Essen. Mirko Kuhn (39) macht bei bundesweiter Plakataktion der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit. Die Kampagne soll auch Nachwuchs-Defizite beheben.
In mehr als 200 deutschen Städten werben Fachärzte derzeit auf Plakaten für ihren Beruf – der Heisinger Orthopäde Mirko Kuhn (39) ist einer von ihnen.
Warum müssen Ärzte für ihren Berufsstand werben? „Weil wir in den letzten Jahren öffentlich in Misskredit geraten sind“, findet Kuhn, der seit 2009 eine Praxis betreibt. Er ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Zeitweise ist bei der Bevölkerung der Eindruck entstanden, Ärzte seien nicht am Wohl ihrer Patienten interessiert, sondern vor allem an ihrem eigenen Honorar und am Urlaub.“
Frühere Kampagne
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat deshalb schon im Jahr 2013 eine Plakat-Kampagne ersonnen, in der Fachärzte persönlich für einen guten Ruf einstehen – mit nüchtern gehaltenen Bildern, auf denen Mediziner ihre Redlichkeit betonen: „Ich behandle jeden individuell“, heißt es zum Beispiel auf einem Motiv. „Aber alle gleich gut.“ Oder: „Ich lerne ständig Neues“, beteuert ein Mediziner. „Damit für Sie alles beim Alten bleibt.“ Neben dem Gesicht von Orthopäde Kuhn ist zu lesen: „Ich bin Facharzt. Ich bin da, wo’s wehtut.“
Die Entstehung
„Dieser Slogan hat mir am besten gefallen“, erzählt der Mediziner, „das passt zu meiner Arbeit.“ Anfang des Jahres 2014 entstanden die Bilder für die aktuelle Serie; Kuhn war einem Aufruf in einem Branchenmagazin gefolgt. „Auch aus persönlicher Neugier“, räumt er ein. Mehrere Slogans standen dann zur Auswahl. Die Kampagne, für die bundesweit insgesamt 15 Millionen Euro ausgegeben wird und die noch drei Jahre laufen soll, soll auch drohende Nachwuchs-Defizite beheben: „Wenn wir heute einen Versorgungsmangel bei den Hausärzten haben“, prognostiziert Kuhn, „haben wir ihn morgen bei den Fachärzten.“ In kleinen Krankenhäusern sei diese Tendenz bereits erkennbar.
Weil Ärzte offiziell nicht für ihre Praxen werben dürfen, hängen die Gesichter nicht da, wo die Mediziner beheimatet sind. Die Folge: Eine Arzthelferin aus Kuhns Praxis machte neulich Stadturlaub in Berlin, stieg aus der U-Bahn - und blickte ihrem Chef ins Gesicht.