Essen. John Scofield und Dave Holland sorgten für ein rauschhaftes Erlebnis in der Philharmonie Essen. Wie die Jazz-Legenden ihr Publikum verzückten.
Vorfreude ist die beste Freude, heißt es. Doch die war nichts gegen jenes rauschhafte Erlebnis, das einem das Dreamteam John Scofield und Dave Holland nach gut anderthalb Jahren Pandemie-bedingt bangen Wartens nun in der Philharmonie Essen bescherte.
Zwei grandiose Ausnahmekünstler mit jeweils sofort erkennbarer, eigenwilliger Klangsprache, die sich knapp 100 Minuten lang zu ebenso lässigen wie intensiven Dialogen verband.
John Scofield und Dave Holland: „Ping-Pong“ auf höchstem Niveau
Natürlich als Ping-Pong auf höchstem Niveau, bei dem meist einer allein das Thema vorgab, über das man erst zu zweit genüsslich parlierte, sich dann zu solistischen Höhenflügen aufschwang, um später wieder punktgenau zusammenzufinden. Faszinierend, wie Dave Holland stoisch breitbeinig stehend nur aus den Armen heraus auf seinem Bass zart schwebende Melodiefolgen singen ließ, doch nicht nur bei seinem Klassiker „Not for Nothin’“ auch in rauer Erdigkeit die Intonation eines Jimmy Garrison anklingen ließ.
Ein farbenreicher Zauber, der sich perfekt mit den vibrierenden Guitar-Lines samt oft hart angerissenen Single-Notes von John Scofield verband. Dass er im zweiten Song „Icons“ seinen krächzenden Verstärker mit einem Faustschlag disziplinieren musste, nahm der bald 70-jährige mit Humor und gab den vielen Jungjazzern im Saal gleich einen guten Rat: „Nur Akkorde zu spielen reicht nicht, ihr müsst auch Probleme lösen können!“
Zugabe wird lautstark bejubelt
Nun, sein Amp klang danach im Saal dank ihres brillanten Tonmeisters genauso wie auf der Bühne und transportierte astrein Sco’s mit vielen Zitatfetzen gewürzte Gitarren-Grandezza, die cool zwischen Blues, Jazz samt einer Prise Funk und gar Country („Memories of Home“) changierte. Wo Dave Holland diskret an den Tieftöner Charlie Haden erinnerte und doch in seiner melodischen Virtuosität ganz er selbst blieb.
Kenner ahnten bei ihm so manche Inspirationsquelle, doch namentlich nannte der legendäre Bassist, der einst wie John Scofield gut eine Dekade später Miles Davis beflügelt hatte, nur eine: Ray Brown. Dem mit „Mr. B.“ die Zugabe ihres superben Auftritts gewidmet war, der alle Erwartungen übererfüllte und entsprechend lautstark bejubelt wurde.