Essen. Die Energiepreise steigen rasant. Die Quittung kommt noch, warnt die Verbraucherzentrale. Die Zahl der Stromsperren dürfte steigen.
Die rasant steigenden Energiepreise bereiten auch in Essen immer mehr Haushalten große Sorgen. Die Verbraucherzentrale spricht von einem wahren Ansturm an Ratsuchenden. „Viele Menschen haben massive Existenzängste“, berichtet Verbraucherschützer Ingo Döring.
Anrufe wie dieser sind bei der Verbraucherzentrale inzwischen an der Tagesordnung: Am Telefon meldet sich eine Frau. Sie fürchtet, dass sie ihre Gasrechnung bald nicht mehr bezahlen kann und möchte wissen, ob sie nicht besser einen Heizlüfter in ihrer Wohnung aufstellen soll. Manuela Duda kann ihr davon nur abraten, denn auch die Strompreise gehen durch die Decke. Die Leiterin der Verbraucherzentrale empfiehlt der Anruferin stattdessen: sparen, sparen, sparen!
Auf einen Termin mit einem Energieberater müssen Verbraucher sechs Wochen warten
Es klingt banal. Wer es genauer wissen will, zieht einen Energieberater hinzu. Die Verbraucherberatung bietet diesen Service kostenlos an. Die Nachfrage ist riesig. Sechs Wochen muss man aktuell auf einen Termin warten.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Gaspreis verdoppelt, Strom ist um 40 Prozent teurer geworden. Für viele Verbraucher kommt das dicke Ende mit der Jahresabrechnung. Satte Nachzahlungen dürften dann fällig sein. Wer kein Geld auf der hohen Kante hat, hat dann ein Problem. Rentner, Studierende, Alleinerziehende… – sie könnte es besonders hart treffen. „Da kommt einiges auf uns zu“, ist sich Manuela Duda sicher.
Die Verbraucherschützerin warnt deshalb einmal mehr vor „schwarzen Schafen“ auf dem Markt, die Verbraucher mit vermeintlich günstigeren Tarifen locken, gerne mit einem Anruf. Manuela Duda rät dringend davon ab, Verträge am Telefon abzuschließen, was rechtlich gesehen sehr wohl möglich ist. Wer von seinem Widerrufsrecht Gebrauch macht und zurückwill in den Altvertrag seines bisherigen Anbieters, müsse feststellen: Das geht gar nicht. Verbraucher sollten deshalb lernen, „am Telefon auch mal Nein zu sagen“.
Die Verbraucherzentrale Essen setzt sich dafür ein, dass Stromsperren ausgesetzt werden
Energie einzusparen ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale aktuell der einzige Weg, Kosten zu senken. Das kann einem Detektivspiel gleichen, sagt Ingo Döring. Muss es aber nicht. Ist mein Stromverbrauch angemessen? Diese Frage sollte sich jeder als Erstes stellen. Dass eine 20 Jahre alte Kühltruhe ein Stromfresser ist, dürfte niemanden überraschen.
Tipps zum Energiesparen
Die Verbraucherzentrale Essen verzeichnete in diesem Jahr rund 1000 Anfragen rund um das Thema Energierecht. Das sei eine Steigerung um 100 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.Tipps zum Energiesparen gibt die Verbraucherzentrale im Internet unter der Adresse www.verbraucherzentrale.nrw/strom-sparen. Termine mit einem Energieberater vergibt die Beratungsstelle unter www.verbraucherzentrale.nrw/essen.
In der Schuldnerberatung sei das Thema noch nicht angekommen, berichtet Manuela Duda. Doch das könnte sich angesichts der explodierenden Preise bald ändern. Verbraucher müssten wissen: „Ein Grundrecht auf Strom gibt es nicht“, betont Ingo Döring. Wer bei seinen Zahlungen bereits um 100 Euro in Verzug gerät, riskiere, dass der Strom gesperrt wird. Genaue Zahlen darüber, wie vielen Haushalten in Essen der Strom bereits abgestellt worden ist, kennt die Verbraucherzahle nicht. 150 dürften es seien, schätzt Manuela Duda auf Basis landesweiter Zahlen.
Die Verbraucherzentrale setzt sich auch auf kommunaler Ebene dafür ein, Stromsperren auszusetzen. „Das politische Ziel muss es sein, Stromsperren zu vermeiden“, sagt dazu Oberbürgermeister Thomas Kufen, der die Vorstellung des Jahresberichtes der Verbraucherzentrale zum Anlass nahm, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Essens OB will die Bürger aber nicht aus ihrer Eigenverantwortung entlassen. „Stromsperren kommen nicht über Nacht.“