Teil acht unserer Serie: Zwei tolle Beispiele für unermüdlichen Einsatz im sozialen Bereich.
Von Nina van Bevern
Ehrenamtliches Engagement ist keine Selbstverständlichkeit und muss gewürdigt werden! Daher stellt die Wohnbau eG zusammen mit dem Stadtspiegel Essens "ALLTAGSHELDEN" vor. Frank Skrube, Marketingleiter der Wohnbau eG: "Diesmal stellen wir Menschen vor, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Das kann ja auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen. Manche agieren im Netzwerk und helfen im großen Stil, andere sind eher Einzelkämpfer und bewirken im kleinen Rahmen eine Menge. Zwei tolle Beispiele dafür, wie Flüchtlingshilfe in Essen gelebt wird, gehören für uns in die Rubrik der ALLTAGSHELDEN."
Viele Essener engagieren sich unermüdlich für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Ganz vorne mit dabei ist die Haarzopfer Initiative "Lemberg wir kommen", ins Leben gerufen durch Jasmin und Matthias Bähre. Was mit einem Freundschaftsdienst begann, entwickelte sich zum Großprojekt. Jasmin Bähre: "Mitte Februar, als der Krieg ausbrach, standen drei unserer ukrainischen Freunde mit Tränen in den Augen vor uns sagten, sie würden jetzt in die Heimat zum Kämpfen fahren. Aus dem anfänglichen Schock entwickelte sich bei uns schnell der Wille, die drei zumindest mit Hilfsgütern auszustatten.
Einen Kombi wollten wir füllen. Ich habe dann mit einer Statusmeldung via WhatsApp zur Spende von Nahrung und Co. aufgerufen und die Hilfsbereitschaft war überwältigend. Schließlich sind mein Mann und weitere Helfer mit 13 Fahrzeugen ins Kriegsgebiet gefahren." Auf dem Rückweg wurden bereits erste ukrainische Flüchtlinge mit nach Essen genommen, die bei Mitgliedern der Initiative und Gastfamilien unterkamen. Das Engagement aller Beteiligten ist überwältigend! Weit über 500 Menschen aus Lemberg konnten hier mittlerweile eine sichere Zuflucht finden. Zuletzt wurden 80 Frauen und Kinder nach Deutschland geholt, ein Kinderheim aus dem Vorort von Charkiw soll baldmöglichst evakuiert werden. Johanna Kaufmann, deren Sohn beim vergangenen Hilfstransport mit in die Ukraine gefahren ist, hat Jasmin und Matthias Bähre erfolgreich für die Aktion "ALLTAGSHELDEN" nominiert: "Ich möchte es nicht versäumen, mit meiner Nominierung diesem Ehepaar meinen vollsten Respekt für ihren Mut und die unaufhaltsame Mühe und Arbeit auszudrücken.
Das Engagement der Familie Bähre ist ungebrochen. Ich habe es persönlich mitbekommen, wie Jasmin Bähre nächtelang die Familien aus dem Flüchtlingsheim von Lemberg den bereits in den Startlöchern stehenden Familien, die sie Vorfeld in Essen und Umgebung ermittelte, nach der Registrierung zugewiesen hatte."
Aktuell steht der nächste Transport an. Woher nimmt das Ehepaar die Kraft für die unermüdliche Organisation und Durchführung? Jasmin Bähre: "Ganz ehrlich? Das weiß ich manchmal auch nicht. Aber die Möglichkeit, zumindest einigen Menschen helfen zu können, motiviert uns immer wieder aufs Neue." Nicht minder engagiert sind Barbara und Tom Wildenhain aus Heidhausen. Beide helfen und betreuen seit über drei Jahrzehnten Flüchtlinge. Wie alles begann, berichtet Barbara Wildenhain: "Unser erster Kontakt zu Flüchtlingen fand vor 30 Jahren statt. Unser Sohn war im ersten Schuljahr, als zwei Flüchtlingskinder in seine Klasse kamen und er sich mit ihnen anfreundete. Im nächsten Jahr bekam auch unsere Tochter drei Kinder in ihre Klasse." So kam es zum Kontakt zum ehemaligen Flüchtlingsheim in Werden an der Brückstraße. Die Verbindungen von damals sind erhalten geblieben. Eines dieser Kinder ist heute selbst Familienvater und lebt in Italien.
Zuerst engagierte sich Tom Wildenhain im Rahmen eines Ökumenischen Arbeitskreises, der sich um Hausaufgabenhilfe kümmerte. Bald kamen auch die Erwachsenen dazu, die Hilfe bei den Behörden benötigten. Tom Wildenhain: "Als der Balkankrieg vorbei war, wurde die Arbeit weniger. Viele Flüchtlinge gingen zurück, einige sind bis heute geblieben. In den folgenden Jahren kümmerte ich mich intensiver um Einzelfälle. Als die große Flüchtlingswelle aus Syrien kam, wurde ich gefragt, ob ich mich auch um junge Syrer kümmern könne. Dazu kamen später noch ein minderjähriger Bruder und ein Cousin." Seit einigen Wochen betreut er intensiv einen Flüchtling aus Afghanistan und einen aus der Ukraine geflüchteten Iraker. Die Arbeit mit den Flüchtlingen hat sich laut dem Ehepaar gewandelt. Während es in den 90er-Jahren oft um den gesicherten Aufenthalt ging, geht es heute um Wohnungssuche und um die Suche nach Arbeit sowie um Schuldenbekämpfung. "Obwohl wir inzwischen Rentner sind, gibt es keine Langeweile", erklärt Barbara Wildenhain mit einem Augenzwinkern. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie zehn Wohnungen für Flüchtlinge gesucht, renoviert und eingerichtet. Immer ehrenamtlich und in Eigenregie.