Essen. Dirk Heidenblut (SPD) vertritt den Essener Nord-Wahlkreis seit acht Jahren im Bundestag. Dort überlässt er die Bühne lieber anderen.
Dirk Heidenblut war früher einmal Laiendarsteller. Im Kleinen Theater spielte er den „Mustergatten“. Und das offenbar sehr überzeugend, lernte er seine Frau doch auf der Bühne kennen.
Für seine stille Leidenschaft, die Schauspielerei, hat der 60-jährige Abgeordnete zu seinem eigenen Bedauern aber schon lange keine Zeit mehr. Seit acht Jahren ist der Bundestag seine politische Bühne. Die tauschte er 2013 mit dem Rat der Stadt, dem Heidenblut vier Jahre lang angehörte.
Hauptrollen spielen in Berlin allerdings andere. Sein Fraktionskollege Karl Lauterbach zum Beispiel, der wie Heidenblut dem Gesundheitsausschuss angehört und in den Medien omnipräsent ist, seit die Corona-Pandemie das Leben und die Schlagzeilen beherrscht. So mancher Parteifreund in Essen wünschte sich auch von Heidenblut, er würde öfter in der Öffentlichkeit auftreten. Als Abgeordneter wirkt der ehemalige Geschäftsführer des Arbeiter-Samariterbundes aber mehr im Hintergrund.
Dirk Heidenblut tritt als SPD-Abgeordneter für die Legalisierung weicher Drogen an
Dass die Ausbildung für Psychotherapeuten reformiert wurde, nennt er als persönlichen Erfolg seiner parlamentarischen Arbeit. „Daran habe ich im Wesentlichen mitgearbeitet.“ Die Drogen- und Suchtpolitik ist ein weiteres Feld, auf dem er sich engagiert. Heidenblut tritt für die Legalisierung weicher Drogen ein, zunächst in Modellprojekten. Politisch dürfte darüber gestritten werden.
Gesundheitspolitik ist auch in seinem Wahlkreis ein großes Thema, spätestens, seit der Krankenhaus-Betreiber Contilla seine Pläne für einen Neubau in Altenessen beerdigt hat und das Marienhospital Geschichte ist.
„Ich halte es für falsch, was da passiert ist“, sagt Dirk Heidenblut. Für die medizinische Grundversorgung sei das „nicht unproblematisch“. Auch wenn Essen auf diesem Feld bekanntermaßen gut aufgestellt ist und es insgesamt zu viele Krankenhausbetten gebe, wie Heidenblut einräumt. „Da muss im Zweifel abgespeckt werden.“
Als Gesundheitspolitiker wünscht Heidenblut sich mehr Mitspracherecht für den Bund
Zuständig sind die Bundesländer. Heidenblut wünschte sich hier mehr Mitsprache. Doch das müssten Bund und Länder regeln.
Sollte Heidenblut erneut in den Bundestag gewählt werden, wofür im Essener Norden und zumal auf Basis der aktuellen Umfragen vieles spricht, will er sich für den Ausbau des zweiten Arbeitsmarktes stark machen. Wer keinen Job habe und schwer vermittelbar sei, dem soll möglichst über die staatliche Subvention von Arbeitsplätzen geholfen werden. „Auch die Altschuldenfrage bei den Kommunen müssen wir in den Griff bekommen.“ Von beidem würde seine Heimatstadt Essen profitieren.
2017 gewann Dirk Heidenblut seinen Wahlkreis mit 37,3 Prozent der Erststimmen und deutlichem Vorsprung vor der Zweitplatzierten Jutta Eckenbach (CDU), die 26,6 Prozent bekam. Die Zeiten aber, in denen die SPD im Norden auch einen Besenstiel hätte aufstellen können, um trotzdem gewählt zu werden, wie es zu den Hochzeiten der Essener Sozialdemokratie hieß, diese Zeiten sind vorbei. Gleichwohl geht Dirk Heidenblut auch diesmal als Favorit ins Rennen.
Dirk Heidenblut favorisiert eine Koalition mit den Grünen
Den jüngsten Umfragen zufolge darf sich Heidenblut durchaus Hoffnungen machen, im neu gewählten Bundestag der größten Fraktion anzugehören. Spitzenkandidat Olaf Scholz greift nach der Kanzlerschaft, die SPD abermals nach einer Regierungsbeteiligung. Mit welcher Partei sollten die Sozialdemokraten koalieren? Anders als viele seiner Parteifreunde will Heidenblut den Stab über der Großen Koalition nicht brechen. Bevorzugen würde er allerdings Rot-Grün.
Vertraut man den Meinungsforschern, dürfte es für eine Mehrheit zu zweit aber nicht reichen. Ein rot-rot-grünes Bündnis würde Heidenblut deshalb nicht ausschließen, wenn zentrale Bedingungen der SPD, wie etwa die weitere Nato-Mitgliedschaft, erfüllt sind.
Dirk Heidenblut ist verheiratet und kinderlos und wohnt in Holsterhausen.