Essen.. Neun junge Essener, die sich für das Gemeinwohl engagieren, dürfen sich über den Titel als „Essens Beste 2010/2011“ freuen.
Ist es die Seitenanzahl des Lebenslaufs samt ehrenamtlicher Aktivitäten, oder sind es menschliche Nuancen, die letztlich über Sieg oder Niederlage bei „Essens Beste 2010/2011“ entscheiden? Bei der gleichnamigen Gala, die am Samstagabend vor rund 1600 Zuschauern in der Philharmonie über die Bühne ging, versicherten alle Laudatoren, dass bei der Siegerfindung der mit je 5000 Euro dotierten Preise nicht die Leistung an sich entscheidet, sondern wie die Nominierten über ihr Wirken selbst denken.
445 Vorschläge waren eingereicht worden, aus denen 28 in die engere Auswahl kamen. Nicht nur diese, sondern alle jungen Menschen in der Stadt, die „im Alltag besondere Leistungen erbringen und sich um andere Menschen kümmern“, lobte zur Eröffnung Oberbürgermeister und Schirmherr Reinhard Paß. Viel Zeit blieb ihm nicht, ehe Moderatorin Johanna Klum das Zepter übernahm und eher unfreiwillig für manche Lacher sorgte.
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Bei den Aktivitäten der Nominierten den Überblick zu behalten, erschien für Thomas Kempf (Krupp-Stiftung) schwierig. Er zog den Philosophen Habermas heran und sprach von „der neuen Unübersichtlichkeit“. Das hinderte ihn aber nicht, Paul Pfister (19) aus Bergerhausen den Schülerpreis nicht nur wegen guter Noten, sondern seinen Wohltaten am Gymnasium Nord-Ost zu geben. „Er hat eine Schwäche eingeräumt, er könne schlecht Entscheidungen treffen“, sagte Kempf begeistert.
Gleiches galt für Laudator Ralph Lindackers, als er drei Erfinderinnen vom Mädchengymnasium Borbeck mit dem Innovationspreis ehrte. Lara Rosenau, Nathalie und Nadja Rafat haben bei einem Wettbewerb der Firma Bayer gezeigt, dass sich mit der Abwärme eines Kühlschranks Wasser um sieben Grad erwärmen lässt. „Wieso ist da vorher noch keiner draufgekommen?“, fragte sich Lindackers. „Wir haben den Kühlschrank abgetastet und dabei ist uns die warme Abluft aufgefallen“, antwortete das Trio später auf NRZ-Nachfrage.
Vorbilder für Jung und Alt
Als Vorbild für die Integration von Behinderten in die Gesellschaft erhielt Philipp Wacker (26) den Handicappreis. Der hörgeschädigte Rüttenscheider ist nicht nur ein erfolgreicher Sportler, sondern hat allerlei Veranstaltungen für Gehörlose auf den Weg gebracht. „Ich möchte meine Kraft weitergeben“, beschrieb er sichtlich gefasst seine Motivation. Ganz im Gegensatz zu Karoline Seck: Der 18-Jährigen Jiu-Jitsu-Weltmeisterin vom Turnerbund Frintrop kullerten Tränen über die Wangen, als sie den Sportpreis entgegennahm. Eine starke Persönlichkeit – so beschrieb sie Sparkassen-Vorstand Hans Martz – darf einmal Emotionen zeigen.
Die hätte man vielleicht eher von Sarah Jimenez Fabian aus Karnap erwartet. Die erst 15-jährige Ehrenamtspreisträgerin weiß laut Herbert Meyer (Siemens), was sie will, und blieb ihm wegen folgender Aussage im Gedächtnis: „Das, was ich mache, ist doch selbstverständlich!“ Ob die Senioren, um die sie sich kümmert, oder das Sekretariat der Frida-Levy-Gesamtschule, dem sie bei Schülerausweisen hilft, das genau so sehen?
Als letzter Laudator stieg Schauspiel-Intendant Christian Tombeil für den Kunstpreis in den Ring – und erntete weniger Lacher als sein Schützling. Denn Gewinner und Poetry Slammer Jan-Michel Seglitz (26), antwortete auf die Frage der Moderatorin, ob solch’ schöne (Lobes-)Worte für ihn nicht ungewöhnlich seien: „Nein, nur normalerweise kommen sie von mir!“