Essen. In kaum einer anderen Stadt Deutschlands sind so viele Oldtimer unterwegs in Essen. Zur Oldtimermesse Techno Classica gilt das umso mehr.
Die „Techno Classica“ nimmt auch in ihrer aktuellen 27. Auflage eine chromglänzende Ausnahmeposition ein: Das internationale PS-Treffen gilt als größte Oldtimermesse der Welt – dazu an einem Veranstaltungsort, der ein geradezu ideales Ambiente aus PS-Leidenschaft und Karosserieverehrung abgibt.
Essen zählt bundesweit zu den Oldtimer-Hochburgen par excellence, wohl in kaum einer anderen Stadt sind so viele „Schätzchen“ unterwegs wie in der Ruhrmetropole – vom nostalgischen Wirtschaftswunder-Käfer bis zum extravaganten Bugatti-Rennwagen. Stand 31. Dezember 2014: 2494 Autos in dieser Stadt führen ein H-Kennzeichen.
2494 Pkw mit „H“-Kennzeichen
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Kein Wunder, dass durch Ruschs Adern reichlich Benzin fließt. Der 46 Jahre Essener nennt mittlerweile sieben Oldtimer sein Eigen – „mehrere Käfer, der älteste von 1951, zwei VW-Bullis und ein 911er Targa Baujahr 1984“. „Den Porsche habe ich in Amerika gekauft“, sagt Rusch stolz.
Schicke Oldtimer in Essen
Was für ein Rummel ums klassische Automobil: Die „Techno Classica“ in der Messe Essen wirbt mit 2500 Sammler-Automobilen und 1250 Ausstellern aus 30 Ländern in 20 nahezu ausgebuchten Messehallen. Ein Spektakel der Superlative und – im positiven Sinne – ein Familientreffen der „Auto-Bekloppten“. Ganz abgesehen davon, dass ein gut gepflegter Oldtimer der richtigen Marke mittlerweile längst als Kapitalanlage gilt. In Zeiten von Niedrigzinsen um so mehr.
Tragen die H-Wagen den Sonderbuchstaben zu Recht?
Um das Oldtimer-Kennzeichen ranken sich viele Anekdoten, Spekulationen und Halbwahrheiten. Der Gesetzgeber sieht in solchen Autos ein „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“ und der Halter profitiert von Dreierlei: vom einheitlichen Steuersatz (ca. 200 Euro), günstigen Versicherungen und der freien Fahrt durch Städte mit Umweltzonen.
Nur: Tragen die H-Wagen den Sonderbuchstaben zu Recht? Oder versucht so mancher nur, sich Vorteile für seinen „heruntergerittenen Schlitten“ zu erschleichen? Rusch kennt dieses regelmäßige Rumoren ums „H“ – und schüttelt den Kopf. „Es gibt keine Bedrohung, von einer Oldtimer-Flut überschwemmt zu werden“, sagt er, und fügt hinzu: „Wenn ich – wie heute Morgen – einen fünfzig Jahre alten 190SL auf der Straße sehe, dann lacht nicht nur mein Herz, sondern auch das jedes Passanten.“
Von umgerechnet 1000 zugelassenen Fahrzeugen in Essen fallen 75 in die Kategorie Oldtimer: ein Spitzenwert. Dass sich die Chrom-Klassiker im Alltag dennoch eher selten blicken lassen, habe mit der gebremsten Fahrleidenschaft der Besitzer zu tun. „Die wenigsten fahren damit jeden Tag zur Arbeit, aber die meisten nutzen ihn zu einer Wochenend-Spritztour ins Grüne.“ Auf dem Tacho mache sich das in der Regel mit jährlich 2000 bis 3000 Kilometern bemerkbar. In dem von Einheitsautos gesättigten Straßenbild empfindet TÜV-Experte Rusch jeden Oldtimer daher als einen fröhlich machenden Farbtupfer. Seine eher wohlwollende Devise: „Ein in Ehren gealtertes Auto darf auch eine gewisse Patina besitzen.“