Essen.. Ab nächstem Sommer soll sie vorübergehend als Zweigstelle der Steeler Hauptschule weitergeführt werden. Dann nur noch drei Hauptschulen in Essen

Die katholische Hauptschule Katernberg soll nächsten Sommer als eigenständige Schule aufgelöst und vorübergehend als Zweigstelle der Steeler Hauptschule weitergeführt werden. Das sieht eine Vorlage der Schulverwaltung vor, die Ende November vom Rat beschlossen werden soll.

Damit würde sich die Zahl der städtischen Hauptschulen, die im nächsten Jahr noch Eingangsklassen bilden, weiter verringern – von derzeit vier auf drei. Zuletzt war beschlossen worden, die Hauptschule an der Bischoffstraße (Altenessen) schrittweise auslaufen zu lassen. Sie hat in diesem Jahr erstmals keine Fünfer mehr aufgenommen.

Hauptschulen erleiden gegenwärtig das tragische und paradoxe Schicksal, einerseits so dringend benötigt zu werden wie nie – gleichzeitig werden sie von den Eltern nicht mehr gewollt. Vor zehn Jahren gab es fast 5000 Hauptschüler in Essen, zuletzt lag deren Zahl deutlich unter 2000.

Einstiegsschule für Flüchtlinge

Für dieses Schuljahr wurden nur noch 1,9 Prozent der Viertklässler an einer Hauptschule angemeldet. „Sie ist als Schulform nicht mehr nachgefragt“, konstatiert der städtische Schulentwicklungsplan in bemerkenswerter Deutlichkeit. Der Plan wurde im Oktober erstmals vorgestellt. Alle anderen Schulformen, heißt es darin, sollten sich darauf einstellen, „dass es diese Schulform bald nicht mehr geben wird.“

Wie sagte schon vor Jahren Schuldezernent Peter Renzel, der in seiner Jugend selbst die damalige Adelkamp-Hauptschule in Frohnhausen besucht hat? Auch wenn es die Schulform eines Tages nicht mehr gibt – „die Schüler“, so Renzel, „gibt es weiterhin.“

Heute wissen wir, dass mehr Schüler denn je in der Stadt sind, für die die Hauptschule, zumindest am Anfang, eigentlich die beste Schule sein müsste – Stichwort Flüchtlinge, zum Beispiel. Bis zum September nahmen die Hauptschulen mehr Seiteneinsteiger auf, also Schüler ohne ein Wort Deutsch, als jede andere weiterführende Schulform in Essen.

Nur neun Schüler in Altenessen angemeldet

Und auch beim Thema Inklusion, dem Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderungen, gingen die Hauptschulen schon sehr früh in Vorleistung. Da hatte das Wort von der Unesco-Konvention, dass auch ein Kind mit Behinderungen Recht auf einen Platz an einer Regelschule haben müsse, noch gar nicht die große Runde gemacht. Tatsächlich sind es heute die Seiteneinsteiger und Schüler mit Behinderungen, die Standorte wie dem an der Bischoffstraße noch ein provisorisches Überleben ermöglichen.

Dort, in Altenessen, waren zu diesem Schuljahr gerade mal regulär neun Schüler angemeldet worden. 36 müssen es laut Gesetz sein. Mindestens. Und zwar ohne die Seiteneinsteiger oder Inklusions-Schüler. Doch gerade wegen dieser Kinder, heißt es auch im Schulentwicklungsplan, seien Hauptschulen in Essen weiter „unverzichtbar“.

Und so wird bei jeder Hauptschule, die zumindest als eigenständiger Standort zu Grabe getragen wird, von allen Beteiligten stets gebetsmühlenartig wiederholt, wie wertvoll die pädagogische Arbeit sei, die dort geleistet wurde und wird; und wie sehr den Hauptschulen ganz allgemein die Anerkennung fehle. Am langsamen Sterben der Hauptschulen ändert es nichts. In Essen sind es bald nur noch drei.