Essen. Am Ende entschieden sich die Verantwortlichen für die sachliche Variante: “Stadion Essen“ heißt sie nun, die neue Spielstätte an der Hafenstraße in Essen. Der Entschluss sorgte für kontroverse Diskussionen bei den Bürgern. Redakteur Jörg Maibaum kommentiert die Situation.

Insolvenz-Arena, Willi-Nowack-Erlebnispark, Pommes-Rot-Weiss-Bude, Ich-danke-Sie-Rund – es müssen wahre Emotionen und Leidenschaften für lokales Kolorit sein, die sich in diesen Tagen in schier unerschöpflichen Namenskreationen Bahn brechen. Doch all diese Wortspiele, ernst geschossen, locker genommen, sie mögen noch so grandios sein, am Ende unterliegen sie doch gnadenlos. Denn der Titel „Stadion Essen“ ist in seiner Schlichtheit einfach nicht zu besiegen. Nicht in dieser, nicht in der nächsten und auch nicht in der übernächsten Saison. An diesem Ergebnis, gut oder schlecht, wird nunmehr kein Sturmlauf der Entrüstung und auch kein DFB-Schiedsgericht mehr etwas ändern.

Die Mannschaft der Andersmeinenden ist gänzlich chancenlos, und sie war es von Beginn an, weil sie erst gar nicht ins Spiel gekommen ist: Die Taktik der Taufe war nur für wenige zu durchschauen. Was selbst für den Aufsichtsrat der städtischen Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH als Bauherrin zu gelten scheint: Wie nach dem Abpfiff in der Polit-Kabine zu hören ist, sollen der Rechtekäufer und Namensgeber, der Energiekonzern RWE, und Oberbürgermeister Reinhard Paß die Sache fein unter sich ausgemacht haben.

Am Ende gibt’s dafür nicht nur Applaus. Doch wer kein Geld hat, muss einen Preis zahlen, und wer sich als bettelarmer Viertligist mit einem Player aus der reichen Königsklasse einlässt, erst recht. Dafür gibt’s allerdings zwei Millionen Euro retour, so wird zumindest gemunkelt, und die große Chance auf einen Neuanfang – ein Name ist Geschichte, die Zukunft beginnt morgen: mit der Eröffnung des Stadions an der Hafenstra..., tschuldigung, des Stadion Essen, natürlich.

Alles neu im neuen Stadion

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Der Titel kann als klares Bekenntnis eines Unternehmens zum Standort und als gleichzeitiger Ausdruck bescheidener Zurückhaltung gewertet werden. Er kann aber auch ein Zeichen sein dafür, dass der Konzern RWE nicht häufiger als unbedingt nötig mit einem Regionalligisten wie RWE ins Spiel gebracht werden möchte. Daher ist es alles andere als ein unsportliches Signal, wenn sich das Unternehmen eine Namensänderung vorbehält. Denn die Botschaft dahinter könnte heißen: Stimmt in Zukunft die Leistung, können wir vielleicht noch mal drüber reden. In dieser Hinsicht bietet ein gefühlsneutrales Stadion Essen durchaus Vorteile. Ein Rahn-Rund oder ähnlich populäre Kreationen ließen eine Namensänderung im Nachhinein schwerlich zu.

Worthülse mit Leidenschaft füllen

Jetzt kommt es viel mehr auf die Vereins-Verantwortlichen, die Sportler und die Fans an, die Worthülse mit Leistung und Leidenschaft zu füllen und sich nicht im Unwichtigen festzudribbeln. Denn das Wesentliche ist nach vielen Jahren des erfolglosen Hin und Hers geschafft: Die Stadt hat ein neues Stadion, in dem vielleicht in naher Zukunft etwas ganz Besonderes passiert.

Und das nennen wir dann: das Wunder vonne Berne.