Essen. Eine Ausstellung zu „120 Jahren Zollverein Schacht 4/5/11“ widmet sich dem Arbeitsleben der Bergleute. Kumpel fotografierten sich sogar unter Tage. Zu sehen sind die Bilder jetzt im Gründerzentrum Triple Z.
Zu viert drängen sie sich in den engen Stollen. Die Gesichter unter den Grubenhelmen sind kohlrabenschwarz. Wie viele Stunden unter Tage mögen schon hinter ihnen liegen? Und doch lächeln zwei der vier verschmitzt in die Kamera. Nur der ernste Blick des wohl Jüngsten der Runde lässt keine Frage offen: Der Job eines Bergmann war Knochenarbeit.
Das Schwarz-Weiß-Foto ist eines von rund drei Dutzend, die derzeit in der Ausstellung „120 Jahre Zollverein 4/5/11“ gezeigt werden, heute bekannt als Gründerzentrum Triple Z. Mitte der 60er Jahre ist das Bild entstanden. Auf Schacht 11 von Zollverein. Steile Lagerung. Karl-Heinz Tönnies (78) hat Bilder wie dieses geschossen. Heimlich mit seiner Leica M. Hätte der Steiger oder irgendein Vorgesetzter ihn dabei erwischt, wie er auf den Auslöser drückte - Tönnies wäre wohl hochkantig rausgeflogen. Denn das Fotografieren unter Tage war strengstens verboten. Zu groß war die Gefahr, dass Grubengas sich entzünden könnte. „Ich habe deshalb immer darauf geachtet, dass ein vernünftiger Wetterzug da war“, erzählt Tönnies und meint den Luftzug, der das gefährliche Gas davontrug.
„Es war längst nicht alles eitel Sonnenschein“
Nein, lebensmüde waren sie nicht, die Kumpel auf Schacht 4/5/11, wo von 1893 bis 1967 rund 34 Millionen Tonnen Kohle gefördert wurden. Aber sie wollten jene, die sie bei der Grubenfahrt über Tage zurück ließen, wissen lassen, wie es ist da unten 600 Meter tief oder tiefer. Da ist der namenlose Kumpel auf dem Rücken von „Mücke“, dem Grubenpferd. Übermut, Humor, aber auch Stolz hat der Fotograf eingefangen.
Stolz sehen auch die Zechenbeamten aus, die 1906 für ein Gruppenbild posierten, wie auch die namenlosen Schwimmer am Beckenrand des Werkschwimmbades, das Ende der 1950er Jahre sagenhafte 50 000 Besucher zählte. Wie vielen davon mag Ernst Reichel, der Bademeister, das Schwimmen beigebracht haben, als er sie mit einem Korkring um die Hüften ins Becken stieß?
Heute ein trostloser Parkplatz
Dort, wo die Schwimmer sich mit oder ohne Hilfe über Wasser hielten, findet sich heute ein trostloser Parkplatz. Geblieben sind einige der hübsch renovierten historischen Gebäude, die schöne alte Lohnhalle zum Beispiel, wo die Bilder bis zum 31. Januar zu sehen sind. Sie zeigen die Wirklichkeit, so wie diejenigen, die darauf abgebildet sind, sie sehen wollten, aber auch so, wie sie wirklich war jenseits weit verbreiteter Kumpelromantik. Oder wie formuliert es Friedhelm Zirkel, der von 1950 bis 1985 als Bergmann auf Zollverein malochte: „Es war längst nicht alles eitel Sonnenschein.“
Die Ausstellung „120 Jahre Zollverein 4/5/11“,ist bis zum 31. Januar im Triple Z, Gebäude 1, Katernberger Straße 107, zu sehen.