Essen-Rüttenscheid/Bergerhausen.. Immer mehr einst von Unternehmen genutzte Grundstücke werden für Wohnbauprojekte umgewidmet. Das bereitet der Wirtschaftsförderung Sorgen.
Der Essener Süden leidet chronisch unter Flächenmangel. Dass nun so viele einst gewerblich genutzte Grundstücke in Rüttenscheid für Wohnbebauung umgewandelt werden, sieht auch die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) nicht ganz ohne Sorge.
„Unsere Aufgabe ist es, den Bestand an Gewerbeflächen für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre zu sichern. Leider ist gerade in den begehrten Lagen kaum noch Spielraum und wir bedauern es natürlich, wenn einstige Gewerbeflächen für Wohnprojekte umgewandelt werden. So mussten wir an einer Ansiedlung interessierten Unternehmen auch schon absagen“, sagt EWG-Prokurist Andreas Hill und führt als Beispiel die Hochtief-Tochter „Avi Alliance“ an, die sich am Flughafen Düsseldorf niederlasse.
Den Wettbewerb mit finanzstarken Investoren aus dem Wohnungsmarkt verlor die EWG auch schon an anderer Stelle – am Breloher Steig in Horst etwa oder an der Ruhrtalstraße in Werden, wo das einstige, 14 000 Quadratmeter große Döllken-Werksareal ebenfalls Wohnbebauung wich. In Rüttenscheid wird demnächst sowohl das Pass & Cie-Speditionsgelände an der Manfredstraße als auch das ehemalige Holz-Conrad-Gelände an der Walpurgisstraße mit Wohnungen bebaut. Bei letzterem hatte sich auch die Bezirksvertretung II noch für einen Beibehalt der gewerblichen Nutzung eingesetzt: Vergeblich, die Vertreter von SPD und CDU hatten für ihre Empfehlung mächtig Gegenwind aus den eigenen Ratsfraktionen bekommen.
Schenker- und Ista-Zentrale können bald neu vermietet werden
Eng wird es auch auf den verbliebenen Freiflächen in den Gewerbegebieten im Essener Süden: „Wir haben gerade die letzten beiden, jeweils 2000 und 5000 Quadratmeter großen Eckgrundstücke an der Schürmannstraße in Bergerhausen verkauft“, sagt Berthold Leise, ebenfalls EWG-Prokurist. Spielraum für den Gewerbemarkt im Essener Süden sieht er allenfalls noch in zwei bevorstehenden Groß-Umzügen an der Alfredstraße: So wird Schenker im Laufe der nächsten Wochen seine 5800 Quadratmeter große Zentrale sowie zwei weitere Bürogebäude verlassen und seinen Neubau an der Kruppstraße beziehen. Aktuell laufen noch Gespräche über eine Nachfolge an der Alfredstraße. „Wir stehen mit mehreren potenziellen Mietern im Gespräch“, sagte Kristina Brockhoff, Sprecherin des gleichnamigen Immobilienentwicklers, der die Vermarktung übernommen hat.
Unklar ist auch, wer die rund 12.000 Quadratmeter große Ista-Zentrale am Grugaplatz neu bezieht, wenn der Energiedienstleister Ende 2017 in seinen Neubau auf der ehemaligen Festwiese wechselt. Leise: „Über eine Neuvermietung der beiden Bürogebäude muss man sich wegen ihrer guten Lage keine Sorgen machen. Sorgen bereitet uns eher, dass für größere Gewerbeansiedlungen im Süden danach kaum noch Raum vorhanden ist.“