Essen-Altenessen. Eine Gruppe Engagierter will den Blick auf den Essener Norden verändern. Was es mit „Augenblick mal Altenessen“ auf sich hat.
Mit Smartphones und Kameras ausgestattet will eine Gruppe Engagierter das Image Altenessens verändern. Ihre ersten Fotografien aus dem Essener Norden stellen sie jetzt am Bauzaun vor der Zeche Carl aus. „Augenblick mal Altenessen“ heißt der Titel der Ausstellung, der zugleich eine Aufforderung ist.
- Die Fotografien am Baustellenzaun an der Wilhelm-Nieswandt-Allee auf Höhe der Zeche Carl sind noch bis mindestens Ende Februar zu sehen.
- Das Projekt „Augenblick mal Altenessen“ wurde gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft sowie Soziokultur NRW.
- In diesem Rahmen findet am 27. Januar ab 18.30 Uhr in der Zeche Carl ein Werkstattgespräch statt und am 12. März um 16 Uhr soll ein weiterer Fotospaziergang starten - Interessierte sind willkommen.
- Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter augenblick-mal-altenessen.de
„Wir wollen die Aufmerksamkeit auf Altenessen lenken und den Blickwinkel auf den Stadtteil verändern“, sagt Christiane Siegel. Die Hobbyfotografin hat den Fotospaziergang mit Gleichgesinnten geleitet, aus dem die Fotografien für die neue Ausstellung stammen. Sie selbst ist gerne mit dem Smartphone unterwegs und postet ihre Bilder auf Instagram unter @christiane77.
Sie sei beeindruckt davon, wie sich die Aufmerksamkeit verschiebe, wenn sie auf der Suche nach Fotomotiven ist. „Ich habe selbst über 30 Jahre in Altenessen gelebt und habe trotzdem viel Neues entdeckt“, sagt sie. Das seien teilweise Details, wie etwa ein Mosaik auf einer Mauer vor der katholischen Kirche, das sie mit der Smartphonekamera eingefangen hat. Es hängt nun wie eine Reihe weiterer Fotos im Großformat am Bauzaun.
Kunstaktion soll lebenswerte Seiten von Altenessen beleuchten
Die Aktion soll den Stadtteil beleben und Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Im vergangenen Jahr hatte es bereits eine Ausstellung von Bildern junger Studentinnen und Studenten der Folkwang-Universität in Altenessen gegeben. Für „Kunst im Schaufenster“ hatten Geschäftsleute die Ausstellungsflächen gestellt, so auch Frederic Canitz von der LBS. „Wir sind als Geschäftsleute Teil des Stadtteils und haben ein Interesse daran, Leben auf die Altenessener Straße zu holen“, sagt er. Durch die Kunstaktion solle auch hervorgehoben werden, wie vielfältig die Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen vor Ort seien.
„Viele finden die Ideen gut und wollen uns unterstützen“, sagt Tonja Wiebracht von der Zeche Carl. Dort sollen Ideen für weitere Projekte im Stadtteil entstehen, dazu wurden offene Werkstattgespräche gestartet, auch einen weiteren Fotospaziergang soll es geben. Jede und jeder soll dazustoßen und sich einbringen können, ohne sich zu irgendetwas zu verpflichten. 20 Menschen aus Altenessen, aus anderen Stadtteilen und auch aus Nachbarstädten sind für den ersten Fotospaziergang zusammengekommen. Die Bilder sind online zu sehen, sollen bald auf einem eigenen Instagram-Account veröffentlicht werden. „Wir wollten die Bilder aber auch in den Stadtteil bringen“, sagt Wiebracht. So entstanden die großen und wetterfesten Foto-Plakate, die wenn möglich weiter an andere Orte in Altenessen wandern sollen.
Altenessener werben für ihren Stadtteil
Klischee und Realität Altenessens prallen in der Ausstellung aufeinander. Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils wollen zeigen, dass der Essener Norden lebenswerter ist, als viele vermuten. „Der Stadtteil ist ruhiger und grüner als viele denken“, sagt Klaus Oller, der sich für das Projekt „Augenblick mal“ engagiert. Man müsse nur die Hauptachsen verlassen und sich Zeit nehmen, um die Siedlungen genauer zu erkunden. Er empfiehlt Auswärtigen zum Beispiel einen Spaziergang entlang der Stankeitstraße, der Basunestraße oder durch die Grünzüge in Richtung Gelsenkirchen.
„Man kann die nördlichen Stadtteile nicht mit Bredeney oder Heisingen vergleichen, jeder Stadtteil hat seinen eigenen Charakter“, meint Mitstreiter Horst Teichert. Seiner Meinung nach sei der Fokus gerade in Altenessen aber verschoben. „Das Bild wird verzerrt, wenn man nur auf die dreckigen Ecken schaut.“ Für die schönen und lebenswerten Seiten wollen die Engagierten auch in Zukunft weiter durch Kunstaktionen werben.