Essen.. Am Mittwoch beginnt die Oldtimermesse Techno-Classica, Treffpunkt für die Fans historischer Automobile. Mit dabei ist auch der Essener Borgward-Club.

Breite rot-beige Ledersitze, ein Plattenspieler mit einer Elvis-Single und für Fahrer und Beifahrer ein ausziehbarer Aschenbecher: Hartmut Loges öffnet stolz die Fahrertür und zeigt die Inneneinrichtung seines Isabella Coupé. Der eierschalenfarbene Oldtimer parkt in der Vormittagssonne vor dem Schloss Borbeck und lockt Blicke der Passanten. Als Vorsitzender und Mitbegründer des größten Borgward-Fanclubs ist Loges das gewöhnt. Wo auch immer der 69-jährige Essener mit Modellen der „Carl F. W. Borgward Interessengemeinschaft“ auftaucht, ist ihm Aufmerksamkeit sicher.

Als nächstes steht die Oldtimermesse Techno Classica an, die von Mittwoch bis Sonntag 1250 Aussteller aus mehr als 30 Nationen in den Messehallen an der Gruga zusammenbringt. „Wir bauen ein überdimensioniertes Kinderzimmer als Kulisse auf, indem die Oldtimer wie Spielzeugautos wirken“, verrät Loges, der auf den Preis für die fantasievollste Stand-Präsentation spekuliert, der jährlich unter den 220 ausstellenden Oldtimerclubs vergeben wird.

Weltgrößtes Treffen für Liebhaber historischer Automobile

Der GM Futurliner, Baujahr 1939, ist eines von 2500 Ausstellungsstücken bei der Techno Classica 2016 in Essen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Der GM Futurliner, Baujahr 1939, ist eines von 2500 Ausstellungsstücken bei der Techno Classica 2016 in Essen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa © dpa | dpa

Laut Messe Essen ist die Techno Classica das weltgrößte Treffen für die Liebhaber historischer Automobile, 200 .000 Besucher werden auch in diesem Jahr wieder erwartet. Der Platzbedarf wächst und kann in den Messehallen allein nicht mehr befriedigt werden, erstmals wird die Grugahalle einbezogen, die sogar noch einen Vorbau bekommt. Und die Szene ist in Bewegung: Rund 400. 000 Oldtimer sind derzeit in Deutschland zugelassen. Die Fans organisieren sich in 1100 Clubs. Regelmäßig fahren sie zu Treffen, helfen sich aber in erster Linie bei Reparaturen, Ersatzteilen und mit Expertenwissen.

Hartmut Loges verschrieb sich schon als junger Mann den Autos des Bremer Fahrzeugbauers Carl Friedrich Wilhelm Borgward, der vor allem mit dem Mittelklassewagen Isabella erfolgreich war: „Über 350 000 Mal ist die Isabella gebaut worden“, sagt Loges. Beim Kauf seines dritten Borgward – einem Isabella Cabriolet – habe er sich gesagt: „Die Autos sind so schön - es gibt bestimmt noch mehr Idioten, die auch Spaß daran haben.“

„Junge Leute können sich für das Hobby nicht begeistern“

1973 gründete er den Oldtimerclub, der weltweit mehr als 700 Mitglieder zählt. Einer von ihnen ist Ulrich Kotte, stellvertretender Vorsitzender und Besitzer von 20 Borgward-Oldtimern – darunter Lastwagen, Wohnmobile, Feuerwehrautos und Staatskarossen. Seinen ersten habe er zum 18. Geburtstag von seinen Eltern bekommen. „Ich war hellauf begeistert“, erinnert sich der 65-jährige Familienvater. „Als die Kinder größer waren und das Geld da war, habe ich mir mal diesen, mal jenen Borgward gekauft“.

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In der Borgward Interessengemeinschaft hat sich die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren verringert – viele sind gestorben. „Junge Leute können sich für das Hobby nicht begeistern“, bedauert Ulrich Kotte. Dabei sei ein Borgward oft nicht teurer als ein VW Golf. Kostspielig ist aber vor allem die originalgetreue Restaurierung.

In Ersatzteile, Lack und neue Innenpolster hat auch Hartmut Loges viel investiert. „Für das Geld hätte ich mir wohl ein Haus bauen können.“ Wenn er seinen ersten Isabella Coupé beschreibt, gerät er noch immer ins Schwärmen: „Weiß mit roten Sitzen und ein Becker Mexico Radio – dieses Coupé war mein Traum. Wenn ich mit so einem schicken Wagen durch die Gegend fuhr, war ich der King.“