Essen. Der umfangreiche Umbau des einstigen Jesuiten-Klosters St. Ignatius in Holsterhausen lässt kein Geld für die Sanierung des maroden Wahrzeichens übrig. Die Glocken läuten dort aus Angst vor durch Schwingungen ausgelösten Steinschlag ohnehin schon lange nicht mehr.
Über die architektonische Schönheit des Turms von St. Ignatius lässt sich streiten, über die stadtbildprägende Wahrzeichen-Funktion wohl kaum. Letzteres wird kommende Woche Geschichte sein, wenn die Bagger anrücken, um den maroden Turm in Holsterhausen abzureißen. „Nach der Sanierung der ehemaligen Klosterräume fehlt uns schlicht der finanzielle Spielraum“, beteuert Pfarrer Gerd Heusch von der St. Gertrud-Gemeinde, in dessen Zuständigkeit auch das einstige Jesuiten-Kloster fällt.
Nach 400 Jahren hatte der traditionsreiche Orden im Frühjahr 2012 die Stadt wegen Personalmangels verlassen. Dass nun auch der Turm demnächst Vergangenheit sein soll, stimmt nicht nur Gerd Heusch traurig. „Viel wichtiger war es uns aber, die umliegenden Räume für die Gemeinde nutzbar zu machen“, sagt Heusch. Schon vor geraumer Zeit war das Glockengeläut eingestellt worden – aus Angst vor Steinschlag durch die ausgelösten Schwingungen. Der Turm ist in einem derart maroden Zustand, dass eine Sanierung Unsummen verschlingen würde. Geld, das das Bistum Essen nicht hat. Allein der Umbau von Gemeinde- und Klosterhaus kostet nach Einschätzung Heuschs rund eine Million Euro.
Standort für Gemeinde erhalten
Ab Anfang Dezember soll das Haus nach und nach neu belebt werden. Neben der italienischen Gemeinde aus St. Barbara werden dort Jugendpastoral und -kirche sowie die Telefonseelsorge des Ruhrbistums ein neues Zuhause finden.
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Auch die Tamilen aus St. Barbara und die Koreaner der St. Michael-Gemeinde sind als weitere Nutzer im Gespräch. „Nach dem Weggang der Jesuiten war es im vergangenen Jahr unser größtes Bestreben, diesen Standort für die umliegende Gemeinde zu erhalten“, so Heusch.
Aktuell laufen vor allem im Innenbereich noch zahlreiche Arbeiten. Die haben auch zum Ziel, Kloster- und Gemeindegebäude barrierefrei umzubauen. „Aus diesem Grund wird an der äußeren Seite des Gebäudes noch ein Aufzug angebracht, damit alle Etagen problemlos erreicht werden können. Das ist vor allem für einige Mitarbeiter der Telefonseelsorge wichtig, die gehbehindert sind“, sagt Pfarrer Heusch.
Die Abriss-Genehmigung für den Turm, der ebenso wie die Kirche als letztes Werk des Essener Regierungsbaumeister Emil Jung 1961 fertig gestellt wurde, liegt bereits vor. Dabei soll das Gebäude Stück für Stück fallen. Eine andere Möglichkeit ließe schon die nahe gelegene Holsterhauser Straße kaum zu. Hahn und Kreuz vom Turm sollen erhalten und an neuer Stelle, etwa auf dem Kirchdach, wieder aufgebaut werden. Und auch die Glocken, die aktuell noch im Kirchenschiff gelagert werden, könnten in Zukunft wieder klingen, stellt Heusch in Aussicht: „Eventuell werden wir ein Gerüst für sie anfertigen lassen und auf dem Platz vor der Kirche aufstellen. Hier laufen noch Gespräche.“