Essen. Nach Verzögerungen soll das Entwässerungsvorhaben im Norden ab Anfang 2016 umgesetzt werden. Höhere Kosten, längere Bauzeit.
Die Karnaper haben bald weniger Grundwasser in ihren Kellern. Das lange geplante Drainage-System kann endlich gebaut werden. Stadtwerke, Stadt, Emschergenossenschaft und RAG werden bis 2019 insgesamt acht Millionen Euro in das aufwendige Vorzeigeprojekt investieren.
Ursprünglich sollte schon seit Herbst 2014 in Karnap-West, Lohwiese und Ahnewinkelstraße gebaut werden. Allerdings hatten zu viele der 101 betroffenen Grundstückseigentümer, denen Zustimmungs-Verträge für den Umbau vorgelegt worden waren, ihre Unterschrift verweigert. Einige haben keinen Keller, den aufsteigendes Grundwasser regelmäßig unter Wasser setzt. Andere spekulierten auf höhere Ausgleichszahlungen für die Bauphase.
"Wir sind froh und zufrieden"
Stadtwerke und Emschergenossenschaft haben deshalb ein Alternativkonzept entwickelt, das jedoch deutlich aufwendiger ist. Dieses Ersatzsystem mit neuer erdverlegter Infrastruktur dient der Emschergenossenschaft als Pilotprojekt für ähnliche „feuchte Folgen“ des Bergbaus in Städten wie Gelsenkirchen oder Duisburg.
„Wir sind froh und zufrieden, diese Planungen der Bezirksvertretung V und dem Bauausschuss vorlegen zu können“, sagte Baudezernentin Simone Raskob unserer Zeitung. Die beiden Gremien werden die Vorlage in ihren Sitzungen Ende April zur Kenntnis nehmen. 2016 bis 2017 soll dann in den Bereichen Lohwiese und Ahnewinkelstraße das Ersatzsystem gebaut werden. Anschließend wird etwa eineinhalb Jahre im Bereich Karnap-West gebaut. „Schön, dass es jetzt voran geht. 2019 sind wir hoffentlich durch“, findet Guido Reil, SPD-Ratsherr und als Karnaper selbst betroffen.
Finanzierung über Abwassergebühren
Mit dem notwendig gewordenen Alternativkonzept verzögert sich nicht nur die Umsetzung des Bauprojekts. Es wird auch teurer, vor allem durch sogenannte Vertikalbrunnen, bei denen mit unterirdischen Vortrieb gearbeitet wird. Bis zu sechs Meter tief werden die Gräben sein, 35.000 Kubikmeter Erde müssen bewegt werden. Statt ursprünglich sechs Millionen Euro werden deshalb acht Millionen Euro fällig. Die RAG übernimmt die Hälfte der Kosten. Die andere Hälfte wird über die Abwassergebühren von allen Essener Bürgern finanziert.
Auch hier gibt es inzwischen Rechtssicherheit, nachdem vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und dem Oberverwaltungsgericht Münster Verfahren gegen diese Form der Finanzierung angestrengt worden waren. Auf die Kenntnisnahme in den Gremien und die EU-weite Ausschreibung wird der Startschuss für den Umbau folgen: Mit Baumfällungen, dem Umlegen von Kabeln und Leitungen sowie weiteren Erdarbeiten. Nicht nur Guido Reil hofft, bald seine Pumpe im Keller für immer abschalten zu können.