Essen. Fluss, der unterirdisch durch Essens Innenstadt läuft und als offene „Köttelbecke“ durch den Norden fließt, wird von Abwasser und Beton-Bett befreit.
Noch in diesem Jahr beginnt der Umbau des Flusses Berne zurück zu einem natürlichen Gewässer. Für insgesamt 350 Millionen Euro wird die Emschergenossenschaft im Herbst damit beginnen, die Berne und ihre Zuläufe zu renaturieren. Die Arbeiten beginnen auf Bottroper Stadtgebiet – dort, wo die Berne in die Emscher fließt. „Ende 2015 oder Anfang 2016 werden in Bergeborbeck die ersten Abwasserkanäle für die Berne gebaut“, teilt Ilias Abawi mit, der Sprecher der Emschergenossenschaft. 2017 sollen die Arbeiten fertig sein.
Obwohl sie in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist die Berne der zentralste Fluss der Stadt. Für die Abwasserwirtschaft ist die Berne von entscheidender Bedeutung. „Rund zwei Drittel des Essener Abwassers“, erklärt Abawi, „fließt in das Bernesystem.“ Zum Bernesystem zählen auch der Borbecker Mühlenbach im Westen der Stadt, Stoppenberger oder Pausmühlenbach.
Keine Geruchsbelästigung mehr
Die Berne entspringt unteririsch im Südviertel an der Straße „Bernewäldchen“, verläuft in Rohren unter der Innenstadt und kommt erst im Nordviertel ans Tageslicht, an der Kreuzung Grillo-/Gladbecker Straße, nördlich der Uni. Dort fließt sie dann in einem Betonbett als „Köttelbecke“ durch den Norden der Stadt, kreuzt die Mitte von Altenessen, geht am Stadion an der Hafenstraße vorbei, wird unter dem Rhein-Herne-Kanal entlanggeführt, bis sie auf Bottroper Stadtgebiet in die Emscher fließt.
„Der wichtigste Unterschied nach der Renaturierung wird sein“, kündigt Abawi an, „dass es für die Bürger keinerlei Geruchsbelästigung mehr geben wird.“
Der Umbau des kompletten Bernesystems ist Teil der groß angelegten Emscher-Renaturierung: Seit 1992 gestaltet die Emschergenossenschaft den gesamten Fluss zwischen Holzwickede und Dinslaken um. Das Abwasser wird in Kanäle unter die Erde gelegt, die Emscher und ihre Zuläufe erhalten kurvenreiche Verläufe, das Betonbett wird entfernt.
Offenlegung in der Innenstadt nicht möglich
So soll auch die Berne aus dem steinigen Korsett befreit werden und in Kurven gelegt werden – „zumindest dort, wo es der Platz zulässt“, sagt Abawi. Wie es einmal aussehen soll, können Bürger jetzt schon in Frohnhausen und anderswo sehen – zwischen Bredeney und der A40, dem südlichen Verlauf des Borbecker Mühlenbachs, ist die Renaturierung dieses Gewässers schon abgeschlossen.
Trotz des gesamten Renaturierungs-Projekts: Im Bereich der Innenstadt wird die Berne auch künftig in Rohren fließen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Fluss in die Erde gezwungen worden, es waren die Jahre der Industrialisierung. „Eine Offenlegung der Berne“, sagt Abawi, „ist nicht möglich.“