Kästen auch nicht komplett schwarz bepinselt werden. Lüftungsauslässe und Scharniere müssen grau bleiben. Ansonsten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Vor dem Bemalen mussten die Kästen erst einmal gereinigt und von Graffiti befreit werden. Dann habe sie das Gehäuse angeraut, damit die Acrylfarbe hält, erklärt Nocke. Auf die weiße Grundierung pinselten die Kinder die festgelegten Motive. Im Herbst soll die Verschönerung in den nördlichen Stadtteilen weitergehen. „Zuhause habe ich eine lange Liste mit Standorten weiterer Kästen“, verrät Nocke. Nicht nur sie freue sich auf noch mehr Buntes im Quartier.

Bunte Schaufensterpuppe in Schonnebeck gestohlen

Ein anderes Kunstwerk, das sie mit Jugendlichen geschaffen hat, vermisst Nocke jedoch aktuell. Früher saß Ben schick gemacht als Deko bei einem Essener Herrenausstatter in der City, dann zunächst nackt und später kunstvoll bemalt im Atelier von Susanne Nocke: Doch seit dem 12. Juli wird die lebensgroße Schaufensterpuppe vermisst. „Nachts gegen vier Uhr wurde Ben von vier Jugendlichen von meinem Grundstück an der Matthias-Erzberger-Straße 69 entwendet“, erzählt die Besitzerin.

Schaufensterpuppe
Schaufensterpuppe "Ben" ist aus dem Garten von Künstlerin Susanne Nocke gestohlen worden. Zuvor ist er an einer Schule kunstvoll gestaltet worden. © Unbekannt | Susanne Nocke

In einem Kunstprojekt an einer Schule war die Puppe im Stil des Malers Friedrich Hundertwasser bunt angemalt und auf den Namen Ben getauft worden. „Sie ist schon sehr auffällig“, so die Katernberger Künstlerin, die auf eine Rückgabe hofft. In der Hektik sei ein Arm abgefallen, den die Täter – drei Jungen, ein Mädchen – aber liegen ließen. „Gegenüber am Restaurant sind Bierbänke. Dort standen morgens eine Reihe leerer Flaschen Alkohol, die wohl vorher von den Tätern geleert wurden“, vermutet Nocke. Die Videoüberwachung an ihrem Haus habe den dreisten Diebstahl jedenfalls aufgezeichnet. „Die Täter grinsten frech in die Kamera.“

Susanne Nocke bedauert den Verlust der Puppe, hat bereits Anzeige erstattet und in der näheren Umgebung selbst nach ihr gesucht. „Leider ohne Erfolg.“ Jetzt setzt sie auf Hinweise aus der Bevölkerung und hofft auch noch, dass die Diebe ihn zurück an seinen Platz bringen. Falls jemand Schaufensterpuppe Ben anderswo findet, kann er sich bei Susanne Nocke melden unter 0201 81 59 793.