Essen. Gefragt sind Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen als zeitweilige Ergänzung zu den Lehrern. Es geht um zwei freiwillige Jahre in Vollzeit.
Diese Nähe ist kein Zufall, sondern gewollt: Die Initiative „Teach first“ verlegt ihre NRW-Zentrale von Köln in die Essener Innenstadt, ins Gildehof-Center gegenüber vom Hauptbahnhof, siebte Etage – dort sitzen auch Teile des Essener Schulverwaltungsamtes und des „Kommunalen Integrationszentrums“. „Wir wollen künftig mehr Akteure an Essener Schulen unterbringen“, sagt Ruth-Anne Damm, die Leiterin der NRW-Zentrale.
Organisation lebt von Spenden
„Teach first“ ist eine spendenfinanzierte Organisation, international aktiv, in Deutschland ansässig seit 2009, mit sechs Regionalzentralen. „Teach first“ spricht exzellente Uni-Absolventen aller Fachrichtungen an und bietet zwei freiwillige Jahre an einer Brennpunkt-Schule: „Wir suchen herausragende Persönlichkeiten, die über den Tellerrand schauen wollen und soziales Engagement nicht als Umweg in der Karriere, sondern als persönliche Bereicherung verstehen“, sagt Ruth-Anne Damm.
48 so genannter „Fellows“ sind für „Teach First“ in NRW derzeit im Einsatz; die meisten davon im Ruhrgebiet, „da lag es nahe, die Zentrale nach Essen zu verlegen.“ Beim Umzug spielte auch die örtliche Wirtschaftsförderung, heißt es, eine aktive Rolle. Namhafte Unternehmen fördern „Teach First“, unter anderem auch die RAG-Stiftung, die „Fellows“ werden vom Land bezahlt.
In Essen profitierte bislang nur die Gesamtschule Bockmühle von „Teach First“, derzeit arbeitet „Fellow“ Florian Heisterkamp mit Schülern in Altendorf, die kaum Deutsch sprechen, startete ein Schülerzeitungsprojekt. „Fellows geben keine Noten, sondern starten eigene Projekte, werden aber vorher pädagogisch geschult und fortlaufend weitergebildet“, sagt Ruth-Anne Damm.
Viele "Fellows" entdecken den Reiz
„Natürlich haben wir hier in Essen auch einen großen Bedarf an externen Kräften, die Schulen unterstützen, aktuell zum Beispiel bei der Sprachförderung für Schüler ohne Deutschkenntnisse, die Seiteneinsteiger“, sagt Andrea Schattberg vom Fachbereich Schule, dem städtischen Schulverwaltungsamt.
„Teach first“ verfolgt die Karrieren seiner ehemaligen „Fellows“ – um festzustellen: „Mehr als die Hälfte unserer ,Fellows’ arbeitet später im Bildungsbereich“, hat Ruth-Anne Damm festgestellt. „Dabei kommen sie aus völlig unterschiedlichen Bereichen – wir hatten schon Architekten, Ingenieure und Maschinenbauer.“ Doch viele entdeckten den Reiz der Arbeit mit jenen, die nicht mit den allerbesten Start-Chancen ausgestattet sind, erst in der Praxis. „Die zwei Jahre für ,Teach first’“, sagt Ruth-Anne Damm, „sind Jahre, die prägen. Wir beschäftigen Bildungs-Botschafter, die vielen Kindern und Jugendlichen oft den Glauben an sich selbst zurückgeben.“